Dieselgate: Bundeskanzlerin abgetaucht
Seite 2: Parteien am Tropf der Autoindustrie
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Fragen über Fragen, denen sich die Verantwortlichen immer noch nicht stellen wollen. Auf dem Diesel-Gipfel bleiben Industrie, Regierung und Gewerkschaften unter sich. Umwelt- und Verbraucherschützer wurden nicht eingeladen.
Kurz vor den Wahlen versucht man ziemlich verkrampft, den Deckel auf dem Skandal zu halten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dem ganzen fern bleiben, damit auch ja kein Wähler auf die Idee kommt, die Frau mit Richtlinienkompetenz könnte vielleicht den Bundesverkehrsminister anweisen, endlich die Reißleine zu ziehen, für Aufklärung zu sorgen, die Unternehmen an ihre Verantwortung gegenüber dem Gesetz und den Käufern zu erinnern und den Weg frei zu machen für einen zügigen Umbau der Produktion.
Doch weit gefehlt. Und wenn man sich die Liste der Großspender der Regierungsparteien anschaut, ist das alles auch nicht so besonders rätselhaft. In den letzten 15 Jahren erhielt die CDU nach Angaben des Spiegels von Daimler bzw. DaimlerChrysler 2,1 Millionen Euro und von BMW 0,83 Millionen Euro. In die Kassen der CSU flossen von BMW 1,44 Millionen Euro. Bei der SPD waren es zwei Millionen Euro von der Daimler bzw. DaimlerChrysler AG und 1,05 Millionen Euro von BMW.
Am Rande sei erwähnt, dass alle drei Parteien weitere Großspenden von diversen namhaften Banken, der Metall- und Elektroindustrie sowie den einschlägigen Energiekonzernen bekamen. Die CDU - mit Abstand die erfolgreichste Spendeneinsammlerin - erhielt in diesem Zeitraum außerdem im erheblichen Umfang Zuwendungen von bekannten Großaktionären wie Stefan Quandt (0,93 Millionen Euro), Susanne Klatten (0,92 Millionen Euro) und Johanna Quandt (0,83 Millionen Euro), die 2015 verstorbene Mutter der beiden. Die beiden Erstgenannten gelten als die reichsten Deutschen und sind unter anderem Großaktionäre bei BMW.
Man darf gespannt sein, wie der Diesel-Krimi in den nächsten Monaten weiter geht. Mit einiger Sicherheit wird das große Erwachen erst nach der Bundestagswahl kommen, aber in den USA ziehen sich bereits neue Wolken über den deutschen Autoherstellern zusammen. Dort könnten die hiesigen Kartellvorwürfe zu Verbraucherklagen und eventuell auch staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führen, wie die Berliner Morgenpost schreibt.
Die Konkurrenz vom Berliner Tagesspiegel attestiert derweil dem Autoland Deutschland einen "Totalschaden". Die "deutsche Schlüsselindustrie" demontiere sich selbst.