Digital Radiohören im Urlaub: Bloß den Notebook nicht vergessen!

Der "World Traveller" von Coding Technologies für Digital Radio Mondiale im Praxistest

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DRM – Digital Radio Mondiale (Opas Radio wird mit neuer Technik wieder aufpoliert) – ist seit längerem als digitale Mittel- und Kurzwelle angekündigt und wird bereits ausgestrahlt, doch Empfänger gab es bisher nur in homöopathischen Dosen. Nun ist der erste Reiseempfänger für jedermann verfügbar – so dieser Jedermann allerdings ein Geek ist, der nur mit Notebook verreist.

Die ersten im Fraunhofer-Institut in Erlangen bereits Ende 2000 zu sehenden funktionierenden DRM-Empfänger waren reine sogenannte "Software-Radios": Auf PCs mit Soundkarte laufende DRM-Dekoder, denen man ein von einem höherwertigen Kommunikationsempfänger abgegriffenes Zwischenfrequenzsignal von typischerweise 12 kHz einspeiste. Die im Vergleich zu normaler Empfängertechnik (typisch 455 kHz für AM, 10,7 MHz für FM) sehr niedrige Zwischenfrequenz wurde so gewählt, damit sie von normalen Soundkarten noch verarbeitet werden kann.

RTL-DRM-Empfang auf der klassischen RTL-Kurzwellenfrequenz 6095 kHz

Für Tests des Verfahrens ist dies zwar durchaus praktikabel und für Funkamateure, die bereits einen entsprechenden aufwendigen Empfänger besitzen, ist dies sogar eine recht preisgünstige Lösung, da eine geeignete Dekodersoftware, nämlich das Dream-Projekt der TU Darmstadt, frei im Internet verfügbar ist. Mit Modifikationen kann diese übrigens sogar ein DRM-Sendesignal erzeugen, was bereits für Amateurfunktest in Digitaltechnik verwendet wurde. Allerdings ist der Mikrofonwechsel hier ziemlich langsam – DRM ist wegen der systemimmanenten Verzögerungen von mehreren Sekunden nicht wirklich für Wechselsprechen geeignet, sondern nur für Rundfunk. Klassische Rundfunksendungen sind im Amateurfunk wiederum prinzipiell nicht erlaubt, auch wenn einzelne öffentlich-rechtliche Rundfunksender im Amateurfunk ja unsinnigerweise durchaus eine Bedrohung sehen.

Für den normalen Radiohörer sind diese Lösungen allerdings ungeeignet: Wer außer Funkamateuren oder Computerfreaks will schon statt eines handlichen Reisekurzwellenradios einen vergleichsweise teuren Kommunikationsempfänger und einen Computer in dem Urlaub mitnehmen, nur um einmal abends die deutsche Welle mit Nachrichten von zuhause zu hören? Ein weiteres Problem sind die durch Computernetzteile und Monitore erzeugtem Interferenzen auf Mittel- und Kurzwelle, die den Gedanken, einen Computer beim Radioempfang benutzen zu müssen, nicht gerade attraktiv machen.

Ein Funklabor nimmt nicht jeder gerne mit auf Reisen

Coding Technologies, ein Spin-Off des Fraunhofer-Institus, entwickelte die Kombination aus AAC (Advanced Audio Coding) und SBR (Spectral Band Replication), die Grundlage der DRM-Digitalradioübertragung ist, schließlich zur kommerziellen Serienreife. Allerdings sind die DSP (Digitale Signal Prozessoren)-Chips, die erforderlich sind, um DRM zu dekodieren, noch nicht ausreichend entwickelt: Es geht zwar bereits, doch sowohl Kosten wie Stromverbrauch dieser Lösungen sind noch nicht salonfähig. Das erste DRM-Kofferradio von Coding Technologies selbst war ohnehin ein unverkäufliches Muster, das nur auf Ausstellungen zu sehen war. Bei dem tatsächlich für 600 bis 800 Euro käuflichen zweiten Gerät von Mayah ist der Stromverbrauch immer noch so hoch, dass man erst gar kein Batteriefach vorsah und das Gerät nur aus dem Stromnetz gespeist werden kann.

Langfristig sollen DRM-Radios für 100 Euro verfügbar sein – zu Weihnachten 2005 will RTL einen DRM-Empfänger für 150 Euro anbieten. Die erste kommerziell lieferbare und bezahlbare Lösung kommt nun aber wieder von Coding Technologies: Der DRM World Traveller kann nun für den optisch beeindruckenden Preis von 199 Euro per Fax bestellt werden. Allerdings handelt es sich hier um eine kleine Mogelei, nämlich einen Netto-Preis; mit der unvermeidlichen Mehrwertsteuer liegt der Gerätepreis in Deutschland bereits bei 230,84 Euro.

Antenne, USB-Kabel, Software und Kopfhörer (nicht im Lieferumfang): Das ist neben dem Notebook alles, was auf eine Reise für DRM-Empfang mitzunehmen ist. (Bild: W.D. Roth)

Den günstigeren Preis erkauft sich der als Reiseempfänger gedachte DRM World Traveller nun wie bei der Funkamateur-Lösung durch den Verzicht auf die DSP-Dekoderlogik: Das Gerät enthält zwar neben einem einfachen Frontend für Lang-, Mittel- und Kurzwellen- (150 kHz bis 30 MHz) sowie UKW-Empfang auch einen FPGA und einen Audiochip des Dekoderspezialisten Micronas, doch wird zum Betrieb zwingend ein über USB anzuschließender PC ab 500 MHz Taktfrequenz mit Windows 2000 oder Windows XP benötigt. Ältere Windows-Versionen, Linux oder Mac OS sind nicht verwendbar.

Apple und Linux bekommen nichts zu hören

Das Gerät ist also nur für den attraktiv, der ohnehin schon mit einem relativ neuen Windows-Notebook verreist, beispielsweise, um seine digital geschossenen Bilder abzuspeichern. Dann allerdings ist es mit 11 x 6 x 3 Zentimetern angenehm kompakt und mit 110 Gramm auch leicht: Also angenehm für Flugreisen, sofern beim Einchecken am Flughafen nicht – wie beispielsweise in München bei Radios üblich – die Funktion vorgeführt werden muss: Das dürfte auf die Schnelle schwierig werden, da der Empfang im Flughafengebäude unzureichend ist und man hier dem Beamten auch noch Kopfhörer aufsetzen muss.

Die Lieferung von Coding Technologies ist geradezu minimalistisch: Eine weiße Plastikschachtel als Empfänger, eine CD, einige Meter Draht mit Klinkenstecker als Antenne und ein USB-Kabel. Ein Handbuch gibt es nicht – das ist auf der CD und auch da nur in Englisch – und ebenso wenig eine Frequenztabelle von DRM-Sendern; diese muss man sich aus dem Web laden. Kein Web – kein Empfang. Sicher sinnvoller als bald veraltete Papierlisten, doch im Urlaub ohne Internetverbindung wenig hilfreich: Zuhause das Gerät schon mal auszupacken, auszuprobieren und die Frequenzliste bei dieser Gelegenheit als Textdatei abzuspeichern ist also ratsam.

Wichtig: Frequenzen schon zuhause abspeichern

Neben dem USB-Port hat der Empfänger noch eine Betriebsanzeige, zwei Antennenanschlüsse für Draht- und Schleifenantennen und einen Kopfhöreranschluss. Letzterer ist sehr angenehm, weil man so den Empfänger vom eventuell akustisch und funktechnisch störenden Computer mittels einer geeigneten USB-Verlängerung bis zu 5 Meter entfernen kann.

Unter XP Professional auf einem 1,4 GHz-Pentium-M-Notebook lief die Installation ohne große Probleme durch – nur das XP-Kompatibilitätslogo fehlte der Software. Man muss die Software allerdings mal wieder zuerst installieren und darf den Empfänger erst dann anschließen, wenn man dazu aufgefordert wird. "Plug and Play" – also erst Empfänger einstecken und dann automatisch die Treiber laden – ist nicht drin.

Danach kann man wählen, welche Antenne man anschließen will und ob man über die Computersoundkarte oder den Kopfhöreranschluss hören will. Die Computerlautsprecher schwiegen im Telepolis-Test allerdings hartnäckig. Ein Verlust war dies jedoch nicht wirklich, denn die 15 bis 25 Prozent CPU-Belastung im DRM-Betrieb führen zusammen mit anderen notwendigen Programmen wie dem Internet-Browser auch beim Pentium-M dazu, dass der CPU-Lüfter des zuvor vorbildlich stillen Geräts empört jaulend anläuft. Das Rauschen und Pfeifen der analogen Kurzwelle kommt nun also durch die Computer-Hintertür doch wieder zustande, sofern man keine Kopfhörer aufsetzt. Zumal manche Notebook-Lautsprecher durch ihre miese Qualität zwar durchaus Ohrenschmerzen verursachen können, man aber schon ohne Lüfter trotzdem kein Wort versteht.

Statt Kurzwellenpfeifen: Lüfterjaulen

Hört man am Kopfhöreranschluss des DRM World Travellers, so ist die Lautstärke allerdings dennoch am PC einzustellen. Dafür wird eine modifizierte Lautstärkeregelung ähnlich der der Soundkarte angezeigt sowie ein Schieberegler direkt in der Programmoberfläche. Letzterer hat nur wenig Nutzwert, da er offensichtlich nicht die Audiostufen des Empfängers steuert, sondern den Dekoder: Er reagiert nur mit starker Verzögerung. Brüllt einem beim Senderwechsel plötzlich eine Station in die Ohren, so hält dies selbst beim Drücken der "Lautsprecher aus"-Taste der Software noch etliche Sekunden unvermindert an.

Überhaupt muss man sich bei DRM – bedingt durch die aufwendige Kodierung und Verschränkung der digitalen Daten, mit der man Probleme mit Flatterfading und Mehrwegeempfang aus dem Wege geht – auf deutlich verzögerte Reaktionen gefasst machen: Wird ein DRM-Sender empfangen, so dauert es auch bei besten Bedingungen eine Weile, bis auch etwas zu hören ist; ebenso spielt der Empfänger noch eine Zeitlang ungerührt weiter, wenn man ihm die Antenne absteckt. Wer per DRM ein Fußballspiel verfolgt, sollte sich also nicht wundern, wenn die Nachbarn bereits johlen, während sein Radiomoderator noch etwas von "das schaut aber gefährlich aus" erzählt – und auch nicht gerade Uhren nach dem Gongschlag der Nachrichten stellen.

Neben DRM kann das Gerät auch normale Lang-, Mittel- und Kurzwellenausstrahlungen in AM sowie FM Stereo im üblichen UKW-Bereich empfangen. Die Bedienung ist allerdings spartanisch: Die Frequenz muss direkt eingetippt werden. Auf UKW gibt es noch einen einfachen Suchlauf, der leere Frequenzen überspringt – die es heute natürlich nur noch selten gibt –; in den AM-Bereichen kann dagegen nur in 1-kHz-Schritten weitergeschaltet werden, was auf Kurzwelle ein abendfüllendes Vergnügen darstellen dürfte.

Die Bedienung ist für einen computergesteuerten Empfänger enttäuschend

Auch DRM-Sender sind manuell einzugeben; hat der Empfang zumindest soweit geklappt, dass das Gerät die Stationskennung auswerten konnte, so können diese Stationen dann mit Namen und selbst wählbaren Ergänzungen auf Stationstasten gelegt werden. Allerdings gibt es unverständlicherweise – denn im Notebook dürfte Speicherplatz kein Problem sein – nur acht hiervon; diese sind schon mit den nach Uhrzeit verschiedenen Empfangsmöglichkeiten der deutschen Welle komplett belegt.

Dass der Empfänger auf Kurzwelle selbst im 75-Meter-Band bereits an der mitgelieferten Draht-Wurfantenne übersteuert, wird nach einem Mausklick auf den "Local"-Schalter unmittelbar sichtbar

Der "Experten-Modus" liefert alle über den Stationsnamen selbst hinausgehenden Informationen wie Signal-Störabstand, gesendete Bitrate und Betriebsart und ein Spektrum des empfangenen Signals. Hieran sieht man auch bei zu schwachen Stationen schnell, ob überhaupt ein DRM-Signal mit seiner charakteristischen rechteckigen Frequenzbelegung empfangen wird oder die Station gerade in normaler AM sendet. Mit Umschalten auf "AM" lässt sich dieses dagegen nicht so leicht klären, weil der Empfänger die Frequenz-Einstellung in AM nicht der in DRM nachführt und umgekehrt.

Ziemlich schnell wurde auch mit der zunächst mal nur im Parterre ausgeworfenen Drahtantenne klar, dass es sich beim DRM World Traveller nicht gerade um ein Meisterstück des Empfängerbaus handelt: Auch wenn keine überstarken Pegel angezeigt werden, war der Störabstand in "Local"-Stellung mit abgesenkter Empfindlichkeit praktisch durchweg besser als in "DX"-Einstellung. Oft genug war dies bereits der Unterschied zwischen Empfang und Schweigen. Und auch bei der optimal empfangenen Station "RTL DRM France" stieg der Störabstand (Signal-Rauschabstand, Signal-to-noise S/N) nie über 25 dB. Selbst bei Messungen bei einem befreundeten Funkamateur konnten hier nicht mehr als 27 dB erreicht werden.

Digitalik hui, Analogik noch pfui

Offensichtlich wurde sich hier zu sehr darauf verlassen, dass die störsichere digitale Dekodierung es schon richten werde. Doch ohne Reserven verstummt der Empfang bei Fading gerne sporadisch – und das dann natürlich immer an den spannendsten Stellen. Der Hersteller gibt einen minimal notwendigen Störabstand von 13 dB an, doch hängt dieser in der Praxis sehr von der seitens des Senders gewählten Kodierung ab: Während bei 14 kbps mono auch mit 8 bis 9 dB noch empfangen werden kann, setzt 20,9 kbps stereo schon unterhalb 20 dB S/N aus – ein Wert, den die deutsche Welle trotz Sichtverbindung zum Sender Wertachtal auf dem DRM World Traveller nicht durchgehend erreicht. Diese variiert zu Testzwecken übrigens über die Stunden übrigens nicht nur die Sendefrequenzen, sondern auch die Kodierung: Nach einer Sendung in "parametrischem Stereo" und einigen Sekunden Tonausfall geht es dann plötzlich in echtem Stereo weiter – oder auch in Telefonqualität.

Drei DRM-Sender der Deutschen Welle und ihre Abstrahl-Richtung: Sines, Portugal (links nach rechts gerichtet); Wertachtal, Deutschland (Rundstrahlung); Trincomalle, Sri Lanka (rechts nach links gerichtet). Das Gebiet innerhalb der roten Linie ist das vorgesehene Hauptempfangsgebiet für DRM-Sendungen. (Bild: Deutsche Welle)

Dabei darf man sich hier akustisch wirklich nicht viel erwarten: Natürlich ist der Klang meist besser als der einer normalen Mittel- oder gar Kurzwellenübertragung und an einem Lautsprecher eines kleinen Reiseempfängers, Radioweckers oder Küchenradios oder auch an einem leise mitlaufenden Autoradio dürfte DRM durchaus akzeptabel sein. Wer jedoch über eine gute Stereoanlage – oder im Fall des DRM World Traveller eben über Kopfhörer – zuhört, merkt den Unterschied: Selbst mit der in einem Kurzwellenkanal maximal zu erwartenden Übertragungsrate von 20,9 kbps klingt der Ton "vermatscht" nach MP3 mit zu geringen Datenraten und selbst bekannte Stimmen wie die Sängerin von Rosenstolz werden nicht immer klar erkannt.

Auf den Stereoeffekt darf man ebenfalls nicht viel geben: Zwar kommt durchaus einmal Musik von halbrechts oder halblinks aus dem Kopfhörer, doch wegen der trotz SBR im Vergleich zu UKW mangelnden Bandbreite wird der Stereoeffekt nicht sehr brilliant. Der Stereo-Mono-Schalter in der DRM World Traveller Software ist hier übrigens absolut wirkungslos.

Die Wahl: Störsicher oder gut klingend?

Schaltet der Sender auf "parametrisches Stereo" mit 17,4 kbps zurück, bleibt dies fast gleich, auch wenn es sich dann nur noch um Pseudo-Stereo handelt, die Tonqualität sinkt jedoch deutlich. In diesem Modus noch klassische Musik übertragen zu wollen, wie die deutsche Welle in ihren Testsendungen, stößt sogar Nicht-Klassik-Hörern auf. Dafür steigt die Empfindlichkeit, da nun tatsächlich die im Prospekt angegebenen 13 db S/N zum Empfang reichen. Für Magazinsendungen mit hohem Wortanteil ist dieser Modus durchaus akzeptabel.

Grausam wird es jedoch bei 14 kbps mono: Hier ist zwar maximale Empfindlichkeit, doch nur noch mufflige Telefonqualität geboten, bei der schon das Sprachverständnis leidet und Musik zur Zumutung wird – ein Vorteil gegenüber der analogen AM ist hier lediglich noch die Störungsfreiheit. Wie die in DRM ebenfalls geplanten Übertragungsmodi mit mehrsprachiger Sprachübertragung in einem Kanal dann erst klingen mögen, mag man hier gar nicht mehr so genau wissen; zum Testzeitpunkt wurden sie jedenfalls noch nicht ausgestrahlt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kombinationen von Notebooks und Empfängern, von Desktop-Computern mit Röhrenmonitoren ganz zu schweigen, verursachten der Xeron-Notebook oder sein Netzteil übrigens keine Empfangsstörungen. Wohl dagegen ein Satellitenempfänger im gleichen Raum: Sobald dieser auch nur ein Menü anzeigen wollte, sank selbst ohne eingeschalteten Fernseher der Störabstand um über 5 dB und der Empfang setzte aus. Ähnliche Effekte kann man dann im Hotel erwarten, wenn der Nachbar den Fernseher oder den Fön einschaltet – und im Gegensatz zu AM wird die Störung als solche unerkannt bleiben.

Alte Idee, neue Umsetzung: Musik auf Kurzwelle

Doch auch ohne Störungen ist mit dem DRM World Traveller kein Empfang komplett ohne Aussetzer zu erwarten – auch nicht bei RTL oder der bislang am stärksten mit DRM-Sendungen vertretenen deutschen Welle. Immerhin schaltet DRM bei mangelnden Empfangspegeln nicht mit den ekelhaften Pieps-Artefakten anderer digitaler Systeme wie DAB oder DVB ab – es klingt eher, als ob jemand in einem stark hallenden Keller die Tür geschlossen hat. Aber wenn dies mitten im Wetterbericht passiert, so ist dieser natürlich für die Katz. Die Voice of Russia war so wegen starken Fadings trotz durchaus beachtlicher Empfangspegel nicht vernünftig aufzunehmen.

Die Qualität der Musikauswahl von Radio Luxemburg und der neuen deutschen Welle "Radio M" (für Musik) reißen ebenfalls niemanden vom Hocker: Das Motto "Musik aus der Mitte Europas" mit einer Mischung aus Klassik, Jazz und Pop scheint eher "Musik aus der Mitte der Wühlkiste" zu meinen, die mit häufig Modern-Talking-ähnlichen Klängen weder Deutschland noch Europa angemessen kulturell repräsentieren dürfte. In die neue Rolle als Musiksender muss die Station offensichtlich noch hineinwachsen; momentan läuft es ja zugegeben noch unter dem Label "Testsendung". Hier gab es von Piratensendern wie Radio Valentine, Radio Victoria und dem auch heute noch aktiven Radio Marabu bereits weit bessere Musikprogramme auf der Kurzwelle.

Das billige Plastikgehäuse lässt Schlimmstes vermuten, doch ist der Empfänger sehr wohl in einem ordentlich abgeschirmten Gehäuse untergebracht. (Bild: W.D. Roth)

Der Empfänger selbst wird seinem offiziellen Verwendungszweck als preiswerter Urlaubs-Empfänger durchaus gerecht; den Funk-DXer reißt er allerdings nicht vom Hocker: Zwar ist das Gerät trotz des billigen Plastikaussehens ordentlich abgeschirmt, doch beim Messen ließen sich einige deutliche Designschwächen belegen. Hier steht zu hoffen, dass Coding Technologies ebenso wie bei der Software bei den Seriengeräten noch nachbessert – für diesen Preis und vom Entwickler des DRM-Audiokodierungsverfahrens erwartet man mehr als nur eine "Demoversion".

Alternativen für Elektronik- und Funkbastler

Eine Lösung mit besseren Empfangseigenschaften, allerdings zu etwas höherem Preis und nicht anschlussfertig, sondern mit funktechnischer Bastelarbeit und eigener Anpassung der Dream-Software verbunden ist der DRT1 von Sat Schneider. Für den reinen DRM-Empfang der deutschen Welle Wertachtal auf 3995 kHz geht es sogar noch günstiger, allerdings kann dann eben nur ein Sender nur zu bestimmten Tageszeiten gehört werden und auch nicht weltweit. Zudem sind diese beiden Lösungen wirklich nur für Funkamateure oder funktechnisch ähnlich kenntnisreiche Personen geeignet; reine Computer-Cracks dürften hier scheitern.

Wer allerdings ein schönes kleines Reiseradio mit Lautsprecher und DRM-Empfang möchte, für das kein Computer benötigt wird oder gar an ein DRM-Radio für Schlafzimmer oder Küche denkt, wird sich noch eine Weile gedulden müssen.