Diplomatische Krise: Polizei in Ecuador stürmt Botschaft von Mexiko und verhaftet Politiker
Ehemaliger Vizepräsident gewaltsam aus Botschaft geholt. Mexiko bricht Beziehungen ab. Was folgt auf den Eklat?
Nach der Erstürmung ihrer Botschaft in Quito hat die mexikanische Regierung die diplomatischen Beziehungen mit Ecuador abgebrochen. Am Freitagabend ist die ecuadorianische Polizei gewaltsam in die Landesvertretung eingedrungen, um den ehemaligen ecuadorianischen Vizepräsidenten Jorge Glas festgenommen.
Glas hatte in der Botschaft politisches Asyl beantragt, so die mexikanische Regierung. Bei dem Angriff auf das völkerrechtlich geschützte Botschaftsgebäude wurden auch mexikanische Diplomaten angegriffen und verletzt.
Mexiko gewährt Asyl, Ecuador reagiert
Jorge Glas, der bereits zweimal wegen Korruption verurteilt wurde, hatte behauptet, Opfer politisch motivierter Ermittlungen des ecuadorianischen Generalstaatsanwalts zu sein. Am Freitagnachmittag hatte ihm die mexikanische Regierung unter Präsident Andrés Manuel López Obrador politisches Asyl gewährt.
López Obrador war als Vertreter der lateinamerikanischen Linken ein Verbündeter des ehemaligen ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa, der 2017 aus dem Amt geschieden ist. Correa kommentierte die Entscheidung der rechtsgerichteten Regierung seines Landes mit deutlichen Worten:
Was Noboas Regierung getan hat, ist beispiellos in der lateinamerikanischen Geschichte. Nicht einmal in den schlimmsten Diktaturen wurde die Botschaft eines Landes geschändet. Wir leben nicht in einem Rechtsstaat, sondern in einem Staat der Barbarei, mit einem improvisierten Mann, der das Heimatland mit einer seiner Bananenplantagen verwechselt. Wir machen Daniel Noboa für die Sicherheit und die physische und psychische Unversehrtheit des ehemaligen Vizepräsidenten Jorge Glas verantwortlich. Wir entschuldigen uns bei Mexiko, seinem Volk und seiner Regierung und bringen ihnen unsere ewige Bewunderung entgegen. Hasta la victoria siempre!
Rafael Correa
Die Beziehungen zwischen Mexiko und Ecuador waren schon vor dem Angriff auf die Botschaft belastet. López Obrador hatte dem rechtsgerichteten ecuadorianischen Präsidenten Daniel Noboa vorgeworfen, die Wahl im Oktober durch die Schaffung "eines Klimas der Angst" gewonnen zu haben.
López Obrador bezog sich damit auf die Ermordung des bekannten Kandidaten und Antikorruptionskämpfers Fernando Villavicencio während des Wahlkampfes. Die Tat wird Drogenkartellen angelastet. Als Reaktion auf López Obradors Äußerungen erklärte Ecuador die mexikanische Botschafterin Raquel Serur Smeke zur unerwünschten Person.
Eskalation am Freitagabend
Die Spannungen zwischen den beiden Ländern verschärften sich am Freitagabend. Nach Angaben von López Obrador drang die ecuadorianische Polizei gewaltsam in die mexikanische Botschaft in Quito ein, um den ehemaligen Vizepräsidenten zu verhaften. Die ecuadorianischen Behörden bestätigten die Festnahme von Glas. Bilder zeigen schwer bewaffnete Polizisten.
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Die ecuadorianische Regierung erklärte in einer Stellungnahme, dass "kein Straftäter als politisch Verfolgter betrachtet werden kann". Sie warf Mexiko vor, die "Immunität und Privilegien" seiner Botschaft missbraucht zu haben.
Mexiko bricht diplomatische Beziehungen ab
Als Reaktion auf den Vorfall brach Mexiko am Freitagabend die diplomatischen Beziehungen zu Ecuador ab. López Obrador bezeichnete den Vorfall auf Twitter als "eklatante Verletzung des Völkerrechts und der mexikanischen Souveränität". Er habe seine Außenministerin Alicia Bárcena angewiesen, "sofort die Aussetzung der Beziehungen zur ecuadorianischen Regierung" aufgrund des "autoritären Aktes" zu erklären.
Ecuador kämpft derzeit gegen einen Anstieg der Gewalt, der auf Drogenhändler zurückgeführt wird, die um den boomenden Kokainhandel von Kolumbien nach Europa und Südamerika kämpfen.
Trotz des Vorfalls hat López Obrador im Allgemeinen ein pragmatisches Verhältnis zu den Vereinigten Staaten, dem wichtigsten Handelspartner Mexikos, aufrechterhalten. Allerdings hat er sich mit mehreren konservativen Regierungen in Lateinamerika angelegt. Die Regierungen von Peru und Bolivien haben ihre Botschafter wegen kritischer Äußerungen des mexikanischen Führers bereits abgezogen.