Donald Trump mit Humor besiegen?

Kinder vor alkoholischen Getränken

Kinder vor alkoholischen Getränken. Grafik: KI

Querdenken in Berlin, US-amerikanischer Boxwahlkampf und ein Psychologe veräppelt leichtgläubige Twitterer. Kommen die Inhalte zu kurz?

Die Berichterstattung zum Wahlkampf um die US-Präsidentschaft gleicht weniger der Betrachtung eines Pferderennens ("horse race journalism) als der eines Boxkampfs. Der Spiegel sagt in dazu seinem Briefing vom 4. August 2024:

Lässt sich Donald Trump mit Humor besiegen? Mit mildem Spott, mit Witz? Ihn als das zu bezeichnen, was er ist – ein Rassist, ein Sexist, ein Anti-Demokrat –, hat seine Siegchancen kaum geschmälert. Nun tun die Demokraten ihn seit Tagen milde lächelnd als Sonderling ab. Als »weird«, was sich je nach Kontext mit schräg, sonderbar oder unangenehm übersetzen lässt.

Thorsten Dörting, Spiegel-Chefredaktion

Pferderennen oder Boxkampf?

Ein ähnlicher Blickwinkel findet sich in vielen Medien. Die kolportierten Boxkämpfe werden dabei natürlich nicht mit Fäusten, sondern mit Worten geführt.

Um einen großen Fernsehfight der beiden Kandidaten Kamala Harris und Donald Trump gibt es noch viel Gerangel: "Macht Trump Spielchen mit Harris?"

Wenn es bei einer solchen TV-Debatte, die derzeit für den 4. September im Sender Fox News vorgesehen ist, um Sachfragen gehen wird, könnten endlich wieder die Wähler am Zug sein.

TV-Debatte mit Harris und Trump

Dann kämpfen nicht die Präsidentschaftskandidaten gegeneinander, sondern die Bürger entscheiden, welche Positionen sie unterm Strich am meisten oder ehesten überzeugen. Kein Pferderennen, kein Boxkampf - sondern eine Wahl.

Doch noch dominiert die medial inszenierte Show: "Deutsche Medien berichten zu sehr über Trump, Biden, Harris und blicken zu wenig auf Inhalte dahinter", kündigt der Deutschlandfunk seine entsprechende Ausgabe des Podcasts "Nach Redaktionsschluss" an, in der es wie immer um die Kritik eines Hörers geht, die in diesem Satz zusammengefasst wird. Spoiler: USA-Korrespondentin Doris Simon findet nicht, dass Inhalte bisher zu kurz gekommen sind.

Aber wie hier schon mal geschrieben kann sich jeder selbst fragen, wie viel er eigentlich von amerikanischer Politik und den Details verschiedener Positionen weiß.

Berliner Querdenken-Demo

Am Samstag fand in Berlin wieder eine Kundgebung mit Querdenken-711-Gründer Michael Ballweg statt. Der Demonstrationszug dahin war von Querdenken-30 angemeldet worden, also der Berliner Gruppe. Die Bezeichnung 'Querdenker-Veranstaltung' ist also mal zutreffend.

Aufmerksamkeit wie in den Corona-Jahren war den Veranstaltungen mit rund 10.000 Teilnehmern (die Angaben unterscheiden sich wie üblich je nach Quelle) nicht vergönnt. Unter dem Titel "Freiheit, Frieden, Freude" konnte wahrlich vieles gepackt werden ‒ und das wurde es auch.

Dass es auch Gegenprotest gab, wurde durchgängig vermeldet, hierbei allerdings stets ohne Zahlenangabe. Nach Bildern und teilweise eigener Beobachtung dürften es wenige hundert Teilnehmer gewesen sein. Nennenswerte Zwischenfälle gab es nicht. Der RBB schaffte gleichwohl einen Link zu Gewalt, indem er in einem einminütigen Filmbeitrag daran 'erinnerte':

Vor vier Jahren, im August 2020, demonstrierten Kritiker:innen von Corona-Maßnahmen in Berlin. Sie versuchten dabei, das Reichstagsgebäude zu stürmen.

RBB-Kurzfilm mit Textbinden, 3. August 2024

Diese falsche Aussage scheint sich ins kollektive Gedächtnis des deutschen Journalismus eingebrannt zu haben. Fakt ist: Die damalige Veranstaltung vor dem Bundestag hatte nichts mit der Großdemo zu tun, sogar laut Verfassungsschutz. Der Spiegel wundert sich in seinem Bericht:

Die Pandemie ist längst beendet, doch am Samstag zogen einmal mehr Tausende Impfgegner durch Berlin.

"Sie sind wieder da! 'Querdenker' demonstrieren in Berlin." Spiegel, 3. August 2024

Die Überschrift erinnert dabei sicher nur zufällig an ein Buch, das auch als Film erfolgreich war.

Warum die Corona-Zeit immer noch für viele Menschen ein Thema ist, zeigen nicht nur die RKI-Files und die Debatten darum, sondern vor allem viele persönliche Berichte, wie dieser von Roberto De Lapuente.

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