Drei Jahre Pandemie im Spiegel der Übersterblichkeitsstatistik
Seite 6: Abschließendes Fazit: Der "Schwedische Sonderweg" hat sich bewährt
- Drei Jahre Pandemie im Spiegel der Übersterblichkeitsstatistik
- Konvergenz der Übersterblichkeit im Zeitverlauf: 37 grau gescheckte Schafe
- Haben die Kontaktbeschränkungen geholfen?
- Haben die Impfungen geholfen?
- Wie erklären sich denn nun die Unterschiede?
- Abschließendes Fazit: Der "Schwedische Sonderweg" hat sich bewährt
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Verglichen mit ärmeren OECD-Ländern ist Deutschland bis jetzt recht gut durch die Pandemie gekommen. Insofern muss man den Mainstream-Experten recht geben, die dies in den Mainstream-Medien verkünden. Aber deswegen muss sich niemand auf die Schultern klopfen und dieses Ergebnis einer besonders klugen oder vorsichtigen Politik oder einer besonders gut beratenen Bevölkerung zurechnen.
Denn verglichen mit den Ländern auf dem gleichen sozio-ökonomischen Entwicklungsstand (HDI) hat Deutschland ganz normal abgeschnitten; und sogar einen halben Prozentpunkt Übersterblichkeit schlechter als Schweden, das im HDI gleichauf und exakt auf der Regressionslinie, also im Mittel liegt (vgl. oben Abbildung 7).
Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Jahr 2022: Viele der anfänglichen Musterschüler von No-Covid, so auch Deutschland, hatten in diesem Jahr eine gestiegene Übersterblichkeit zu verbuchen, während Länder mit hohen Sterblichkeitszahlen während der ersten beiden Jahre nun schon zur Normalität zurückgekehrt waren. Dies geschah weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.
Die anfangs viel beachteten Unterschiede in den hoheitlich angeordneten Kontaktbeschränkungen haben für die Übersterblichkeitsstatistik keine nachweisliche Rolle gespielt. Wenn man in Rechnung stellt, dass Nachbarländer häufig ungefähr gleich abgeschnitten haben, sind zunächst natürliche Faktoren zur Erklärung heranzuziehen: Die Ansteckungswellen kamen und gingen und brachten mal mehr und mal weniger gefährliche Varianten mit sich.
Da die Ansteckungswellen aus bisher noch wenig geklärter Ursache mit den Jahreszeiten korrespondieren, traf es die Länder in den Tropen und auf der Südhalbkugel oft anders als Länder auf der Nordhalbkugel. Genetische Faktoren und Kreuzimmunitäten in der Bevölkerung können – wie bei allen Pandemien – ebenfalls eine Rolle spielen.
Der größte Teil (ca. 60 Prozent) der beobachteten Unterschiede in der Übersterblichkeit wird jedoch statistisch durch den sozio-ökonomischen Entwicklungsstand (HDI) erklärt. Die Länder mit höherem HDI haben mehr geimpft und haben weniger Vorerkrankungen, weshalb die Menschen hier im Schnitt offenbar weniger schwer erkrankt sind.
Aber diese Zwischenglieder erklären wiederum auch nur einen Teil des negativen Zusammenhangs zwischen Übersterblichkeit und HDI. Auf Basis der bisherigen Auswertungen können wir für den Rest nur spekulieren: In wohlhabenden Ländern wie Schweden oder Deutschland können es sich die Bürger eher leisten, Schutzmaßnahmen gleich welcher Art zu ergreifen, als in Kolumbien und Mexiko.
Unterstützt werden sie dabei auch von den wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen ihrer Regierungen, die in den wohlhabenderen und egalitäreren Ländern wahrscheinlich großzügiger ausgefallen sind als in armen und wirtschaftsliberalen Ländern.
Entsprechende Daten liegen vor und wären noch auszuwerten. Bildung und hohe Lebenserwartung, die beide positiv in den HDI einfließen, könnten mit stärkeren Motivationen zum Schutz der eigenen Gesundheit einhergehen. Besonders autoritäre Regierungsmaßnahmen sind dabei weder erforderlich noch sonderlich hilfreich.
Jens Spahn, bis Ende 2021 Gesundheitsminister in Deutschland, hat den Satz geprägt, dass "wir uns nach der Pandemie viel verzeihen müssen". Dazu befragt, inwieweit er nun im Nachhinein um Verzeihung bitten müsste, hat er auf die besonders prekäre Lage der Kinder und Familien verwiesen, die man mit den Corona-Maßnahmen psychisch und physisch schwer belastet hätte. Besonders kritisch werden in diesem Zusammenhang in jüngerer Zeit immer wieder die extrem langen Schulschließungen in Deutschland angesprochen.
Entsprechend müssten nun alle, die einstmals den "Schwedischen Sonderweg" gegeißelt haben, eine Bußprozession zum Büro von Anders Tegnell, dem Architekten dieses Weges in Stockholm, unternehmen. Schweden hat die Familien weit weniger mit Zwangsmaßnahmen belastet und die Schulen für die Kinder und Jugendlichen bis 15 Jahren stets im Präsenzunterricht offen gelassen. Offenbar hat sich für Schweden die besonnene Haltung während der Pandemie am Ende ausgezahlt.
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