Energiebedarf schlägt Umweltschutz

Seite 2: Energienotlage: Rauchgasentschwefelung nicht mehr so wichtig

Inzwischen setzen Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer dem deutschen Wald sichtbarer zu, als das Waldsterben, das vom sauren Regen verursacht wurde, der seinen Ursprung in den Abgasen großer thermischer Kraftwerke hatte.

Mit einer effizienten Rauchgasentschwefelung konnte man dem sauren Regen Einhalt gebieten. Für die Rauchgasbehandlung benötigte man jedoch einen Gasanschluss und ordentliche Mengen Branntkalk, der in der Entschwefelung dann in Gips umgewandelt wurde und als Gipskartonplatte zum gefragten Baustoff mutierte.

Mit der politischen Entscheidung, stillgelegte Steinkohlekraftwerke wieder anzuwerfen, die in der Nähe ehemaliger Steinkohlezechen entstanden waren, wollte man die Stromlücke schließen. Nach dem Entschluss stellte man allerdings fest, dass der Brennstoff heute dort nicht mehr abgebaut wird, weil sein Preis um 180 Euro pro Tonne über dem Weltmarktpreis lag.

Der Wassermangel in den Flüssen führte dann dazu, dass man auf die Bahn ausweichen musste, die jedoch schnell eine Mangellage bei den inzwischen verkauften oder verschrotteten Eisenbahnwaggons konstatierte. Als man die ausgelagerten Waggons wieder im Lande hatte, stellte man fest, dass der Trassenabbau für Kohlezüge keinen Platz mehr vorgesehen hatte.

Als Folge wurden Kohlezüge priorisiert und durften auch mit alten lärmenden, eigentlich verbotenen Bremsen wieder auf die Strecke. Der Schlaf der Anlieger war plötzlich wieder weniger relevant und der Zeitplan der wartenden ICE-Passagiere musste sich der Energienotlage ebenso unterordnen.

Dass man Rauchgas in Deutschland entschwefeln und man den Branntkalk irgendwie herbeischaffen muss, wurde in der Öffentlichkeit bislang noch nicht bemerkt.

Zur Rettung vor dem Blackout hat hier die Politik allerdings schnell reagiert.

Eine Sprecherin des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerium stellte hierzu fest:

Die Abgasreinigung ist von zentraler Bedeutung für die Luftreinhaltung. Es ist daher ein wichtiges Ziel der Bundesregierung, Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten beziehungsweise zu schaffen, welche eine ausreichende Verfügbarkeit von Betriebsmitteln auch für die Abgasreinigung gewährleisten.

Durch das Vierzehnte Gesetz zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes wurden jedoch vorsorglich auch Regelungen geschaffen, die es den zuständigen Behörden erlauben, im Falle eines umfassenden Beschaffungsnotstandes temporär auch einen Betrieb ohne(!) oder mit einer reduzierten Abgasreinigung zuzulassen, soweit die Entstehung schädlicher Umwelteinwirkungen ausgeschlossen ist.

Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerium

Bringt die Angst vor dem Blackout die Umwelt zur Strecke?

Der befürchtete schleichende Chemieunfall in Wilhelmshaven, die geplant Freigabe der Öl- und Gasförderung in Nord- und Ostsee und die bayrischen Forderungen, den Widerstand gegen unkonventionelles Fracking in Deutschland aufzugeben, wenn es in Niedersachsen stattfindet und das heimische Grundwasser nicht bedroht, lassen befürchten, dass sich inzwischen die Meinung breitmacht, dass man ohne Strom nicht leben könne, die Umwelt jedoch wieder deutlich weniger Bedeutung hat.

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