"Entmenschlichung der Entscheidung über Leben und Tod"

Seite 3: Keine ferne Dystopie

Diese Szenarien sind keine ferne Dystopie – im Juni dieses Jahres haben die Vereinten Nationen in einem Bericht bekannt gegeben, dass in Libyen vermutlich eine Drohne einen vollautonomen Angriff durchgeführt hat. Sicher bestätigen, ob dieser Angriff tatsächlich von einer vollautonomen Waffe durchgeführt wurde, konnten die Vereinten Nationen nicht.

Dieser Vorfall zeigt exemplarisch: Mit einer Verbreitung von bewaffneten Drohnen ist die globale Ausweitung autonomer Waffen auch über die technologisch führenden Staaten hinaus absehbar und bisher weder zu kontrollieren noch zu stoppen.

Eine Nicht-Bewaffnung von Drohnen kann politisch entschieden und auf internationaler Ebene kontrolliert werden, die schleichende Entwicklung hin zu immer autonomeren Waffen aufgrund immer komplexerer Algorithmen ist dagegen ein intransparenter Prozess, der sich weitgehend der Möglichkeit öffentlich-demokratischer, geschweige denn internationaler Kontrolle entzieht.

Angesichts der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist die Entwicklung und Verbreitung von modernen bewaffneten Drohnen der Dammbruch für einen globalen Rüstungswettlauf hin zu autonomer Kriegsführung, der jetzt gestoppt werden kann und muss.

Die Lösung der drängenden Zukunftsfragen macht globale zivile Zusammenarbeit für Sicherheit und menschliche Entwicklung unumgänglich: Ein Bruchteil der Mittel, die aktuell für die Technologisierung und Automatisierung des Krieges verwendet werden, würden ausreichen, um in globalem Ausmaß Sicherheit und menschliche Entwicklung umfassend zu befördern.

Allein das von der französischen, deutschen und spanischen Regierung bis 2040 geplante "Future Combat Air System", ein auf teilautonomen, bewaffneten Drohnen-Schwärmen basierenden Kampfsystem, soll bis zu 500 Milliarden Euro kosten.

Schon die Kosten dieses Projektes entsprechen dem doppelten der Mittel, die nach den Vereinten Nationen jährlich notwendig wären, um weltweit den Hunger zu beenden.

Der Stopp der Ausbreitung von bewaffneten Drohnen und ihre internationale Abrüstung sind für die Realisierung der sozialen wie der politischen Menschenrechte, für eine menschenwürdige Zukunft auf diesem Planeten geboten.

Wir appellieren daher an die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien im Deutschen Bundestag, an die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft: Stoppen Sie die Bewaffnung von Drohnen für die Bundeswehr. Setzen Sie sich für einen sofortigen Stopp der Verbreitung von bewaffneten Drohnen und für eine Ächtung von bewaffneten Drohnen und autonomen Waffensystemen ein.

Gezeichnet:

Forscher*innen der KI und Informatik:

      • Dr. Jakob Foerster, Universität Oxford
      • Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski, Universität Bremen
      • Dr. Maximilian Igl
      • Christian Schroeder de Witt, Universität Oxford
      • Luisa Zintgraf, Universität Oxford
      • Prof. Dr.-Ing. Dorothea Kolossa, Ruhr-Universität Bochum
      • Prof. Dr. Karl Hans Bläsius
      • Prof. Dr. Christoph Dalitz, Hochschule Niederrhein
      • Prof. Dr. Ulrike Erb, Hochschule Bremerhaven
      • Christian Heck, Kunsthochschule für Medien Köln
      • Ao.Univ.Prof.i.R. Dr. Wolfgang Hofkirchner, Technische Universität Wien
      • Aaron Lye, Universität Bremen
      • Prof. Dr. Julia Padberg, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
      • Rainer Rehak, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft Berlin
      • Prof. Dr. Britta Schinzel, Universität Freiburg
      • Prof. Dr. Jörg Siekmann, Universität des Saarlandes
      • Prof. Dr. Andreas Spillner, Hochschule Bremen
      • Prof. Dr. Christian Stary, Johannes Kepler Universität Linz
      • Prof. Dr. Werner Winzerling, Hochschule Fulda
      • Prof. Dr. Eberhard Zehendner, Friedrich-Schiller-Universität Jena
      • Prof.Dr. Wolfgang Coy, Humboldt-Universität zu Berlin
      • Prof. Dr. Prof. h.c. Otthein Herzog, Universität Bremen
      • Prof. Dr. Frieder Nake, Universität Bremen
      • Prof. Dr. Karin Vosseberg, Hochschule Bremerhaven
      • Prof. Tim Rocktäschel, Ph.D., University College London

Weitere Unterstützende:

    • Prof. Dr. Franz Kasper Krönig, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, TH Köln