Extinction Rebellion - Inneneinsichten einer ökopopulistischen Sekte

Seite 5: Rechts/Links - mittige Strategie

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Extinction Rebellion will "beyond politics" sein und verortet sich außerhalb des "Links-Rechts-Spektrums". Besonders die Abgrenzung nach links wird häufig betont. Als Argument hierfür führen AktivistInnen an, man wolle "die bürgerliche Mitte" gewinnen - und die würde ohne diese Abgrenzung abgeschreckt.4 Dennoch ordnen sich die meisten XRlerInnen, mit denen ich zu tun hatte, selber als links ein, manche auch ausdrücklich als linksradikal.

Im Leipziger Telegram-Kanal erscheinen täglich Beiträge, die in jedem linken Aktionskanal auftauchen könnten, wiederholt habe ich Leipziger XR-AktivistInnen auch auf Antifa-Demos getroffen. Ein Aktivist erklärte mir, "man" sei links und auch die zehn Prinzipien seien, bei Lichte betrachtet, sehr links. Das wolle man aber aus strategischen Gründen nicht nach außen vermitteln.

Möglicherweise funktioniert im "postfaktischen Zeitalter" eine derartige Unaufrichtigkeit ja als politische Strategie. Im Ergebnis verliert XR aber potentielle linke BündnispartnerInnen, während das Ausbleiben einer klar antifaschistischen Positionierung eine "Immunisierung" gegen rechts erschwert. Paradoxerweise stößt der Unwille mancher linker Organisationen, der Bewegung Infrastruktur wie Räume zur Verfügung zu stellen, bei den "RebellInnen" auf Unverständnis. Man fühlt sich links und bemerkt nicht, dass die "taktische" Abgrenzung nach links bei Linken nicht so gut ankommt.

Außerhalb Leipzigs tummeln sich aber auch ganz andere Gestalten bei XR. Verschwörungsgläubige sind da ebenso zu finden wie Holocaust-Relativierer oder Leute, die eine Zusammenarbeit mit Nazis befürworten, solange diese nur das Klima retten wollen. Eine tatsächliche Verortung ist also jenseits der Befindlichkeit kaum möglich. Die starken Hierarchien deuten zumindest für die Leipziger Gruppen darauf hin, dass sich zwar Personen als "links" verorten, aber nicht merken, dass sie nicht links, jedenfalls nicht links im Sinne von progressiv und aufgeklärt sind - dazu müsste man auch mal über Inhalte und Strategien reden und ein Verhältnis zu Kritik leben, das über Lippenbekenntnisse hinausgeht, mit denen man sich für Offenheit und Lernbereitschaft feiert.