Fake Science
Seite 4: Fake Peer Review
Allerdings täuschen nicht nur die Predatory Publishers, Elseviers Fake Journals oder die Fake Conferences eine nicht stattfindende Qualitätssicherung vor - auch die Wissenschaftler umgehen diese.
Bei der Schwindelvariante der Fake Peer Review schlagen sich Autoren selbst beim Einreichen von Artikeln zur Publikation in Journalen als Gutachter ihrer Texte vor. Sie begehen dazu einen Identitätsdiebstahl, in dem sie eine Mailadresse, die als Präfix den Namen eines renommierten Kollegen hat, bei einem Anbieter wie Googlemail anlegen. Schlagen sie nun den besagten Kollegen als Gutachter vor und tragen die selbst kontrollierte und nur scheinbar diesem Wissenschaftler zugeordnete Adresse bei der Einreichung ein, geht letztlich ihnen selbst die Aufforderung zur Review zu. Diese wird selbstredend akzeptiert und dem Artikel Publikationsreife attestiert.
Erst im Sommer musste der Wissenschaftsverlag Springer 64 bereits in seinen Zeitschriften publizierte Artikel zurückziehen, da ihre positive Begutachtung Ergebnis einer Fake Peer Review war (Fake Peer Review). Schon 2012 verwies der Chronicle of Higher Education auf solche Praktiken.
Offensichtlich zeichnet sich eine gewisse Professionalisierung der Fake-Peer-Review-Strategie ab: Elizabeth Moylan, Senior Editor for Research Integrity des Verlags BioMed Central (BMC), der selbst bereits Opfer der Masche war, äußert den Verdacht, dass mitunter Firmen, die auch Dienstleistungen wie wissenschaftliches Ghost Writing anbieten, Unterstützung bei der Erstellung von Fake Peer Reviews zu ihrem Portfolio zählen. BMC schaffte übrigens die Option, Gutachter vorschlagen zu können, wieder ab.
Fake Articles
Das vollkommene Unterlassen der Prüfung von Artikeleinreichungen durch Peer Review ist auch ohne Predatory Publishing, Fake Journals oder Fake Conferences anscheinend keine Seltenheit, anders ist kaum zu erklären, dass vorgeblich qualitätsgeprüfte wissenschaftliche Journale oder Konferenzbände immer wieder software-produzierte Nonsens-Artikel publizieren.
Erst im letzten Jahr konnte der Informatiker Cyril Labbé über 120 derartige Machwerke in Zeitschriften und Konferenzbänden der Verlage Springer und IEEE nachweisen. Solche Fake Articles werden meist mit der Software SCIgen erstellt, die beileibe nicht neu ist und bei Journalen bekannt sein sollte, wurde sie doch schon 2005 von Jeremy Stribling, Daniel Aguayo und Maxwell Krohn am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. SCIgen mischt scheinwissenschaftliche Phrasen in syntaktisch sinnvoll erscheinender Art und soll demonstrieren, wie einfach die Peer Review zu überlisten ist.