Fake Science

Seite 6: Fake Science, das liebe Geld und publish or perish

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Es scheint, dass nahezu sämtliche Stadien der Produktion wissenschaftlicher Information, angefangen bei Konferenzen über die Publikation von Texten und die Qualitätsprüfung dieser bis hin zur Impact-Messung, in mehr oder weniger starkem Ausmaß von fingierten (mitunter auch erpressten) Angaben, Informationen oder Angeboten durchdrungen werden - mit dem Effekt eines drohenden Vertrauensverlustes in die Verlässlichkeit vermeintlicher wissenschaftlicher Qualitätsgaranten wie Journalen, Konferenzen, Begutachtungen und Datenbanken.

Den fingierten Angeboten gemein ist, dass sie unmittelbare kommerzielle Interessen verfolgen: Die Betrüger erzielen Gewinne, indem sie Gebühren für die Subskription von Journalen erheben, an denen sie keine Rechte haben, Publikationsgebühren einstreichen, jedoch nie planen, einen Artikel zu publizieren, oder aber die Artikel ohne jede Qualitätsprüfung veröffentlichen. In anderen Fällen fallen Zahlungen für die Einreichung von Abstracts zu Konferenzvorträgen an, ohne dass jemals eine entsprechende Konferenz stattfindet. Oder man setzt eine keinen Qualitätsansprüchen genügende und undurchschaubar zusammengestellte Zitationsdatenbank auf und verspricht Journalen und Verlagen gegen Gebühr eine Indexierung ihrer Inhalte in dieser Datenbank.

Diese kommerziell motovierten Gaunereien profitieren vom Marketingdruck einer von Konkurrenz, Überlebenskämpfen und Spardruck geplagten Wissenschaft (Prekäre Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen). Dieses feindliche Klima im wissenschaftlichen Feld begünstigt auch den Betrug durch unter Identitätsdiebstahl selbstverfasste Reviews, per Software produzierte Fake Articles oder erzwungene Zitate.

Wer keine Beiträge bei Konferenzen oder in impact-starken Zeitschriften nachweisen kann, wird schwerlich in der Wissenschaft überleben - publish or perish, so lautet mehr denn je das Motto für Wissenschaftler. Es produziert die grotesken Phänomene gefakter Wissenschaftskommunikation und beschädigt damit die Vertrauenswürdigkeit der Wissenschaft, die Profiteure sind allein findige Bauernfänger.