Falschmeldung zu Raketeneinschlag in Polen: Guter Geheimdienstglaube?

Seite 2: Deutsche Medien berichten kaum über den Fall

Über wichtige strukturelle Aspekte dieser Falschmeldung war in vielen deutschsprachigen journalistischen Angeboten ohnehin kaum etwas zu erfahren. In Medien wie eben der Washington Post schon eher.

Laut diesem bemerkenswerten Bericht der Zeitung, der offenbar auf Insider-Informationen wiederum aus AP-Kreisen beruht, wurde der 35-Jährige "nach einer kurzen Untersuchung entlassen". LaPorta habe auch der Post gegenüber eine Stellungnahme weiterhin abgelehnt.

Der ehemalige US-Marine, der in Afghanistan gedient habe, sei im April 2020 zu AP gekommen, nachdem er mehrere Jahre als freiberuflicher Reporter gearbeitet habe. Für AP habe er über militärische Angelegenheiten und sogenannte "Fragen der nationalen Sicherheit" berichtet. Es wird deutlich, dass LaPorta als Ex-Militär offenbar sehr dicht dran war an den entsprechenden staatlichen US-Einrichtungen.

Diese persönliche und biografische Nähe, die nicht selten als professioneller Vorteil gesehen wird, weil man sich ja kennt und so die Redaktion an exklusive "Informationen" kommen kann, scheint hier eines der viel zu wenig debattierten Strukturprobleme, wenn wir uns fragen, was zu solchen eskalierenden Nachrichtenlagen führen mag.

Verantwortliche der Associated Press haben es laut Washington Pos abgelehnt, den Journalisten LaPorta als die genaue Quelle des Fehlalarms zu identifizieren. Dennoch wurde er offenbar als Einziger infolge dieser nicht zuletzt medial ausgelösten Krise offiziell und öffentlich bestraft.

Offenbar ist er daher das Bauernopfer dieser Affäre, um weder auf Leitungsebenen noch auf strukturelle Aspekte bei der AP sowie bei staatlichen US-Stellen (Geheimdienste) schauen zu müssen.

Dass dies hochgradig fragwürdig ist mit Blick auf künftige Entwicklungen, zeigen manche Enthüllungen seitens der "Washington Post":

Interne AP-Kommunikationen, die laut dem Post-Beitrag eingesehen wurden, zeigten "einige Verwirrung und Missverständnisse während der Vorbereitung des fehlerhaften Berichts". Der Journalist LaPorta habe innerhalb der AP-Redaktion den angeblichen Hinweis eines angeblichen hochrangigen US-Geheimdienstmitarbeiters in einer E-Mail gegen 13:30 Uhr US-Ostküstenzeit mitgeteilt.

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