Filmvertrieb über Satelliten

Boeing sieht im digitalen Vertrieb von Kinofilmen einen großen Markt und Einsparungen für Verleiher und Kinobetreiber

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Ab nächstem Jahr will Boeing damit beginnen, Filme über Satelliten zu vertreiben. Bis zum Ende von diesem Jahr will das Unternehmen die Technik bei Kinos in zwei amerikanischen Städten testen. Erprobt wurde die digitale Übertragung bereits im November 2000 mit "Bounce" und im März 2001 mit "Spy Kids".

Bislang werden Filme für viel Geld kopiert und die Bänder zu den Kinos auf der ganzen Welt transportiert. Boeing glaubt, mit digitalisierten Filmen, die über Satellit versendet werden, die Kosten erheblich senken zu können, und sieht allein in den USA dafür jährlich einen Markt von einer Milliarde Dollar. Allerdings müssten die etwa 30.000 US-Kinos erst einmal vier Milliarden in die notwendige Technologie investieren, um die Filme herunterladen und mit den neuen Projektoren von Texas Instruments zeigen zu können. Die Erweiterung in den Kino-Bereich mit dem Digital Cinema Network oder Cinema Connexion ist für den Flugzeug- und Satellitenkonzern ein Beispiel, neue Geschäftsgebiete zu erschließen. Ein anderes Beispiel ist Connexion by Boeing, um einen breitbandigen Internetzugang in Flugzeugen zu ermöglichen, mit dem man nicht nur Emails empfangen oder versenden kann, sondern auch umfangreiche Präsentationen. Auch Fernsehempfang wird möglich sein.

Im Fall von "Bounce" dauerte es 10 Stunden, um die 51 Gigabytes über den Satelliten zu übertragen. Aber dann kann der Film nicht nur beliebig oft in derselben Qualität gezeigt werden, sondern er wäre in derselben Zeit auch an beliebig viele Kinos auf der ganzen Welt versendet worden. Die herkömmlichen Filme auf Zelluloid werden durch das wiederholte Vorführen beschädigt, es entstehen Kratzer, der Ton wird schlechter. Das würde alles bei digitalisierten Filmen entfallen, vorausgesetzt natürlich, die Technik funktioniert.

Boeing beabsichtigt, den verschlüsselten digitalen Film über einen Satelliten direkt zu den Kinos oder Bodenstationen oder über ein Glasfaserkabel zu übertragen. Die verschlüsselten Signale werden nach dem Empfang dann wieder in Bilder umgewandelt und können mit den digitalen Projektoren gezeigt werden. Boeing verspricht, dass die Filme ebenso gut gesichert würden, wie die Kommunikation, die im Rahmen der "nationalen Sicherheit", also im militärischen Bereich, stattfindet. Nicht nur den Filmvertrieben und Studios, sondern auch den Kinobetreibern werden "dramatische" Einsparungen durch den digitalen Transport versprochen. Sie würden zudem eine "neue Freiheit und neue Verdienstmöglichkeiten durch Special Events und andere Formen alternativer Inhalte erzielen können". Möglicherweise kommt die digitale Übertragung auch unabhängigen Filmemachern zugute, die dadurch ihre Werke unabhängig von den großen auch besser und billiger vertreiben könnten.