Forencheck: Steigender CO2-Gehalt in der Atmosphäre, Waldbrände und Innendämmungen

Seite 3: Wie schnell lassen sich Wärmepumpen einbauen und Wohnungen von innen dämmen?

Im Artikel "Erneuerbar statt Fossil: 'Schnelle Unabhängigkeit von russischem Gas möglich'" wird Ingo Struckmann, Co-Studienautor des Zero Emission Thinktank, interviewt. Die genannte Studie schlägt u.a. einen schnellen Wechsel von Gasheizungen zu Wärmepumpen und eine Innendämmung von 4,8 Millionen Wohnungen mit einem einfachen Baumarktsystem vor, die durch Freiwilligenteams durchgeführt werden könnte.

In einem Forenkommentar werden Zweifel angemeldet:

(…) Austausch von Gasheizungen durch 330.000 Wärmepumpen für 3,3 Millionen Haushalte

= 20 Jahre

Innendämmung von 4,8 Millionen Haushalten durch ein einfaches Baumarktsystem.

= 10 Jahre

Wo findet man eigentlich etwas zu diesem fabulösen einfachen Innendämm Baumarktsystem?

Woher die Zahlen im Kommentar stammen, ist nicht klar. In Bezug auf den Ersatz von Gasheizungen durch Wärmepumpen, wird in der Studie zunächst erläutert, dass eine Wärmepumpe jeweils 10 Einfamilienhäuser oder 20 Wohnungen versorgen soll, um die Zahl der Installationen zu verringern. 330.000 Wärmepumpen wären etwa doppelt so viele wie letztes Jahr in Deutschland eingebaut wurden.

Würde dies im gleichen Tempo fortgesetzt, käme man also auf einen Installationszeitraum von zwei Jahren. Um diese Idee zu ermöglichen, müssten allerdings auch noch rechtliche Hürden beseitigt werden, damit Nachbarschafts-Energiegemeinschaften gebildet werden können. Die praktische Ausführung der Innendämmung wird wie folgt beschrieben:

Eine einfache Maßnahme ist es, unsere Wohnung oder unser Haus innen zu dämmen. Im Baumarkt über ein 10min Video erklärt. Nicht überall ist das möglich, wie in der Küche mit Kacheln, oder da wo schwere Schränke im Wohnzimmer stehen, da geht es auch nicht so einfach. Aber Dach und Kellerdecke? Das geht. Und eine Außenwand da, wo es einfach geht?

Es geht nicht um Perfektionismus, dann kommen wir nie zum Ziel. Einfach anfangen und mit einem einfachen Baumarktsystem in 3 Schritten innen dämmen (Holzgerüst, Dämmplatten mit Dichtigkeitsfolie, Gipskartonplatte davor = fertig), eben da wo es einfach geht. Jede Dämmplatte auch einer nur zur Hälfte gedämmten Außenwand bringt weniger Heizkosten.

Bei diesem Vorschlag ist etwas Skepsis angebracht. Zwar sind Modernisierungen durch Laien nicht unmöglich, in Berlin wurden beispielsweise im Programm der Baulichen Selbsthilfe ganze Häuser durch ihre Bewohner:innen modernisiert, wenngleich nicht ohne fachliche Beratung. Bei der in der Studie skizzierten Idee müsste jedoch einiges präzisiert werden. Wie ein weiterer User kommentiert, kann eine falsch angebrachte Dämmung auch zu Schimmelbildung führen. Auf dem Portal Baunetz Wissen gibt es eine umfassende Liste, worauf bei der Ausführung einer Innendämmung geachtet werden muss, um Schäden zu vermeiden.

Darüber hinaus stellen sich mietrechtliche Fragen, wenn solche Maßnahmen durch Mieter:innen selbst oder andere, nicht von den Vermieter:innen beauftragte Personen durchgeführt werden. So erläutert das Fachportal co2online.de:

Wärmedämmung ist eine Modernisierung und keine Reparatur. Zu Reparaturmaßnahmen ist der Vermietende verpflichtet. (…) Mietende können jedoch in Grenzen auch auf eigene Faust modernisieren. Dafür benötigen sie aber in der Regel die Zustimmung des Vermietenden." Als durchaus sinnvoll wird dort die Innendämmung von bisher ungedämmten Heizkörpernischen genannt, wobei auch einfache Materialien aus dem Baumarkt empfohlen werden.

Allerdings wird auch hier hervorgehoben: "Für die Anbringung ist womöglich eine handwerkliche Fachkraft erforderlich, da es sinnvoll sein kann, den Heizkörper zuvor abzumontieren. Wegen der Schimmelgefahr ist eine fachgerechte Ausführung wichtig.