Forsa-Umfrage: Union hat bei Frauen absolute Mehrheit

Bei Emma und in der SPD möchte man das Ergebnis nicht kommentieren

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Wenn in Deutschland nur Frauen wählen dürften, dann gäbe es keine Frauenquote in Aufsichtsräten. Zumindest nicht in der Form, wie sie im März vom Bundestag beschlossen wurde. Diesen Schluss legt eine im Auftrag der Illustrierten Stern und des Fernsehsenders RTL durchgeführte neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa nahe, der zufolge CDU und CSU bei weiblichen Wahlberechtigten nicht nur auf 42, sondern auf 46 Prozent kommen. Weil die Parteien, die bei einem reinen Frauenwahlrecht unter der Fünf-Prozent-Hürde blieben, bei insgesamt 11 Prozent lägen, würde das für eine absolute Mandatsmehrheit reichen, mit der die Union keine Wünsche der SPD mehr erfüllen müsste.

Die SPD kommt bei der deutschen Frau auf einen Anteil von 24 Prozent. Das entspricht genau dem Wert, den die Partei bei Forsa aktuell in der Gesamtbevölkerung erreicht. Ein wenig mehr bekämen dagegen die Grünen, die unter Frauen bei 12 und unter Frauen, Männern und Sonstigen bei 10 Prozent liegen.

Die Linkspartei schneidet bei Wählern mit einem XX-Chromosomenpaar mit sieben Prozent um einen Prozentpunkt schlechter ab als in der regulären Umfrage. Gleiches gilt für die FDP (drei statt fünf Prozent) und die AfD (zwei statt fünf Prozent). Vergleicht man die für Frauen ermittelten Werte nicht mit denen der Gesamtbevölkerung, sondern nur mit denen der männlichen Wähler, dann ergeben sich Abweichungen von bis zu acht Prozent.

Auf Twitter und in anderen Sozialen Netzwerken gibt es bislang noch bemerkenswert wenige Reaktionen von Feministinnen zu dieser Nachricht, die bei diesen durchaus kognitive Dissonanzen erzeugen könnte. Denn vor allem dogmatische Feministinnen fordern zwar eine stärkere Rolle von und mehr Macht für Frauen in der Politik, lehnen aber die Politik von CDU und CSU kategorisch ab.

Bei Emma, dem feministischen Magazin, das nach dem mutmaßlich extrem erweiterten Selbstmord eines Germanwings-Copiloten mit der sicherheitspolitisch begründeten Forderung nach einer Frauenquote im Cockpit Aufmerksamkeit erregte, möchte man gegenüber Telepolis keine Stellungnahme zur Forsa-Umfrage abgeben.

CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär. Foto: heise online

Aber auch in der Politik scheint man nicht recht zu wissen, wie man das Umfrageergebnis bewerten soll. Zumindest bleiben Anfragen dazu sowohl bei der stellvertretenden Unionfraktionschefin Nadine Schön als auch bei der SPD-Staatssekretärin Caren Marks, der Linksfraktion-Frauenpolitiksprecherin Cornelia Möhring, der FDP-Europaabgeordneten Gesine Meißner und der AfD ohne Ergebnis.

Lediglich die CSU-Staatssekretärin Dorothee Bär und die Grünen-Frauenpolitiksprecherin Ulle Schauws hat das Ergebnis nicht sprachlos gemacht - sie haben auf die Anfrage von Telepolis geantwortet.

Bär findet es "charmant, dass die Politik der Union gerade und besonders bei Frauen so gut ankommt", bekundet aber gleichzeitig eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Umfragen, egal ob diese für sie positiv oder negativ sind.

Schauws meint, eine absolute Mehrheit für die Union würde "keine bessere Politik" für die Frauen bedeuten. Darauf, warum Frauen mit so klarer Mehrheit die Union wählen (und ob sie möglicherweise andere Vorstellungen davon haben, was für sie gut ist), geht die lesbische Film- und Fernsehwissenschaftlerin nicht ein.

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