Foto-Schlacht im Präsidentschaftswahlkampf

Die Republikaner machen sich über John Kerry lustig, der bei einem Besuch in Cape Caneveral in einem "Häschenanzug" fotografiert wurde

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Reden und Programme haben auch bei Präsidentschaftswahlen in den USA eine gewisse Bedeutung. Aber es ist vor allem ein Kampf zwischen zwei Personen, der in den Medien ausgetragen wird und daher auch mit medienwirksamen und leicht(er) verständlichen Bildern ausgefochten wird. Nicht umsonst ist Michael Moore mit seinem neuen, wirklich beeindruckenden, wenn auch ein wenig zu langem Film zu einer wichtigen Figur geworden, die von den Republikanern hart bekämpft wird. Aber es kam auch schon mal zu einem Foto-Duell der Kandidaten.

Die Republikaner hatten eine gute Nase und ausgerechnet während des Parteitags der Demokraten ein Foto von John Kerry an die Öffentlichkeit gebracht, auf dem er wirklich strange aussieht. Ed Gillespie, der Vorsitzende der Republikaner sagte: "Wir dachten nur, dass es ein tolles Foto ist." Am Montag besuchte Kerry zusammen mit Altastronaut John Glenn und Senator Nelson aus Florida das Kennedy Space Center am Cape Canaveral. Alle hatten Schutzanzüge an - in Babyblau, wie Fox News hämisch anmerkt. Andere sprachen von einem Häschenanzug. Kerry krabbelte gerade aus dem Eingang der Discovery und zeigte tatsächlich seine Häschenzähne.

Foto vom Nasa-Besuch auf der Kampagnen-Website: So hätte man bei den Demokraten Kerry wohl lieber gesehen.

Die konservativen Medien stürzten sich auf die Fotos. "Wie ein Komet" sei die von den Republikanern ausgehende Kampagne eingeschlagen, kommentiert die Washington Post. Eine Gelegenheit, dem demokratischen Präsidentschaftsanwärter eins auszuwischen und Kerry als möglichen Kriegsherrn lächerlich zu machen. Die New York Post machte daraus eine ironische Titelstory unter der Schlagzeile: Boston, we have a problem". Hämisch merkte man an, dass Kerry nicht wie ein Weltraumfahrer aussieht, sondern dem Spermium gleicht, den Woody Allen in "Everything You Always Wanted to Know About Sex but Were Afraid to Ask".

Kerry und seine Berater hatten wohl nicht aufgepasst, angeblich wusste er nicht, dass überhaupt Fotos gemacht werden. Mary Beth Cahill, Leiterin der Kerry-Kampagne, wirft der Nasa vor, die Fotos unter der Hand weiter gegeben zu haben. Bei der Nasa streitet man dies ab und sagt, die Fotos seien zuerst der Kerry-Kampagne vorgelegt worden, bevor sie auf der Website veröffentlicht wurden. Allerdings hatten die Republikaner ein Foto benutzt, das dort nicht zu finden ist. Möglicherweise dachten ja die Demokraten, dass Kerry damit einen futuristischen Glanz erhalten würde, zumal er den Besuch mit dem Weltraumstar John Glenn gemacht hatte.

Die Republikaner hatten ein Kerry-Foto unter dem Titel "Earth to Kerry" mit einem Foto des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis 1988 über E-Mail verschickt, das ihn in einem Panzer zeigte. Der liberale Demokrat wollte so demonstrieren, dass er auch für das Militär einsteht, was aber in die Hose ging. Über das Foto hatte man sich seiner Zeit ausgiebig lustig gemacht, es trug zur Niederlage von Dukakis mit bei. Jetzt hoffen die Republikaner, mit den Nasa-Fotos den Dukakis-Effekt wiederholen zu können.

Um etwas dagegen zu halten, wurden von der Kerry-Kampagne auch Fotos von Bush veröffentlicht, der der eigentliche Dressman sei. Also verschickten die Demokraten ihrerseits Fotos, die Bush zusammen mit dem australischen Ministerpräsidenten Howard in einem Kimono zeigen. Oder ein Bild von Bush, als er am 1. Mai des letzten Jahres mit einem Fliegerdress auf dem Flugzeugträger "Abraham Lincoln" auftrat und den Sieg im Irak verkündete: "Mission accomplished".

Für die Republikaner ist der Häschen-Kerry eine willkommene Ablenkung von den harten Themen wie dem Irak. Und man wird darauf warten können, dass noch weitere derartige Kampagnen kommen werden, die der Stärkung der politischen Kultur vermutlich nicht dienen.