Frankreich sichert Uranminen in Niger mit Spezialeinheiten

Erstmals werden französische Soldaten damit direkt für privatwirtschaftliche Interessen eingesetzt, auch wenn der Atomkonzern Areva weitgehend in staatlicher Hand ist

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Die französische Regierung sorgt sich nach der Islamisierung von Nordmali und der Massengeiselnahme um die Uranminen in Niger, aus denen der staatliche Nuklearkonzern Areva den Großteil seines Urans bezieht. Immer wieder werden dort auch französische Angestellte der zwei Minen entführt, die Areva dort betreibt und mit dem Abbau die Umwelt und die Bevölkerung schädigt. Schon lange ist Frankreich auch wegen des wertvollen Urans im Niger, wo wie in Mali Tausende von Franzosen leben, militärisch aktiv, hat den Aufbau der nigrischen Streitkräfte unterstützt und mutmaßliche Stützpunkte von Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) bombardiert.

Nicht erst seit dem Krieg in Mali kämpfen französische Truppen in der Region gegen die Islamisten. "Frankreich ist im Krieg mit Al-Qaida", hatte der damalige französische Premierminister Francois Fillon 2010 verkündet (Al-Qaida und der Uran-Boom in Afrika). 2013 oder 2014 will Areva die dritte Uranmine in Imouraren, eröffnen (Und wieder mal ein höchst radio-aktiver Staatspräsident). 1,2 Milliarden hat Areva hier investiert.

Auch aus dem Hintergrund der für Frankreich so wichtigen Uranressourcen ist die militärische Intervention in Mali zu verstehen. Die Massengeiselnahme durch Islamisten auf einem Gasfeld in Algerien (Die Achillesferse Algeriens getroffen) hat demonstriert, dass es in Nordafrika - ebenso wie einst im Irak - um Energieressourcen geht - um Öl, Gas, Uran, aber neuerdings auch wie beim Großprojekt Desertec um Sonnenenergie.

Kein Wunder, dass am Mittwoch erste Medien berichteten, dass Frankreich Spezialeinheiten nach Niger schickt, um dort die Uranminen Imouraren und Arlit, wo 2010 5 französische Mitarbeiter entführt wurden, zu sichern. Bislang, so Le Point, wären französische Spezialeinheiten noch nicht für privatwirtschaftliche Interessen eingesetzt worden. Der weitgehend in Staatsbesitz befindliche Konzern Areva macht dies aber nun möglich.

Das Militär sichert hier die Rohstoffzufuhr, zusätzlich zu den von Areva beauftragten privaten Sicherheitsfirma wie EPEE. Angeblich soll Areva für den militärischen Schutz auch zahlen, was die französischen Soldaten dann zu einer Art Söldner machen würde. Le Monde bestätigte gestern die geplante Entsendung von Sondereinheiten.

In Mali sollen bereits Ende 2012 französische Spezialeinheiten stationiert worden sein sein. Das würde dafür sprechen, dass die militärische Intervention von langer Hand vorbereitet wurde und das Vordringen der Islamisten nur als Vorwand diente. Die Ausbreitung der Islamisten konnten sie allerdings nicht verhindern.

Vermutlich durch den Druck der militärischen Intervention Frankreichs entstehen bei den islamistischen Gruppen neue Fraktionen. Vor allem die Tuareg, die einen unabhängigen Staat anstreben und deren Revolte von den Islamisten beendet wurde, setzen sich von den arabischen Islamisten ab. So hat sich von Ansar al Dine die Tuareggruppe "Islamische Bewegung von Azawad" (MIA) abgespalten und will Verhandlungen mit der algerischen Regierung zur Beilegung des Konflikts aufnehmen. Zwar werden die Islamisten dadurch geschwächt, allerdings wird die Lage noch unübersichtlicher, da im Norden von Mali damit schon sechs verschiedene Gruppen agieren.