Für junge Amerikaner ist der Besitz eines Autos keine Priorität mehr

Aber fraglich bleibt, ob es sich um eine Trendwende vom Besitz zum Zugang zur Mobilität oder nur um eine Geldfrage handelt

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Umfragen unter jungen Menschen in Deutschland haben gezeigt, dass bei jungen Menschen der Besitz eines Autos keine Toppriorität mehr ist. War der Besitzes eines Autos bei vielen Angehörigen der vorhergehenden Generationen noch ein Statussymbol, das auch die Freiheit der räumlichen Bewegung garantierte, scheint heute der erschwingliche und bequeme Zugang zu Mobilität wichtiger zu werden - mit, aber auch ohne Führerschein (Smartphone und Tablet statt Auto als Statussymbol?, Autos sind kein Statussymbol mehr).

Zwischen 2007 und 2010 machten in Deutschland 11 Prozent weniger Männer bis zum Alter 24 Jahren den Führerschein, bei den Frauen waren es 10 Prozent. 2008 hatten nur noch 75,5 Prozent der unter 26-Jährigen den Führerschein, acht Jahre zuvor waren es noch 90,6 Prozent. Jüngere Menschen kaufen dementsprechend weniger Neuwagen und nutzen mehr öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad. Ab dem Alter von 30 Jahren haben dann aber doch wieder fast alle einen Führerschein, wenn auch nicht unbedingt ein Auto (Abkehr vom Auto?).

Auch aus den USA kommen die entsprechenden Meldungen. Junge Menschen nutzen eher Soziale Netzwerke, als sich in ein Auto setzen, um zu Freunden zu fahren, hatte bereits 2011 Zipcar, die größte US-Carsharing-Firma, in einer Umfrage herausgestellt. Hintergrund ist freilich nicht nur die Attraktivität von Smartphones oder Tablets, sondern die mit dem Besitz von Autos verbundenen Kosten. Es wird sich auch der Finanz- und Wirtschaftskrise verdanken, dass noch 2007 73 Prozent der Haushalte von Unter-25-Jährigen ein Auto besaßen, 2010 waren es nur 66 Prozent.

In einer neuen Umfrage, für die - angeblich repräsentativ - Ende Dezember 2012 gerade einmal 1.015 erwachsene US-Amerikaner, darunter 980 Führerscheinbesitzer, befragt wurden, soll sich ganz im Sinne der Auftraggeber zeigen, dass die jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren eher auf den Besitz eines eigenen Autos verzichten. "On-Demand-Mobilitätangebote wie Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten würden es ihnen erleichtern, ohne den Besitz eines Autos zu leben. Gerade einmal 303 Menschen zwischen 18 und 34 Jahren wurden befragt.

65 Prozent der jungen Menschen sagen, sie würden es als schlimmer für ihren Alltag empfinden, ihr Telefon oder ihren Computer zu verlieren als ihr Auto, heißt es in der Darstellung. Allerdings sind die Unterschiede nicht so groß. 35 Prozent fänden den Verlust des Computers, 30 den des Telefons und 28 Prozent den des Autos am schlimmsten. Allerdings ist bei den Älteren - und je älter, desto ausgeprägter - der Verlust des Atos am schlimmsten, während der des Telefons immer geringer wird. Bei den 35-55-Jährigen halten sich Computer und Auto mit 39 bzw. 41 Prozent noch fast die Waage, bei den Über-55-Jährigen hängt das Herz von 49 Prozent noch am Auto, am Computer 31 Prozent, am Telefon 7 Prozent, dafür wird der Fernseher (13 Prozent) wichtiger. Alle anderen haben den Fernseher weitgehend abgeschrieben, auch wenn sie freilich weiterhin glotzen.

Zudem nutzen die Jüngeren eher das, was in der Studie Transportion-Apps genannt wird, also Apps für Taxis, Mietwagen, Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel etc. Sie kaufen mit 73 Prozent auch eher online ein, anstatt in einen Laden mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Allerdings ist der Abstand zu den anderen Altersgruppen (35-44 und 45-54) mit jeweils 69 Prozent nicht besonders ausgeprägt, beim Einkaufen dürfte sich überhaupt Grundsätzliches verändert haben.

Auch bei der erneuten Frage, ob man auch schon mal das Internet bzw. Soziale Netzwerke nutzt, um mit Freunden zusammen zu sein, anstatt zu ihnen zu fahren, unterscheiden sich eigentlich die jungen Menschen mit 47 Prozent von den 35-44-Jährigen mit 46 Prozent nicht. Deutlich ist nur der Unterschied zu den Über-55-Jährigen, bei denen das nur 28 Prozent sagen. Die jungen Menschen scheinen jedoch eher geneigt zu sein, auf das Autofahren zu verzichten, wenn es gute Alternativen ist, sie sind auch ein bisschen eher bereit, darauf zu verzichten, um die Umwelt zu schonen. Und mehr als bei den anderen Altersgruppen sagen, sie hätten sich bewusst angestrengt, weniger Auto zu fahren und eher öffentliche Verkehrsmittel oder Carsharing zu nutzen oder eher mal zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren.

Aber 80 Prozent sagen auch, es sei zunehmend teuer wegen der hohen Benzin-, Park- und Unterhaltskosten ein Auto zu besitzen. Das sagen nur 49 Prozent der über 45-Jährigen. Die haben dann wohl noch mehr Geld oder sind eher bereit, mehr in ein eigenes Auto zu investieren. Die angebliche Trendwende scheint also doch weitgehend dem Geld und den unsicheren Zukunftsaussichten geschuldet zu sein, was auch den Generationenunterschied erklären könnte.

Scott Griffith, der CEO von Zipcar, möchte die Entwicklung aber anders sehen, wobei der Trend weg vom Besitz zum Zugang zur Mobilität wie etwa Carsharing ja auch mit Kosten zu tun hat. Wenn es insgesamt weniger Geld, Zeit und Mühe kostet und Vorteile bietet, wird das eigene Fahrzeug zum unnötigen Luxusgut. Für Griffith ist die Trendwende bei den Jungen bedingt durch Erwartungen einer letztlich konsumverwöhnten Generation, die alles wie übers Internet gleich haben will: "Sie sind es gewohnt zu kriegen, was sie wollen, wenn sie es wollen. Mobilitätslösungen verändern die Entscheidungen, wie sie von einem Ort zu einem anderen gelangen. Verkehrsdienste on-demand anzubieten, ist entscheidend, um den Erwartungen dieser neuen Generation zu entsprechen." Von Geld ist hier allerdings nicht die Rede.