Gefährlicher Pflanzen-Killer aus Amerika bedroht europäische Landwirtschaft

"Xylella fastidiosa"-infizierte Oliven

Mit dem Bakterium Xylella fastidiosa infizierter Olivenbaum in Spanien. Bild: Felipe Caparros / Schutterstock.com

Feuerbakterium bedroht Europa. Aus Amerika eingeschleppt, befällt es über 600 Pflanzenarten. Was hilft dagegen?

Es gilt als einer der weltweit gefährlichsten Erreger von Pflanzenkrankheiten, das Feuerbakterium mit dem lateinischen Namen Xylella fastidiosa. Der aus Amerika stammende durch Vektoren übertragene bakterieller Pflanzenschädling steht mit schweren Erkrankungen einer Vielzahl von Pflanzen im Zusammenhang.

Es verfügt über ein breites Wirtsspektrum, welches eine Vielzahl verbreiteter Kultur- und Wildpflanzen umfasst. Weltweit sind bislang über 600 Pflanzenarten bekannt, die von Xylella fastidiosa befallen werden können. Und die Zahl der betroffenen Pflanzenarten steigt weiter.

Als Vektoren und damit Überträger des Bakteriums sind zahlreiche Pflanzensaft saugende Insektenarten bekannt. Am bekanntesten sind dabei in Amerika heimische Zikadenarten, die jedoch in Europa noch nicht heimisch sind. Welche Vektoren das Bakterium in Europa nutzt, scheint noch unbekannt zu sein.

Dennoch wurde es schon im Mittelmeergebiet nachgewiesen. Mediterrane Gebiete dürften besonders gefährdet sein und aufgrund der Klimaveränderungen kann langfristig auch eine Gefährdung der Reben in Mitteleuropa nicht ausgeschlossen werden.

Xylella fastidiosa gilt wegen seiner Aggressivität und seinem großen Wirtspflanzenkreis, insbesondere aber aufgrund der Schwierigkeit bei der Vorbeugung und Bekämpfung der Krankheit als einer der gefährlichsten Schaderreger bei Pflanzen. Es führt in Amerika zu massiven Schäden im Obst- und Weinbau.

Bei Weinreben verursacht das Feuerbakterium die Pierce'sche Krankheit, die ein großes Problem für Weinerzeuger in den USA und Südamerika darstellt. Schon 1892 beschrieb der Pflanzenpathologe Newton Pierce die nach ihm benannte Krankheit, welche den Weinreben Kaliforniens zusetzte.

Im Oktober 2013 wurde das Bakterium auf Olivenbäumen im süditalienischen Apulien entdeckt. Das war der erstmalige Nachweis des Bakteriums innerhalb der Europäischen Union. Er wurde wohl über eine Kaffeepflanze aus Costa Rica eingeführt.

In der Folge wurde der Erreger auch aus Frankreich, Spanien und Portugal gemeldet. Zahlreiche Pflanzensaft saugende Insektenarten wie die Wiesenschaumzikade mit dem wissenschaftlichen Namen Philaenus spumarius sind als Vektoren des Bakteriums bekannt. Im Mai 2016 trat das Bakterium erstmalig in Deutschland auf. Entdeckt wurde es bei einer amtlichen Routinekontrolle in einer Gärtnerei im Vogtland an einem zur Überwinterung untergestellten Oleander.

Wie wird das Bakterium übertragen und wie bekämpft?

Die Pierce'sche Krankheit trat in Südkalifornien schon seit 1880 auf und verursachte verheerende Schäden. Epidemien treten dort bis heute noch periodisch auf. Befallene Reben reagieren üblicherweise mit Vertrocknen der Blätter sowie der Früchte, einer unregelmäßigen Holzreife und meist raschem Absterben der Pflanzen. Die einzelnen Rebsorten können dabei unterschiedlich reagieren.

Die Bekämpfung der in Nordamerika bekannten Vektoren durch Insektizide gilt als sehr schwierig. Durch Entfernen der Infektionsquellen wird versucht, die Ausbreitung einzudämmen. In Europa fehlen die aus Amerika bekannten Vektoren.

Das Bakterium wurde jedoch schon im Mittelmeergebiet nachgewiesen und mediterrane Gebiete dürften besonders gefährdet sein. Durch die Klimaveränderungen ist langfristig jedoch eine Gefährdung der Reben auch in Mitteleuropa nicht auszuschließen. Aufgrund des hohen Risikos für den heimischen Obst-, Wein- und Zierpflanzenbau ist das Bakterium in der Europäischen Union als Quarantäneschadorganismus gelistet.

Das Bakterium kann nicht durch herkömmliche Pflanzenschutzmaßnahmen bekämpft werden. Die Europäische Union hat deshalb die Durchführungsverordnung (EU) 2020/1201 über Maßnahmen zum Schutz der Union gegen die Einschleppung und Ausbreitung von Xylella fastidiosa erlassen.

Bei einem Auftreten des Feuerbakteriums ist schnelles Handeln erforderlich. Je eher man befallene Pflanzen entdeckt, desto größer ist die Chance den Befallsherd zu eliminieren und eine Verbreitung des Schädlings zu verhindern. Wer verdächtige Pflanzen findet, muss dies umgehend den zuständigen Stellen melden.

Hilfe gegen das Feuerbakterium?

Einerseits versucht man Pflanzen zu züchten, welche gegen das Feuerbakterium resistent sind, was bei über 600 betroffenen Pflanzenarten ein kaum zu bewältigende Herausforderung darstellt.

Erfolgversprechender erscheint da die Bekämpfung des Vektors, der Wiesenschaumzikade, die in Italien "Sputacchina" genannt wird, weil der Schaum, der die Eier der Zikade umhüllt, an Spucke erinnert.

Die Sputacchina saugt Flüssigkeit aus dem Baum und überträgt somit die Infektion vom einen auf andere. In Italien hat man inzwischen eine chemiefreie, mechanische Bekämpfung dieses Vektors entwickelt. Zwischen März und April, wenn die Larven der Zikade aus den Eiern schlüpfen, wird nun der Boden gepflügt. Dabei sterben die Larven.

Andere Projekte experimentieren mit Pilzen, welche die Ausbreitung der Schaumzikaden behindern können. Die von den klimatischen Veränderungen begünstigte Ausbreitungsgeschwindigkeit ist dabei jedoch kaum zu bewältigen.