Gefängnis für den Autor des Melissa-Virus

Wegen Kooperation mit der Polizei kam Smith jedoch noch glimpflich davon

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Als der Melissa-Makrovirus im März 1999 sich über das Internet ausbreitete, geschah dies mit einer bislang nicht erreichten Infektionsgeschwindigkeit. Bereits im April wurde als mutmaßlicher Täter der Amerikaner David L. Smith verhaftet und im Dezember gegen eine Kaution wieder frei gelassen. Er hatte gestanden, den Virus programmiert und in Umlauf gebracht zu haben. Der Schaden von Melissa wurde auf Dutzende oder gar Hunderte von Millionen Dollar geschätzt. Erst jetzt hat der Richter, nachdem der Prozess immer wieder vertagt wurde, das relativ glimpfliche Urteil gefällt.

Smith, der versicherte, nicht geahnt zu haben, was der Virus anrichten könnte, hätte mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren sowie einer Geldstrafe in Höhe von maximal 250.000 US-Dollar und Schadensersatzforderungen rechnen müssen. Smith, damals 30 Jahre, hat als Programmierer gearbeitet. Edward Borden, der Verteidiger, sagte, er habe auf einen Freispruch gehofft, doch der Richter Joseph Greenaway hat neben einer Geldstrafe von 5.000 Dollar eine Freiheitsstrafe von 20 Monaten für notwendig erachtet, um andere von der Verbreitung von Viren abzuschrecken. Da er ein Geständnis abgelegt, den Schaden durch Melissa nicht beabsichtigt und gut mit der Polizei kooperiert hat, fiel das Urteil trotzdem relativ mild aus. Vermutet wird, dass Smith Informationen über andere Virenautoren weiter gegeben hat.

Melissa, benannt nach einer Stripperin, die Smith kennen gelernt hatte, war ein Makrovirus, der als Anhang in Emails mit folgendem Text kam, der offenbar wie üblich die Neugier der Empfänger geweckt hat: "Here is that document you asked for ... don't show anyone else ;-)". Wer die Datei öffnete, installierte den Makrovirus, der in Microsoft Outlook nach dem Email-Adressbuch suchte und dann eine Kopie zu den ersten 50 Namen sendet, die im Adressbuch angegeben sind. Überdies konnten auch Inhalte von geöffneten Word-Dokumenten mitversendet werden. Melissa war so ein Vorbild für die zahllosen Würmer und Viren, die wie der ILOVEYOU-Virus sich noch schneller durch die Verführung der naiven Nutzer ausbreiteten.

Smith sagte, dass er seine Tat bedaure und in keiner Weise sich hatte vorstellen können, was er anrichten würde. Geschrieben habe er ihn als harmlosen Virus. Er habe und hatte auch keinen Hass auf die Gesellschaft. Gestellt hatte er sich jedoch nicht freiwillig.

Richard Smith und andere konnten den Virus zunächst auf den unter dem Pseudonym auftretenden Virenbastler VicodinES oder ALT-F11 zurückverfolgen(Auf der Suche nach dem Urheber von Melissa). Das seiner Zeit neu eingerichtete National Infrastructure Protection Center beim FBI hatte daraufhin einige Virenprogrammierer-Websites wie Source of Kaos geschlossen. Einige der in Verruf und Bedrängnis geratenen Virenprogrammierer hatten im April noch schnell eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich von den "bösen" Virenprogrammierern distanzierten und Achtung für ihre Forschungsarbeit forderten (Die guten und die bösen Virenprogrammierer).

Schließlich wurde bekannt, dass Melissa von dem AOL-Account eines gewissen Scott Steinmetz ausgesendet wurde, der aber abstritt, etwas mit dem Makrovirus zu tun zu haben. Der Hinweis darauf kam von AOL. David Smith hatte offenbar schon lange eine Möglichkeit gefunden, dessen Account zu benutzen und von diesem die Mail mit dem Virus an die Usenet-Gruppe alt.sex hierarchy geschickt, von wo aus sie sich weiter verbreitet hatte. Schon 6 Tage nach dem Versenden von Melissa konnte Smith verhaftet werden.

Am Freitag muss allerdings noch das Urteil von einem anderen Gericht gefällt werden. Hier wurde er vom Staatsanwalt in New Jersey des computerunterstützten Diebstahls beschuldigt, worauf eine Höchststrafe von 10 Jahren steht. Die Staatsanwaltschaft hat aber zugestimmt, dass dieses Urteil nicht das Urteil des Bundesgerichts überscheiten soll. Nach der Gefängnisstrafe steht Smith noch 42 Monate unter Bewährung. In dieser Zeit darf er nicht das Internet benutzen.