Geklonter Frosch ohne Kopf

England entwickelt sich zum Mekka der Biotechnologen. Nachdem Ian Wilmut vom schottischen Roslin Institute im Sommer 1996 die Geburt eines aus einem ausdifferenzierten Zellkern gewachsenen Schafes bekannt gab, das unter dem Namen Dolly (1125) zu Weltruhm kam und eine hitzige Debatte (2117) entfachte, ist jetzt Jonathan Slack, der Entwicklungsbiologie an der Bath University lehrt, das Klonen eines Froschembryos gelungen, der keinen Kopf besitzt, wie die Sunday Times (www.the-times.co.uk/) in einem Bericht vom 19.19.97 berichtet.

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England entwickelt sich zum Mekka der Biotechnologen.

Auswirkung der Überexpression (oben) und der Unterdrückung (unten) des Wachstumsfaktors FGF auf Xenopus Embryos. Foto von der Hompage von J.Slack

Jonathan Slack sagte, daß er "relativ leicht" durch die Manipulation von Genen kopflose Kaulquappen herstellen könne. Er könne auch solche ohne Rumpf und Schwanz produzieren. Nach britischem Recht dürfen die kopflosen Geschöpfe aber nicht länger als eine Woche am Leben erhalten werden, da sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Tiere gelten. Da bei Fröschen und Menschen dieselben Gene ähnliche Funktionen hätten, könnte diese Technik auch auf menschliche Embryonen angewendet werden: "Statt einen vollständigen Embryo wachsen zu lassen," sagte er der Times, "könnte man den Embryo umprogrammieren, um, abgesehen von den erwünschten Teilen und einem Herz sowie der Blutzirkulation, das Wachstum aller anderen Körperteile zu unterdrücken."

Damit steht nun wieder die Idee zur Diskussion, für Menschen ein lebendiges Ersatzteillager zu klonen, wobei sich aber viele rechtliche und ethische Grenzen umgehen ließen, weil ein Embryo, dem von vorneherein das Gehirn und das zentrale Nervensystem fehlt, kaum als Embryo definiert werden kann. Derart könnten sich aus Zellen von Menschen durch Klonen Organe erzeugen lassen, die man möglicherweise ohne Schwierigkeiten transplantieren könnte, weil sie identisch mit dem Erbgut des Empfängers sind.

Jonathan Slack. Foto von seiner Homepage

Die Geschichte des Klonens, die mit dem Schaf Dolly kulminierte, begann bereits 1952 mit Fröschen. Zwei amerikanischen Wissenschaftlern gelang es damals erstmals, bei sehr frühen Froschembryos einen isolierten Zellkern in das Ei eines Frosches einzufügen und so Klone herzustellen. Jonathan Slack hat, wie er seine Arbeit beschreibt, schon lange mit Fröschen gearbeitet, um die Mechanismen der frühen Entwicklung von Embryos zu erforschen und die wesentlichen Wachstumsfaktoren zu identifizieren sowie zu beeinflussen. Er will verstehen, wie sich aus einem einfachen Ei ein hochstrukturierter Organismus bilden kann, aber er ist auch der Meinung, daß die Ergebnisse aus den Tiermodellen auf den Menschen übertragen werden können, da die molekularen Grundlagen der morphologischen Entwicklung bei allen Wirbeltieren ziemlich ähnlich seien.