Generationenkampf und globale Krisen: Biden und Trump auf unsicherem Terrain

Joe Biden und Donald Trump als Wahlkämpder auf einem Bild

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US-Wahlkampf: Während Biden mit parteiinternen Spannungen und einem drohenden Krieg kämpft, versucht Trump, seine Basis zu festigen. Sogar die Sonnenfinsternis soll dabei helfen.

Joe Biden und sein Wahlkampfteam haben bei den Demokraten in letzter Zeit für einigen Unmut gesorgt. Manchmal geht es um das Alter des Präsidenten und seinen Unwillen, die Position des Spitzenkandidaten der Demokraten an Jüngere abzugeben.

Generationenkluft in der Demokratischen Partei

Überdies hat der Präsident manchmal Schwierigkeiten, mit der jüngeren Generation in Kontakt zu treten oder zumindest den jüngeren Demokraten das Gefühl zu geben, von der demokratischen Führung wahrgenommen zu werden.

Alles in allem könnte Bidens Wahlkampf besser laufen. Das kann sich bis November sicher noch ändern. Laut Financial Times findet beispielsweise die Wirtschaftspolitik des Präsidenten immer mehr Zuspruch in der US-Bevölkerung.

Der Schatten des Israel-Iran-Konflikts

Für das Biden-Team hängt jedoch weiterhin viel von der Entwicklung des Nahostkonflikts ab, der seit zwischen Israel und dem Iran zu eskalieren droht. Dem israelischen Angriff auf eine iranische Botschaft in Syrien folgte am Samstagabend die iranische Antwort in Form eines Raketen- und Drohnenangriffs. Nun droht ein offener Krieg zwischen den beiden religiösen Staaten.

Während das israelische Kriegskabinett über mögliche Reaktionen auf den Angriff des Lieblingsfeindes Iran berät, raten westliche Regierungen, allen voran Joe Biden, von Gegnern als "Genozid-Joe" diffamiert, zur Vorsicht.

Die Unterschiede

Die Demokraten haben im bevorstehenden Wahlkampf den Vorteil, dass sie in den Augen vieler Amerikaner das kleinere Übel in der amerikanischen Parteienlandschaft darstellen. Der Glaube an dieses Credo drückt sich natürlich auch in den ständigen Warnungen liberaler Stimmen aus, dass eine Trump-Präsidentschaft das "Ende der US-Demokratie" bedeuten könnte.

Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Parteieliten in Fragen der Sicherheitspolitik im In- und Ausland und in ihrem grundsätzlichen Verhältnis zum Finanz- und Großkapital nur wenig. Vielleicht mit dem Unterschied, dass es Joe Biden in letzter Zeit etwas leichter fällt, Wahlspenden von Vertretern dieser Klasse einzusammeln.

Trump: Im Spannungsfeld zwischen Konservativen und Ultrakonservativen

Donald Trump hingegen muss um seine Freiheit kämpfen und ist für seine Kaution auf die Gnade und das Geld eines ehemaligen Autohändlers und Kredithais angewiesen.

Das alles lässt wenig Raum für eine echte politische und ideologische Auseinandersetzung auf der Wahlkampfbühne. Und so ziehen sich beide Seiten in die Arena des Kulturkampfes zurück.

Doch auch dieses Themenfeld, das oft von überzogenen Meinungen geprägt ist, die vor allem im Netz kursieren, hat mitunter einen starken Einfluss auf die sogenannte reale Welt.

Republikanische Dilemmata

Jahrzehntelang hat sich die Republikanische Partei von der religiösen, rechten und ultrakonservativen Bewegung in den USA vor den Karren spannen lassen und stolz ihre Anti-Abtreibungshaltung propagiert.

Nun haben die Ultrakonservativen dank Trumps Nominierung mehrerer Richter für den Supreme Court bekommen, was sie so lange wollten. Abtreibungsgesetze sind nun Sache der Bundesstaaten und damit der dort regierenden Parteien.

Aber selbst die Republikanische Partei ist in Flügel gespalten, und gemäßigtere Republikaner sind sicher verlegen, wenn sie sehen, wie einige ihrer Kollegen ihre Freiheiten in Bezug auf die Abtreibungsgesetze der Bundesstaaten nutzen.

In vielen republikanisch regierten Bundesstaaten wurde die kulturelle und politische Uhr in die Zeit vor der Frauenbewegung und der sexuellen Revolution zurückgedreht.

Der republikanische Konflikt um Abtreibungsgesetze

In Arizona jedoch gingen die Ultrakonservativen am Obersten Gerichtshof des Bundesstaates noch einen Schritt weiter und ließen ein Gesetz aus der Zeit des Bürgerkriegs wieder aufleben.

Dieses Gesetz macht Abtreibungen innerhalb der Grenzen Arizonas grundsätzlich unmöglich - ohne Ausnahme. Bislang hält das Gerichtsurteil, trotz einiger Widerstände von demokratischer und auch republikanischer Seite.

"Ich bin gegen die heutige Entscheidung", sagte Kari Lake, eine Trump-treue Kandidatin der Republikaner für den US-Senat. Lake forderte die Legislative des Bundesstaates auf, "sofort eine vernünftige Lösung zu finden, die die Bürger von Arizona unterstützen können".

Die Reaktionen einiger Republikaner spiegeln die widersprüchliche Haltung mancher Konservativer zur Abtreibungsgesetzgebung wider. Denn die Konservativen wissen, dass ihre Position in dieser Frage in den USA längst nicht mehr mehrheitsfähig ist und sie im November viele Stimmen kosten könnte.

Trumps ambivalente Haltung zur Abtreibungspolitik

Gleichzeitig scheint die konservative Partei seit Langem unter der Fuchtel der religiösen Rechten zu stehen. Und diese sind nicht gerade für ihre Kompromissbereitschaft bekannt, wenn es um ihre ganz persönliche Interpretation des "Rechts auf Leben" geht.

In diesem Sinne sind die Republikaner Opfer ihres eigenen Erfolgs. Sie hat ein jahrzehntelanges Wahlversprechen gegenüber der religiösen Rechten und gegen den Willen der Mehrheit eingelöst und muss nun möglicherweise die wahlpolitischen Konsequenzen tragen.

Auch Trump weiß nicht so recht, wo er in der Abtreibungspolitik steht. Hatte er Anfang letzter Woche noch angekündigt, sich im Falle seiner Wiederwahl aus der Bundespolitik heraushalten zu wollen, schlug er in der vergangenen Woche ganz andere Töne an.

Auf die Frage eines Reporters, ob er glaube, dass dies "zu weit" gegangen sei, stimmte Trump zu. "Ja, das ist es, und das wird wieder in Ordnung gebracht", sagte er.

Unsichere politische Zukunft inmitten globaler Krisen

Für die Kandidaten beider Parteien hängt der Ausgang des Wahlkampfes von politischen Entwicklungen ab, die sie nur bedingt beeinflussen können.

Für Biden sind dies die Gefahr einer Eskalation des Nahostkonflikts und die Rolle der USA in einem möglichen Krieg zwischen Iran und Israel. Wie sich ein Krieg mit dem Iran auf Bidens Rückhalt in der US-Bevölkerung auswirken würde, ist schwer abzuschätzen.

Für Trump wird viel davon abhängen, ob es ihm gelingt, die wachsende Kluft zwischen dem rechten Rand der konservativen Bewegung und den Ansichten des Rests seiner potenziellen Wählerschaft zu überbrücken, ohne eine der beiden Seiten zu vergraulen.

"The most important Moment": Trump als Schatten in der Sonne

Ob Trumps erstaunliches Wahlvideo zur Sonnenfinsternis geholfen hat, ihn im richtigen, großen Licht über alle Gräben hinweg zu präsentieren?

Das Video, veröffentlicht auf Trumps Truth Social, beginnt mit Bildern der Sonne und einer Menschenmenge, die Schutzbrillen trägt und in den Himmel schaut. Der Text auf dem Bildschirm verkündet: "Der wichtigste Moment in der Geschichte der Menschheit findet im Jahr 2024 statt".

Gezeigt werden Menschen während einer Sonnenfinsternis, gefolgt von einer Eklipse, die die Silhouette von Donald Trump zeigt, während die Menge jubelt. Die Bildunterschrift verspricht: "Wir werden Amerika retten und es wieder groß machen."

Bis zur Wahl am 5. November geht die Sonne noch viele Male auf - und der Umfrage-Vorsprung des Herausforderers schwindet im Moment.