Glyphosat: Datenmasseure bei der Arbeit

Seite 4: USA: Prozess gegen Monsanto

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Williams' Kollegen am New York Med hatten von den Anschuldigungen aus internen Firmendokumenten Monsantos erfahren, die ein weltweit beachteter Prozess in Kalifornien als Beweis zu Unternehmenspraktiken der Manipulation wissenschaftlicher Literatur zutage förderte.

Am United States District Court im Northern District of California sind 15 Verfahren mit 60 Klägern aus mehreren US-Bundesstaaten zusammengefasst. Die Kläger leiden am Non-Hodgkin-Lymphom oder haben dadurch Angehörige verloren. Sie bringen die bösartige Erkrankung des Lymphsystems mit ihren Kontakten zu Glyphosat und RoundUp in Verbindung und stützen sich dabei auf die Einschätzung des IARC.

Solche Verfahren enden oft vorzeitig mit einem Vergleich, der Monsanto viel Geld kosten könnte. Das Unternehmen steht kurz vor der Übernahme durch die Bayer AG - der Ausgang des Prozesses stellt ein gewisses finanzielles Risiko für den Konzern dar, auch wenn der Fall bei den Übernahmegesprächen berücksichtigt worden war.

Unterdessen: Rückzieher im US-Landwirtschaftsministerium

Im März 2017, einen Tag nach Erscheinen der ECHA-Einstufung, veröffentlichte der wissenschaftliche Beirat zum Pestizidgesetz der USA (Federal Insecticide, Fungicide, and Rodenticide Act - FIFRA) seine durchaus zwiespältigen Ansichten zur Glyphosat-Bewertung der EPA. Während für einige Mitglieder des Beirats die EPA-Formulierung in Ordnung geht, dass die Krebsauslösung von Glyphosat beim Menschen "unwahrscheinlich" sei, wollen andere das "unwahrscheinlich" austauschen - durch "suggestive Hinweise auf ein krebserzeugendes Potential". Wieder andere stören sich an beiden Formulierungen und bevorzugen stattdessen "kein glaubwürdiger Beweis für Karzinogenität" oder ein einfaches "mehrdeutig".

Eine Schlussfolgerung des Beirats: Die EPA hatte bei ihrer Bewertung zuvor aufgestellte eigene Richtlinien vernachlässigt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die gewichtete Evaluierung durch die EPA, bei der einige Faktoren unverhältnismäßig berücksichtigt worden seien.

Ende März 2017 wurde bekannt, dass sich das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) stillschweigend von Plänen verabschiedet hat, nach denen in diesem Jahr Lebensmittel auf Glyphosatrückstände untersucht werden sollten. Maissirup-Proben aus den USA sollten ursprünglich ab April 2017 auf Glyphosat und AMPA, einem als problematisch geltenden Metaboliten, getestet werden. Der seit Januar 2016 von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) und der EPA vorbereitete Testplan war fallengelassen worden, um vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen. Stattdessen sollen nun Honigproben auf Spuren von mehr als 100 verschiedenen Pestiziden untersucht werden - Glyphosat ist nicht dabei.

Beim USDA betrachtet man solche Tests als Zeitverschwendung, da die Verwendung der Verbindung als sicher gilt. Im vergangenen Jahr hatte die FDA eine eigene begrenzte Testreihe begonnen. Ein Chemiker der Behörde fand in weiteren Tests Glyphosat-Konzentrationen in Honig aus den USA, die deutlich über dem in der EU zulässigen Limit lagen. Das Testprogramm wurde im Herbst 2016 eingestellt. Interne Probleme beim Qualitätsmanagement hatten zum Abbruch geführt. Die Tests sollten ursprünglich wieder aufgenommen werden, sobald eine Standardtestmethode für alle einschlägigen US-Laboratorien validiert ist.