Googeln Sie mal "von vorgestern", Mr. Damore

Seite 2: "Diversity" à la Google: Männlich und weiß

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Laut der im Januar 2014 vom Konzern selbst erhobenen Daten sind 30% der Google-Beschäftigen weiblich, 70% männlich. 61% aller Angestellten sind weiß, 30% haben asiatische Wurzeln, 3% sind aus Lateinamerika eingewandert und nur 2% sind Afro-Amerikanerinnen und Afro-Amerikaner.

Die Selbstwahrnehmung und die daraus resultierende Außendarstellung der viel gepriesenen Diversität innerhalb des Konzerns sei falsch, konstatierte Senior-Vize-Präsident Laszlo Bock in einem Blog-Eintrag. Der Konzern sei in Bezug auf Diversität nicht auf dem Stand, auf dem er sein wolle, so Bock. Und eine Debatte darüber mache nur Sinn, wenn sie offen und faktenbasiert sei.

Das Interesse des Konzerns müsse sein, diesen Zustand zu ändern, so Bock. Schließlich seien seit 2010 etwa 40 Millionen US-$ investiert worden, um Organisationen zu unterstützen, deren Ziel es sei, PC-Kenntnisse an Frauen und Mädchen zu vermitteln. Außerdem absolvierten Frauen etwa 18% aller Hochschul-Abschlüsse im IT-Bereich, afro-amerikanische und hispanische Studierende 8, bzw. 6%.

Diese Daten sagen allerdings nichts darüber aus, auf welche hierarchischen Ebenen diese "Diversität" verteilt ist. Ob z. B. vorwiegend asiatisch-stämmige Männer in der Systementwicklung arbeiten, Afro-Amerikanerinnen die ein oder andere Rezeption besetzen und Latinas den Laden sauber halten. Sofern die Gebäudereinigung nicht outgesourct ist. Oder asiatische Männer den Wok in den Werkkantinen schwenken, Latinas die Rezeptionen besetzen und Afro-Amerikanerinnen ihren Wirkungsbereich in der juristischen Abteilung haben.

Auch sagt sie nichts aus über Einkommensunterschiede. Dafür interessiert sich das US-Department of Labour/DOL (US-amerikanische Arbeitsbehörde). Diese warf Google im April 2017 vor, Frauen "systematisch unterzubezahlen". Als Teil einer laufenden Untersuchung habe die Regierung Informationen gesammelt, die darauf hindeuten, dass der Internet-Gigant mit seinen Gehältern für Frauen das Arbeitsrecht verletzte, schreibt der Guardian.

Von systematischen Einkommensunterschieden innerhalb der kompletten Belegschaft ist die Rede. Noch sei die Untersuchung nicht abgeschlossen, allerdings habe die entsprechende Abteilung des DOL "überzeugende Beweise für eine sehr deutliche Diskriminierung von Frauen in den häufigsten Positionen im Google-Hauptquartier gefunden", wird eine Anwältin der Behörde zitiert. Die Analysen der Regierung wiesen daraufhin, dass die Diskriminierung von Frauen bei Google ziemlich extrem sei, selbst für diese Branche. Google selbst bestreitet die Vorwürfe.

Die einen nennen es Stress - die anderen Sexismus

Google ist nicht der einzige IT-Gigant, dem unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern vorgeworfen wird. Gleiches gilt auch für Microsoft, wie auch anderen Größen in der abgeschiedenen Welt von Silicon Valley. Angeprangert wird zudem, dass Frauen bei der Beförderung übersehen und Projekte, die von Frauen geleitet würden, seltener finanziell gefördert würden.

Auch von sexuellen Übergriffen in "atemberaubenden Ausmaß", denen Frauen in dem Bereich ausgesetzt sind, ist Konzern übergreifend die Rede.Wie der Guardian berichtete, kommen einer Reihe prominenter Anwälte zufolge, Hunderte, wenn nicht Tausende von Frauen und People of Colour (afro-amerikanische, asiatische und hispanische Beschäftigte) in der IT-Branche jedes Jahr mit Beschwerden über ein "toxisches Arbeitsklima", weitestgehend von weißen Männern ausgelöst, zu ihnen.

Feministinnen sprechen von Toxic Masculinity, einem Klima geprägt von männlicher Dominanz, Abwertung von Frauen und Minderheiten, überzogenem Selbst- und Sendungsbewusstsein, und der Unterdrückung von Gefühlen.

Sexismus und Rassismus seitens weißer Männer, die "fest daran glauben, dass es Unterschiede gibt zwischen den Geschlechtern und Rassen". Das, Mr. Damore, ist der Stress, dem Frauen sich nicht gewachsen fühlen. Dem sie vor allem auch nicht ausgesetzt sein sollten. Das zu ändern, ist Ihr Job. Das Manifest dazu dürfte vermutlich etwas länger werden, als das jetzige, in dem sie ihre Seelenqualen offenbaren, die ihnen die voranschreitende Gleichberechtigung bereitet. Obwohl eigentlich ein Satz reichen würde:

Artikel 2 (Verbot der Diskriminierung)

Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte