Googeln Sie mal "von vorgestern", Mr. Damore

Seite 4: Männer auf der Flucht vor der Familie

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Immer noch leisten Frauen den größten Teil der Familienarbeit. Immer noch werden Frauen bei der Einstellung gefragt, ob sie eine Familie planen, bzw. wie sie denn Kinderbetreuung und Berufstätigkeit unter einen Hut kriegen wollen. Immer noch gibt es viel zu wenig Arbeitsplätze, die sich mit Familienplanung in Einklang bringen lassen. Und zwar für Frauen und Männer.

Die von Damore angeführten high stress jobs lassen Männern entweder keine Gelegenheit, sich um ihre Familien zu kümmern, oder sie bieten ihnen die Möglichkeit, davor zu fliehen. Vielen fallen die Kinder erst dann wieder ein, wenn ihre Frauen sich von ihnen trennen wollen.

Sie nutzen die Kinder, um auch nach der Trennung Macht auf ihre Ex-Frauen ausüben zu können. Manchen macht der Machtverlust so sehr zu schaffen, dass sie ihre Ex-Frau, und häufig auch die Kinder, ermorden. Fast jeden Tag wird in diesem Land eine Frau von ihrem (Ex)-Partner ermordet. Auch das ist Toxic Masculinity, die beileibe nicht nur das Klima in der Berufswelt vergiftet, sondern auch in der Gesellschaft.

Frauen sind auf allen Ebenen benachteiligt

Bis heute unterbrechen Frauen die Berufstätigkeit, wenn sie schwanger werden. Das bedeutet häufig Verzicht auf berufliches Fortkommen. In den mies bezahlten Frauenjobs bleibt kein Geld, um z. B. für eine Meisterprüfung zu sparen oder beiseite zu legen, um damit die Zeit zu überbrücken, in der eine Doktorarbeit geschrieben werden könnte.

Frauen werden seltener als Doktorandin angestellt und häufig bei der Beförderung übergangen. Sollte eine es doch geschafft haben, einen Doktortitel zu erwerben und eine Anstellung an der Uni zu bekommen, bleibt ihr, sofern sie Familie hat, häufig zu wenig Zeit für Publikationen.

Frauen sind also diejenigen mit den niedrigeren formalen Qualifikationen und der geringeren Anzahl an Publikationen. Da nützen Sätze wie "Bei gleicher Qualifikation werden bevorzugt Frauen eingestellt" wenig. Dass eine vielleicht ihren Doktor gemacht, gearbeitet und - so ganz nebenher - allein zwei Kinder versorgt hat, fließt in die Bewertung bei der Einstellung nicht ein. Da heißt es dann höchstens: "Wie wollen Sie mit zwei Kindern denn den Anforderungen des Jobs gerecht werden? Was, wenn die mal krank werden?"

Auch in der Politik sieht es schlecht für uns aus. Gerade einmal 37% der Abgeordneten im Deutschen Bundestag sind weiblich. In Ruanda übrigens 61%, in Frankreich 25,8 und in den USA 19,3 Prozent.

Seit 2001 gibt es den "Girls Day". Dieser war dazu gedacht, dass Mädchen ganz unverbindlich die Möglichkeit erhalten, mal in typisch männliche Berufe hinein zu schnuppern. Unterdessen entstand als Gegenstück der "Boys Day", der Jungen animieren soll, in typische Frauenberufe einzusteigen, z. B. als Erzieher. Doch die schlecht bezahlten Frauenjobs finden wenig Anklang bei den Schülern.