Gotteskrieger aus Deutschland

Seite 3: Die Einzelschicksale der Mitglieder der IJU bzw. DTM

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Hussain al-Malla: Der staatenlose Libanese wurde 1984 in Beirut geboren. Eine Zeit lang arbeitete er in Neunkirchen bei einer Reinigungsfirma für Industrieanlagen. Seit 2004 stand er in Kontakt mit der Islamischen Jihad Union (IJU). Er wurde am 10. Juni 2007 zusammen mit Tolga Dürbin vom pakistanischen Nachrichtendienst Inter-Services Intelligence (ISI) festgenommen und später abgeschoben. Im Herbst 2007 setzte sich Hussain al-Malla erneut nach Waziristan ab. Im August 2011 wurde Hussain al-Malla im türkischen Izmir wegen Verstoß gegen passrechtliche Bestimmungen festgenommen.

"Farooq al-Almani" (Klarname unbekannt) ging vermutlich im Jahr 2010 nach Afghanistan. Am 2. Juli 2010 verübte die IJU in Kabul (Afghanistan) einen Überfall auf ein Büro der Development Alternative Inc. (DAI), die u.a. für die CIA-Tarnfirma USAID tätig war. Yassin Chouka veröffentlichte am 20. April 2011 das Video "Der kompromisslose Bräutigam", in dem er den Tod von "Farooq al-Almani" öffentlicht bekanntgab: "Bruder Farooq und drei weitere Mudschaheddin gingen nach Afghanistan, um ein CIA-Gelände im Zentrum von Kunduz anzugreifen. (...) Sie stürmten zu viert das Gebäude, töteten zunächst die Wächter und vollzogen, einer nach dem anderen eine Märtyreroperation." Bei dem Anschlag starb ebenfalls der frühere Bw-Fallschirmjäger Rouven Beinecke aus Owschlag, der als Söldner das Gebäude in Kabul bewachte.

Eric Breininger wurde in Neunkirchen (Saarland) geboren. Wegen Drogenkonsum wurde er einmal zu sechzig Stunden Sozialarbeit verurteilt. Nach dem Besuch der Hauptschule jobbte er bei einem Paketdienst. Ein moslemischer Arbeitskollege führte Breininger an den Islam heran. "Im Zeitraffer hin zum Djihad. Keine neun Monate dauert das. (...) Im Januar spricht der Anwerber ihn an. Im März konvertiert Eric. Im Mai schmeißt er die Schule hin"; berichtete das Fernsehmagazin "Panorama" über Breiningers Blitzradikalisierung. Nach Angaben seiner Schwester Anke Breininger war Eric ein Mitläufertyp: "Wenn Eric in die rechte Szene geraten wäre, würde er jetzt durch die Straßen ziehen und Ausländer verprügeln, hätte er Kontakt zu Linken gehabt, würde er gegen die Rechten ziehen."

Am 2. September 2007 verließ Breininger die Bundesrepublik, um sich am Jihad zu beteiligen. Eric Breininger wurde Mitglied der so genannten IJU-Märtyrer-Brigaden und wohnte zeitweise im "Haus der Selbstmordattentäter". Nach eigener Darstellung war Eric Breininger an mehreren Anschlägen und Überfällen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet beteiligt. Er starb Ende April 2010 bei einem Feuergefecht mit pakistanischen Soldaten bei Miranshah (Waziristan), als das Auto in eine Kontrolle geriet. Das genaue Datum wird mal mit dem 28., mal mit dem 30. April angegeben. Zu den anderen drei Opfern gehörten u. a. Ahmet M., Danny Reinders und eine weitere unbekannte Person.

Cüneyt Çiftçi wurde 1980 in Freising (Bayern) geboren, wohnte aber zuletzt in Ansbach. Çiftçi arbeitete als Angestellter beim Elektronikhersteller "Bosch". Als die Polizei ihn wegen seiner Kontakte zur Sauerland-Gruppe befragen wollte, setzte sich Cüneyt Çiftçi mit seiner Ehefrau Seda und ihren beiden Kindern am 2. April 2007 nach Afghanistan ab. Am 3. März 2008 verübte Cüneyt Çiftçi mit einer Autobombe einen Selbstmordanschlag gegen das Sabari Distict Center in der Provinz Khost. Dabei kamen er selbst, die beiden US-Besatzungssoldaten Stephen Koch und Robert Rapp, sowie zwei namentlich unbekannte Afghanen ums Leben. Die Ehefrau kehrte mit ihren Kindern im November 2007 in die Bundesrepublik zurück. Sie lebt heute bei ihren Schwiegereltern in Bayern.

Fritz Martin Gelowicz wurde am 1. September 1979 in München geboren, lebte zuletzt aber in Ulm. Seinen Zivildienst beim Bayerischen Roten Kreuz brach er mit der Begründung ab: "Sobald ich eine offene Wunde oder fließendes Blut sehe, werde ich ohnmächtig.". Ab 2003 studierte er an der Fachhochschule in Neu-Ulm Wirtschaftsingenieurwesen. Hier besuchte er das Multi-Kultur-Haus Ulm e.V.. Im August 2004 reiste "Terror-Fritz" in die Türkei. In Istanbul lernte er Mevlüt Kar kennen, der damals als V-Mann für den türkischen MIT arbeitete. Im März 2006 reiste Gelowicz nach Waziristan, um im Lager Mir Ali eine Mudschahed-Ausbildung zu absolvieren.

Später wurde Gelowicz der Kopf der so genannten Sauerland-Gruppe. Die Zelle bereitete mehrere Sprengstoffanschläge vor. Zu den geplanten Anschlagszielen gehörten zunächst amerikanische Kasernen und Konsulate, später verlegte man sich auf Discotheken und Cafés. Um die deutsche Bevölkerung aufzuschrecken, erwog man am Ende auch Anschläge gegen Parkhäuser von Flughäfen. Auf der Liste standen u.a. das amerikanische EUCOM-Headquarters in Stuttgart-Vaihingen, die Ramstein Air Station (AS), die amerikanische Hutier-Kaserne in Hanau-Lamboy, der Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt, die israelische Botschaft in Berlin, Supermärkte, sowie Kneipen in Mannheim und Dortmund. Hinzu kamen weitere Objekte in Düsseldorf, Köln, Leverkusen und München. In abgehörten Gesprächen schwadronierte die Gruppe in gebrochenem Deutsch über ihren angestrebten Terrorerfolg:

Wenn jeder, wenn jeder fünfzig tötet, paar verletzt, das sind hundertfünfzig tot und dann noch diese, und dann noch diese Flughafen-Sachen, das wär schon gut. (...) Die Deutschen kriegen auf die Fresse. (...) Wenn wir das machen, dann kotzen sich die Deutschen noch mehr an. Dann geht's ab. Die Welt wird brennen. Wenn wir es am 11. kriegen, genau um diese Uhrzeit, die flippen, die flippen doppelt so. Wir führen Krieg, wo du nicht verlieren kannst.

Die deutschen Sicherheitsbehörden kamen der Zelle erst durch einen Hinweis der amerikanischen Nachrichtendienste auf die Spur. Als die Sicherheitsbehörden im Rahmen ihrer Überwachungsmaßnahmen erfuhren, dass ein erster Anschlag bis zum 15. September 2007 stattfinden sollte, griffen Bundeskriminalamt und GSG 9 im Rahmen der Operation ALBERICH am 4. September in Medebach-Oberschledorn zu. Von Juni bis August 2009 legten alle vier Angeklagten ein umfassendes Geständnis (ca. 1.100 bis 1.500 Seiten) ab. Am 4. März 2010 kam es zur Urteilsverkündung: Fritz Martin Gelowicz und Martin Daniel Schneider erhielten jeweils zwölf Jahre, Adem Yilmaz wurde zu elf Jahren Haft verurteilt und Attila Selek musste fünf Jahre hinter Gittern.

Omar Hussein wohnte in Berlin. Im Januar 2010 setzte er sich zusammen mit seiner damals sechzehnjährigen Freundin Stefanie (jetzt: "Amina") ins Ausland ab. Die beiden sollen sich in Waziristan der DTM angeschlossen haben. Im März 2012 gab das BKA eine interne Warnmeldung heraus, wonach Omar Hussein ein Selbstmordattentat planen könnte. Der derzeitige Aufenthaltsort von Omar Hussein ist unbekannt.

Fatih Kahraman ist Deutsch-Türke und wurde in Berlin geboren. Er wohnt in Berlin-Kreuzberg und hat mit seiner Frau Melanie sechs Kinder. Der Berufslose war wiederholt arbeitslos und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Zeitweise verkehrte er in der Drogenszene. Fatih Kahraman besuchte die al-Nur-Moschee. Er unterhielt Email-Kontakte mit Ahmed Manavbasi. Er soll der IJU mindestens 2.105 Euro überwiesen haben. Im Mai 2009 reiste er zusammen mit Yusuf Ocak und Fatih Temelli in den Iran. Während die beiden anderen nach Waziristan weiterreisten, kehrte Kahraman nach Berlin zurück. Ein weiterer Versuch von Kahraman, nach Waziristan zu reisen, scheiterte.

Fatih Kahraman wurde spätestens seit Oktober 2009 vom LKA Berlin überwacht. Auf ihn war Irfan Petic, V-Mann beim Bundesamt für Verfassungsschutz, angesetzt. Weil gegen ihn ein Berliner Haftbefehl vorlag, flüchtete er im August 2010 in die Türkei, wo er einen Monat später in Istanbul von der Polizei festgenommen wurde. Am 22. Dezember 2010 lieferten ihn die türkischen Behörden an die BRD aus. Am 6. April 2011 wurde er zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 10 Monaten verurteilt.

Sadullah Kaplan war deutsch-türkischer Staatsbürger. Im Jahr 1994 kam er nach Deutschland. Er wohnte in der hessischen Stadt Langen, wo er als Fliesenleger jobbte. Im Mai 2007 wurde Sadullah Kaplan von der Polizei in Mainz vorübergehend festgenommen. Er hatte mit ein paar Freunden die Reifen der Autos amerikanischer GIs vor der Diskothek "Euro Palace" aufgeschlitzt. Am 5. Juni 2007 reiste er nach Pakistan. Nach Angaben der CIA wurde Sadullah Kaplan am 14. Oktober 2007 bei Gefechten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet bei Mir Ali getötet. In einem abgehörten Telefongespräch hatte er erklärt: "Wenn man eine Kugel einfängt, dann ist es wie ein Bienenstich."

Samir Malla ist deutscher Staatsbürger libanesischer Abstammung. Er wurde im September 1986 geboren und lebt in Berlin-Kreuzberg von Hartz IV. Die Polizei ermittelte gegen ihn u. a. wegen Geldwäsche, Betrugs und Körperverletzung. So hatte er im Sommer 2011 ein libanesisches Liebespärchen mit Pfefferspray angegriffen, weil es sich in der Berliner U-Bahn geküsst hatte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz setzte seinen V-Mann Irfan Petic u. a. auf Samir Malla und Hani N. an. Am 8. September 2011 wurde Malla zusammen mit Hani N. in Berlin festgenommen. Der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel warf den beiden vor, einen Anschlag geplant zu haben. Konkrete Ziele konnte der Staatsanwalt nicht nennen, da die Anschlagspläne noch in der Vorbereitungsphase waren. Am 26. Oktober 2011 entließ das Berliner Kammergericht Samir Malla und Hani N. aus der U-Haftanstalt in Berlin-Moabit – mangels dringenden Tatverdachts.

Ahmet Manavbasi war deutscher Staatsbürger türkischer Abstammung oder ein in Deutschland lebender türkischer Staatsbürger. Er wurde in Salzgitter geboren. Nach einem Gefängnisaufenthalt wurde er im April 2000 in die Türkei abgeschoben, kehrte aber später in die BRD zurück. Seit 2006 trat er als Jihadist in Erscheinung. Er war Gründungsmitglied und erster Kommandeur ("Emir") der Deutschen Taliban Mudschahidin (DTM). Außerdem leitete er die IJU-Medienabteilung, die zunächst "Badr at-Tawheed Studio" hieß und seit 2009 "Elif Medya" genannt wurde. Sein Propagandamaterial schickte er an Filiz Gelowicz nach Deutschland, die die Beiträge ins Internet stellte.

Zwar ist Manavabasi der Masse der deutschen Bevölkerung völlig unbekannt geblieben, dennoch spielte er in der DTM die gleiche Rolle, wie Andreas Bernd Baader in der RAF.

Ahmet Manavbasi starb Ende April 2010 bei einem Feuergefecht mit pakistanischen Soldaten in der Nähe von Mir Ali (Waziristan), als das Auto in eine Straßenkontrolle geriet. Das genaue Datum wird mal mit dem 28., mal mit dem 30. April angegeben. Zu den anderen drei Opfern gehörten u. a. Eric Breininger und Danny Reinders.

Yusuf Ocak ist türkischer Staatsbürger. Er wurde 1985 in Lübeck geboren und wohnte zuletzt in Berlin-Wedding. Seit 2005 studierte er an der Technischen Universität (TU) Ingenieurwissenschaft. Im Mai 2009 reiste er über die Türkei und den Iran nach Waziristan, wie der russische Nachrichtendienst im Juli 2009 den deutschen Behörden mitteilte. Er gehörte – von September 2009 bis April 2010 - zu den Gründungsmitgliedern der Gruppierung Deutsche Taliban Mudschahidin. Anschließend soll er von 2010 bis Mai 2011 Mitglied der Al-Qaida gewesen sein.

Am 25. September 2009, zwei Tage vor den Bundestagswahlen, veröffentlichte die DTM ein Video mit dem Titel "Der Ruf zur Wahrheit", darin drohte eine vermummte Person, wahrscheinlich Ocak, mit Anschlägen:

Eure Grenzen werden nicht am Hindukusch verteidigt. Erst durch euren Einsatz hier gegen den Islam wird ein Angriff auf Deutschland für uns Mudschahidin verlockend. Damit auch ihr etwas (...) von dem Leid kostet, welches das unschuldige afghanische Volk Tag für Tag ertragen muss. Daher ist euer Sicherheitsgefühl nur eine Illusion. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Dschihad die deutschen Mauern einreißt. (...)

Versteht, ihr habt dem dreckigen Kriegstreiber USA nichts zu schulden. (..) Sie versuchen mit allen Mitteln ihre Demokratie dem afghanischen Volk aufzuzwingen. Doch das Volk will diesen Schrott nicht. In Deutschland funktioniert die Demokratie doch seit 60 Jahren nicht. Und in Afghanistan wird es erst recht nicht funktionieren. Denn die einzige Gesetzgebung, die zwischen den Geschöpfen funktionieren kann, ist die vom Schöpfer selbst und das ist die Scharia. Diesen Krieg könnt ihr und euer Onkel Sam niemals gewinnen. (...) Auf diesem Boden wurden die Briten vernichtend geschlagen, die Russen wurden vernichtend geschlagen, und jetzt werden die amerikanischen Kreuzzügler und ihr Deutschen vernichtet.

Ocak wurde am 31. Mai 2011 in Wien durch das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) verhaftet. Die Lokalbehörden lieferten ihn am 20. Juni 2011 an die deutschen Justizbehörden aus. Am 25. Januar 2012 begann der Prozess gegen Yusuf Ocak und Maqsood Lodin vor dem Staatsschutzsenat des Berliner Kammergerichts. Obwohl sich die deutschen Sicherheitsorgane sicher sind, dass es sich bei Yusuf Ocak um ein Mitglied der DTM handelt, zeigte sich im Prozess, dass die Beweislage etwas dünn ist. Während das Urteil zunächst für Juni 2012 angesetzt war, wird nun mit einem Prozessende nicht vor September 2012 gerechnet.

Hüseyin Özgün ist Kurde und besitzt sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Er ist der Bruder von Bekir Özgün und wohnte in Langen. Hüseyin Özgün ist arbeitslos und lebt von Hartz IV. Im Jahr 2007 wollten die beiden Brüder ein Ausbildungslager der al-Qaida bzw. Islamischen Jihad Union in Afghanistan besuchen. Auf ihrer Reise wurden sie am 5. Juni 2007 vom pakistanischen Sicherheitsdienst ISI in Quetta festgenommen. Der ISI beschlagnahmte mehrere Gegenstände: Moskitonetze, Taschenlampen, ein Fernglas, eine Kompassuhr und einen MP3-Player. Nach eigenen Angaben wurde Hüseyin Özgün drei Monate inhaftiert und während dieser Zeit durch Agenten der CIA gefoltert. Beide Brüder wurden vermutlich im November 2007 in die Türkei abgeschoben. Hüseyin Özgün kehrte später in die Bundesrepublik zurück. Hier wurde er am 18. September 2008 vom BKA festgenommen. In einem Prozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt wurde Hüseyin am 13. Oktober 2009 zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt.

Atwal Abdur Rehman ist ein in Deutschland geborener Türke. Nach dem Tod von Eric Breininger soll er im Mai 2010 vorrübergehend die Führung der DTM übernommen haben, bis er am 15. Dezember 2010 durch Fatih Temelli abgelöst wurde. Wo sich Atwal Abdur Rehman z. Zt. aufhält ist unbekannt.

Danny Reinders ist niederländischer Staatsbürger und wurde am 1. Mai 1988 geboren. Er lebte zuletzt in Berlin-Reinickendorf und machte sein Fachabitur, um später einmal Streetworker zu werden. Außerdem besuchte er die Al-Nur Moschee in Berlin-Neukölln. Danny Reinders reiste am 2. September 2009 mit seiner Ehefrau Amirah S. nach Waziristan, um sich im einem Terrorlager ausbilden zu lassen.

Danny Reinders starb Ende April 2010 bei einem Feuergefecht mit pakistanischen Soldaten in der Nähe von Mir Ali (Waziristan), als sein Auto in eine Fahrzeugkontrolle geriet. Seine Ehefrau Amirah S. hielt sich zunächst noch im afghanisch-pakistanischen Kampfgebiet auf, wo sie vier Monate nach dem Tod ihrer Gatten einen Jungen zur Welt brachte. Danach soll sie Fatih Temelli, einen Kampfgefährten ihres Mannes, geheiratet haben. Mittlerweile ist sie mit ihrem Kind in die Bundesrepublik zurückgekehrt.

Hayrettin Burhan Sauerland ist türkischer Staatsbürger und wurde am 23. September 1987 in Berlin geboren. Im September 2009 reiste er mit einer Gruppe anderer Berliner über Istanbul nach Pakistan/Afghanistan aus, um sich in einem Terrorlager ausbilden zu lassen. Er schloss sich der IJU in Mir Ali an. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB soll die deutschen Sicherheitsbehörden auf Sauerland aufmerksam gemacht haben. Nach unbestätigten Angaben von Mohammed Ali bzw. Irfan Petic soll Hayrettin Burhan Sauerland einen Pakistani erschossen haben.

Wegen religiöser Streitigkeiten soll Ahmet Manavbasi Hayrettin Burhan Sauerland aus der DTM ausgeschlossen haben. Letzterer hat mittlerweile Waziristan verlassen. Da Hayrettin Burhand Sauerland mit einer Mordanklage rechnen muss, ist er weiterhin auf der Flucht. Sein gegenwärtiger Aufenthalt soll dem BKA bekannt sein, wurde aber nicht öffentlich bekanntgegeben.

Daniel Martin Schneider wurde 1985 im saarländischen Neunkirchen geboren und ist deutscher Staatsangehöriger. Im Juni 2004 konvertierte Daniel Schneider zum Islam. Ab dem 3. Januar 2005 leistete Daniel Schneider seinen Wehrdienst zunächst bei der 7. Kompanie des Raketenartillerielehrbataillons 52 in Hermeskeil ab, später beim Kampfmittelräumdienst der Luftlandepionierkompanie 260 in Saarlouis. Zeitweise setzte man ihn als Hilfsausbilder ein, aber weil er als Islamist auffällig wurde, stellten ihn seine Vorgesetzten von der Sprengstoffausbildung frei.

Im Juni 2006 flog er nach Pakistan, um dort eine Mudschahed-Ausbildung zu absolvieren. Er wurde im Schießen, Sprengen und dem Einsatz von Giften ausgebildet. "Ich stellte mir den Aufenthalt im Ausbildungslager als Fortsetzung der Bundeswehr auf islamisch vor", erklärte Schneider später zu seinen Erwartungen. Allerdings hatte die Ausbildung durch das überalterte Ausbildungsgerät auch ihre Grenzen, wie Martin Schäuble in seinem Buch "Black Box Dschihad" berichtete:

Das im Ausbildungslager verwendete Pistolenmodell, die Tokarew, war bei der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz gekommen. Auch die Makarow, das Nachfolgemodell, war schon über ein halbes Jahrhundert alt. Eine der neuestens Waffen im Lager kannte Daniel bereits: Das Ende der 1950er-Jahre entwickelte G3 ist ein deutsches Gewehr. An ihm und dem Nachfolgemodell G36 hatte die Bundeswehr ihre Soldaten zu Daniels Armeezeiten ausgebildet. Im pakistanischen Ausbildungslager erhielt er erst am letzten Tag Munition. Er übte das Laden, Zielen und Schießen. Ein Mitglied der Gruppe filmte sie dabei.

Bei der Ausreise aus Pakistan wurde er von pakistanischen Grenzposten festgenommen und zu zwei Monaten Haft verurteilt. Am 12. Februar 2007 kehrte er schließlich in die Bundesrepublik zurück. Im März 2007 führten zwei Beamte des Verfassungsschutzes ein "Rückkehrergespräch" mit ihm, um ihn vergeblich als V-Mann anzuwerben.

Daniel Martin Schneider gehörte zumindest zeitweise zur Sauerland-Gruppe der Islamischen Dschihad Union um Fritz Martin Gelowicz. Nach Angaben von Schneider haben US Agenten versucht, ihn am 8. März 2007 in Neunkirchen zu entführen. Am 4. September 2007 wurde er im Rahmen der Operation ALBERICH in Medebach-Oberschledorn festgenommen. Im Prozess vor der Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichtes Düsseldorf legte Daniel Martin Schneider ein umfassendes Geständnis ab: "Der Weg war falsch und fußte auf falschen Überlegungen. Ich hätte anders handeln können und müssen." Am 4. März 2010 kam es zur Urteilsverkündung: Martin Daniel Schneider erhielt eine Haftstrafe von zwölf Jahren. Er will in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken seinen Studienabschluss nachholen.

Omid Sh. ist deutscher Staatsbürger afghanischer Abstammung. Er ist in Kabul und Mazar-e-Sharif aufgewachsen. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Volkswirtschaft, das er allerdings abbrach. In Frankfurt besuchte er oft die Bilal Moschee, wo er Adem Yilmaz kennenlernte. Im Dezember 2006 wurde er durch Adem Yilmaz für die IJU rekrutiert.

Vom Mai bis September 2007 war er in Pakistan, um eine Ausbildung in einem IJU-Trainingslager zu absolvieren. Dabei brachte er der IJU verschiedene Ausrüstungsgegenstände mit: Fernrohr, Nachsichtgeräte, Infrarot-Strahleraufsatz, GPS-Navigationsgerät, Zielfernrohr und eine Kamera. Nach eigener Darstellung hat er das Trainingslager bereits nach zehn Tagen wieder verlassen, da die Ausbilder seine mangelnde Fitness und mangelnden Kochkünste beklagten. Im Oktober 2007 kehrte er in die BRD zurück. Er wurde am 18. September 2008 in Dietzenbach festgenommen, als er erneut nach Pakistan ausreisen wollte. Omid Sh. wurde am 13. Oktober 2009 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt.

Salih S. ist deutscher Staatsangehöriger türkischer Absammung. Er wohnte in Frankfurt-Fechenheim. Er gehört seit November 2006 zum Umfeld der IJU. Nach unbestätigten Pressemeldungen soll er im Auftrag von Aleem Nasir mindestens 23 Ausrüstungsgegenstände (ein MG mit Munition, Handgranaten, ein Nachtsichtgerät, drei Kompassuhren, drei GPS-Navigationsgeräte, etc.) beschafft haben; im Prozess war später nur noch die Rede davon, dass er Stiefel und Outdoorjacken im Wert von 700 Euro an Adem Yilmaz übergeben habe.

Er reiste im März 2007 via Türkei und Zahedan (Iran) zur Mudschahed-Ausbildung nach Pakistan und hat angeblich an mehreren Gefechten teilgenommen. Bei seiner Rückreise wurde er am 18. November 2008 aufgrund eines deutschen Haftbefehls in Samsun (Türkei) festgenommen und am 13. Juli 2010 an die deutschen Justizbehörden ausgeliefert. Am 15. Oktober 2010 verurteilte ihn das das Oberlandesgericht Frankfurt zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und drei Monaten.

Fatih Temelli ist deutscher Staatsangehöriger türkischer Abstammung. Er wurde 1985 geboren und wohnte in Berlin-Steglitz. Nach seinem Abitur jobbte er zeitweise bei "Burger King". Anschließend begann er ein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universität (TU) in Berlin. Eine Zeit lang sympathisierte er mit den rechtsradikalen türkischen "Grauen Wölfen". Im Mai 2009 reiste er nach Waziristan, wie der russische Nachrichtendienst den deutschen Behörden mitteilte.

Nach dem Tod von Eric Breininger wurde er am 15. Dezember 2010 zum neuen "Emir" der Deutschen Taliban Mudschahidin ernannt, wie aus einem Video der DTM hervorging. In einem zweiten Film vom April 2010 posierte er neben einem abgeschossenen Hubschrauber und mokierte sich über die verstorbenen Insassen: "Wie krass diese Abtrünnigen stinken. Sie liegen erst ein paar Tage herum und fangen schon an zu stinken. Sie sind Kuffar."

Nach dem Tod von Danny Reinders soll Fatih Temelli dessen Witwe, Amirah S., geheiratet haben. Fatih Temelli soll sich danach im Iran aufgehalten haben, wo er auf eine Rückkehrmöglichkeit nach Deutschland wartete. Er wolle ein "normales Leben in Deutschland mit meiner Frau und meinem Sohn" führen, erklärte Temelli. Dazu nahm er Kontakt zu seinen Eltern in der Türkei auf. Anfang Juni 2012 konnte sich Fatih Temelli vom Iran in die Türkei absetzen. Am 23. Juni wurde er in der Türkei festgenommen. Die deutschen Justizbehörden warten nun auf seine Überstellung.

Thomas Uszticz ist deutscher Staatsbürger. Er wurde 1985 geboren. Seine Eltern immigrierten in den achtziger Jahren aus Ungarn in die BRD. Er lebte in Berlin-Wedding. Im Jahr 2005 machte er sein Abitur. Im Jahr 2009 heiratete er die deutsche Konvertitin Stefanie U.. Mit seiner Ehefrau reiste er am 24. September 2009 in ein Ausbildungslager der DTM nach Pakistan.

In einem Propagandavideo bezichtigte sich Thomas Uszticz, am 24. Dezember 2009 an einen Angriff auf ein US-Camp in Murga (Afghanistan) beteiligt gewesen zu sein: "Wir haben sechs BM-Raketen über den ganzen Tag verteilt auf das amerikanische Camp gefeuert. Und so haben wir ihre vorweihnachtliche Stimmung erheblich gestört." Im August/September 2010 wollte Thomas Uszticz mit seiner schwangeren Ehefrau in die BRD zurückreisen. Sie wurden am 2. September 2010 am Flughafen Istanbul von türkischen Behörden festgenommen. Im Juni 2011 durfte Stefanie Uszticz mit ihrem Kind nach Berlin ausreisen, am 22. Mai 2012 folgte auch ihr Mann, der durch die türkischen Haftbedingungen gesundheitlich angeschlagen war.

Adem Yilmaz ist türkischer Staatsbürger und wurde 1978 in Bayburt (Türkei) geboren. Yilmaz kam 1993 in die Bundesrepublik und wohnte zuletzt im hessischen Langen. Ab 1997 war Yilmaz zunächst Fahrkartenkontrolleur bei der Bundesbahn, anschließend arbeitete er bis 2002 im Sicherheitsbereich auf dem Frankfurter Flughafen, danach war er arbeitslos. Ab März 2006 absolvierte Adem Yilmaz eine Mudschahed-Ausbildung in dem pakistanischen Trainingslager Mir Ali. Nach der Ausbildung nahm er – zusammen mit Fritz Martin Gelowicz - an zwei Fronteinsätzen teil: Einmal kundschafteten sie ein US-Militärlager aus, bei zweiten Mal waren sie bei einem Raketenangriff auf ein US-Camp dabei. Als die GIs zurückschossen, habe er "Muffensausen" bekommen, räumte Yilmaz ein.

Er galt als "Reiseorganisator" für Islamisten, die in Pakistan eine Mudschahed-Ausbildung absolvieren wollen. "Ich habe die da hingeschickt, weil die da hinwollten. (...) Wie viele einer tötet, entscheidet Allah", erklärte Yilmaz. Später gehörte Yilmaz zur Sauerland-Gruppe der IJU. "Mir wäre es am liebsten: Ganz Deutschland wegbomben", sagte Yilmaz in einem abgehörten Gespräch. Er wurde am 4. September 2007 in Medebach-Oberschledorn festgenommen. Für sich selbst hätte Yilmaz am liebsten die Todesstrafe per "Kopfschuss", erklärte er großspurig.

Im Prozess vor der Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichtes Düsseldorf gab sich Adem Yilmaz dann schon bescheidener: "Es ist mir egal, wie viel Sie mir geben, ob 20 oder 30 (Jahre, Anm. d. Red.). (...) Ich möchte nur, dass das hier vorbeigeht, es ist langweilig." Am 4. März 2010 verurteilte ihn das Gericht zu elf Jahren Haft. In der Untersuchungshaft begann Adem Yilmaz damit, seine "Memoiren" zu schreiben.

Gerhard Piper ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit.

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