Greenwashing bei COP28: Wie Konzerne gegen Klimaziele lobbyieren

Symbolbild für Umweltverschmutzung durch fossile Brennstoffindustrie bei COP28

Die Erde im Griff der fossilen Brennstoffindustrie: Eine visuelle Darstellung der Herausforderungen, die bei der COP28 diskutiert werden.

(Bild: PublicDomainPictures, Pixabay)

Weltklimakonferenz könnte zur großen Show werden. Energiekonzerne halten Klimaversprechen oft nicht ein. Warum Energieversorgung in die öffentliche Hand gehört.

Die großen fossilen Energieunternehmen tragen ihre Netto-Null-Emissionsziele vor sich her, während sie im Hintergrund versuchen, gegen eine entsprechende Klimapolitik zu wirken. Beim Klimagipfel ist erneut eine große Präsenz der fossilen Lobby zu befürchten.

Die staatliche Öl- und Gasgesellschaft der Arabischen Emirate, Adnoc, hat in den vergangenen 20 Jahren fast täglich Gas auf ihren Öl- und Gasfeldern abgefackelt, berichtete "The Guardian" am vergangenen Freitag.

Das ist in mehrfacher Hinsicht brisant. Erstens ist das Abfackeln eine Verschwendung von Ressourcen, umwelt- und klimaschädlich und mit entsprechenden Technologien in den meisten Fällen vermeidbar. Zweitens hat sich Adnoc bereits vor 20 Jahren verpflichtet, das routinemäßige Abfackeln einzustellen. Und drittens ist Sultan Al Jaber, der Geschäftsführer von Adnoc, Präsident der bevorstehenden Klimakonferenz COP 28.

Der Verdacht des routinemäßigen Abfackelns ergebe sich aus Satellitenbildern, so der Guardian. Adnoc wiederum bestreitet den Vorwurf, dass auf den Satellitenbildern Zündflammen mit Abfackeln verwechselt worden sein könnten.

Doch nicht nur Adnoc verhält sich intransparent, auch die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate hat seit fast zehn Jahren die Höhe ihrer Methanemissionen nicht an die Vereinten Nationen gemeldet, berichtete der Guardian ebenfalls kürzlich. Methan kann bei der Förderung fossiler Brennstoffe entweichen.

Das Risiko des Greenwashings bei der Klimakonferenz

Damit geht der Gastgeber der Klimakonferenz mit schlechtem Beispiel voran und lässt an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln. Denn die eigenen klimaschädlichen Praktiken und der intransparente Umgang damit stellen das tatsächliche Interesse am Klimaschutz infrage.

Stattdessen könnte die Klimakonferenz zu einer großen Greenwashing-Veranstaltung für fossile Konzerne und handlungsunwillige Staaten werden. Greenwashing-Akteure sind allerdings längst auf den internationalen Klimakonferenzen präsent.

Wie Daten der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory (CEO) zeigen, hatten Lobbyisten der großen fossilen Konzerne bereits in den vergangenen 20 Jahren häufig Zugang zu den UN-Klimaverhandlungen. In mindestens 7.200 Fällen wurde Vertretern der Konzerne und ihrer Lobbyverbände Zugang zu den Klimaverhandlungen gewährt, teilt CEO mit.

Widersprüchliches Verhalten der Energiekonzerne

Fossile Konzerne lobbyieren hinter den Kulissen gegen Netto-Null-Emissionsziele, die sie selbst gerne werbewirksam auf ihre Fahnen schreiben, stellt eine Untersuchung des Think-Tanks Influence Map fest. Chevron, Delta Air Lines, Duke Energy, ExxonMobil, Glencore International, Nippon Steel Corporation, Repsol, Stellantis, Southern Company und Woodside Energy Group Ltd. gehören zu den Unternehmen mit dem höchsten Greenwashing-Risiko.

"Sie alle haben ein Netto-Null-Ziel oder ein ähnliches Ziel angekündigt, aber die Daten von InfluenceMap zeigen, dass ihr klimapolitisches Engagement nicht mit der Politik zur Umsetzung des Pariser Abkommens übereinstimmt", heißt es. Die Häufigkeit, mit der ein Unternehmen den Begriff "Netto-Null-Emissionen" auf seiner Website erwähnt, stünde in der Regel in keinem Zusammenhang mit den tatsächlichen Klimaschutzmaßnahmen des Unternehmens.

ExxonMobil hat sich z. B. gegen die neue Kraftwerksregulierung in den USA und für eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung in den USA ausgesprochen. Auch Chevron setzt sich für die Vergabe neuer Offshore-Förderlizenzen in den USA ein. Der japanische Stahlkonzern Nippon setzt sich im eigenen Land gegen eine Kohlendioxidsteuer und gegen eine Stahlproduktion ohne Kohle ein. Der spanische Energiekonzern Repsol lobbyiert gegen das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035 und dafür, dass Spanien wieder in neue Gasprojekte investiert.

Greenwashing in der multinationalen Energiebranche

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Studie des Transnational Institute (TNI) mit dem Titel "Green Multinationals Exposed". Darin werden 15 multinationale Energiekonzerne untersucht, die sich ein grünes Image geben und auch in erneuerbare Energien investieren. Die Unternehmen betreiben jedoch weiterhin Geschäfte mit fossilen Energieträgern und weiten diese sogar aus.

Im schlimmsten Fall (Adani-Gruppe) wurden Gelder aus dem Bereich der erneuerbaren Energien in die Finanzierung des Kohleabbaus umgeleitet. Eine beliebte Strategie ist es auch, das schmutzige Kohlegeschäft an andere Unternehmen zu verkaufen, die es dann weiter betreiben – in Europa gab es mehrere Verkäufe an die Energetický a Průmyslový Holding (EPH). E.ON wiederum gründete ein eigenes neues Unternehmen, Uniper, um sein klimaschädliches Geschäft auszulagern. Als Ökostrom verkauften die untersuchten Unternehmen teilweise Atomstrom, Strom aus großen Wasserkraftwerken, Holzverbrennung oder Müllverbrennung.

Plädoyer für eine öffentliche Energieversorgung

Auch als grüne Investoren täten sich die Unternehmen schwer, so die Studie. Die Investitionskosten würden oft zu einem großen Teil durch staatliche Förderungen und Subventionen gedeckt, während die späteren Gewinne nicht für neue Investitionen in erneuerbare Energien verwendet, sondern an die Aktionäre ausgeschüttet würden.

Ein gutes Argument dafür, die Energieversorgung von vornherein in öffentlicher Hand zu organisieren: "(…) die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hängt stark von Subventionen oder hohen Großhandelspreisen ab, was bedeutet, dass entweder die Steuerzahler oder die Verbraucher über ihre Energierechnungen für die Renditen der multinationalen Konzerne zahlen. In einem öffentlichen System würden die Gewinne an die Allgemeinheit zurückfließen", heißt es in der Studie.

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