Griechenland: Mit Merkels Hilfe …

Seite 2: Gesucht: Ein schneller Schuldennachlass, Schuldenschnitt, oder ein anderer Name dafür

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In Athen steht die Regierung von Antonis Samaras ordentlich unter Druck. Es knistert und knackt an allen Enden. Wirtschaftlich macht Samaras Versprechungen hinsichtlich umfangreicher Steuernachlässe. Einhalten kann er davon nichts. Politisch manövriert sich seine Partei komplett ins Abseits. Die Tatsache, dass immer mehr Verbindungen der Polizei zur Goldenen Morgenröte bekannt werden, spricht ebenso wenig für Samaras wie jüngste Aufdeckungen über Samaras langjährige (ultra)rechte Hand Takis Baltakos. Baltakos verlor den Posten des Regierungskoordinators, als Aufzeichnungen über kompromittierende Gespräche von ihm mit dem derzeit in U-Haft sitzenden Pressesprecher der Goldenen Morgenröte, Ilias Kasidiaris, Link auf http://www.heise.de/tp/artikel/41/41410/1.html.

Antonis Samaras sucht Lösungen

In den damaligen Gesprächen ging es um die bevorstehende Strafverfolgung gegen die GM. Was derzeit bekannt wird, ist dagegen die enge Zusammenarbeit Baltakos mit der GM hinsichtlich von Abstimmungen im Parlament. Der Jurist setzte die in Griechenland als Nazipartei eingestufte Bewegung gegen die eigenen Koalitionspartner PASOK und Demokratische Linke ein.

Das Vertrauen der beiden verbliebenen Koalitionspartner, Nea Dimokratia und PASOK, untereinander dürfte nicht erst jetzt erheblich angeknackt sein. Das Vertrauen der vom Finanzminister als äußerst empfindlich beschriebenen Investoren ist dagegen auch perdu. Nicht immer lässt sich dies auf die Opposition, die auch in Regierungskreisen als Buhmann beliebte Bundeskanzlerin oder irgendwelche Weltverschwörungen zurückführen. Wie ein besonders eklatantes Beispiel belegt, fehlt es dem griechischen Staat vor allem an funktionierenden Kontrollorganen.

Ein ländliches Schiffswrack

Der Emir von Katar staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass ein 1500 Hektar großes Landstück auf der ionischen Insel Zakynthos preiswert zu haben war. Er griff über einen Mittelsmann für die Hälfte des steuerlichen Schätzpreises zu. Der Kauf der "Navagio" (Schiffswrack) genannten malerischen Region im westlich vom Festland gelegenen Meer interessierte sogar die türkischen Nachbarn im Osten.

Nun stellte sich heraus, dass der Wüstenfürst einem geschickten Betrüger aufgesessen ist. Georgios Charos, so heißt der Listige, hatte entdeckt, dass der letzte Nachfahre der von Kirche und Venezianern beglückten Patrizierfamilie Flaburiari bereits 1961 verstorben war. Der Grieche hatte sich das Land mit Dokumenten der venezianischen Besatzer aus der Zeit des 18 Jh. und kirchlicher Dokumenten aus der Ära des byzantinischen Mittelalters erschlichen. Zunächst galt es zu beweisen, dass Charos mit den Flaburianis verwandt war. So weit war der gesamte Vorgang noch amtlich überprüfbar.

Seit 2001 steht am alten Flughafen Athens die Zeit still

Weniger überprüfbar ist dagegen die venezianische Besitzurkunde. Angeblich fand sich bislang niemand, der den Dialekt, in dem das betreffende Dokument verfasst wurde, wirklich beherrscht. So kommt es, dass Charos mit weniger Aufwand als der Hauptmann von Köpenick an noch mehr Macht kommt.

Weil aus dem Schriftstück weder die Ausmaße noch die im betreffenden, der Familie Flaburiani angeblich übertragenen Lehen eingeschlossenen Kirchen verzeichnet sind, betätigt sich Charos als Richter in eigener Sache. Er versicherte der Kirche gnädig, dass eines ihrer Besitztümer nicht dabei ist.

Noch vor sechs Jahren hatten es ein Kirchenmann selbst und der damalige Regierungschef Kostas Karamanlis schwerer. Der Abt des Klosters Vatopedi verfügte statt über einen unleserlichen venezianischen Wisch sogar über eine Bulle der Byzantinischen Herrscher, als er sich umfangreiche Grundstücke aneignete. Es half nichts, Karamanlis und der Abt stürzten über den Skandal. Die staatliche Tradition, die sich auf eine Nachfolge des oft als Ostrom bezeichneten Konstantinopel reichte nicht, um Karamanlis zu retten.

Im aufgrund der Krise reformierten Griechenland klappt es dagegen sogar mit dem originalen Rom.

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