Häusliche Gewalt: Alarmierende Fakten

Seite 2: Wir müssen reden

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In die dringend nötigen gesellschaftliche Debatte über Gewalt müssten die Bereiche Gewalt gegen Homosexuelle und Trans-Personen, Gewalt gegen Kinder sowie der Komplex Kinderpornographie, bzw. -prostitution/sexualisierte Gewalt gegen Kinder mit einbezogen werden.

Im Hinblick auf Gewalt gegen Kinder und auch in Bezug auf Kinderpornographie tauchen auch Frauen häufig als Täterinnen auf und auch Jungen werden häufig Opfer sexualisierter und körperlicher Gewalt.

Wenn in jeder zweiten Familie Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird, wie eine Studie ergab, die von der Zeitschrift Eltern in Auftrag gegeben wurde, dann geht diese von den Vätern und den Müttern aus, und Mädchen und Jungen sind davon betroffen.

Überforderung

Als Ursache nennen Eltern häufig Überforderung. Die ist nicht selten selbstgemacht: Kinder dürfen nicht mehr nur Kinder sein, sie müssen bereits im Kindergartenalter die zweite Fremdsprache lernen, Montag zum Reiten, Dienstag zum Klavier-Unterricht, Mittwoch zum Ballett …

Die Überforderung entsteht aber auch durch strukturelle Probleme. Finanzielle Sicherheit und ein breites Unterstützungs-Angebot für Familien mit Problemen wären der beste Weg, Gewalt gegen Kinder einzudämmen. Denn dass Gewalt als Erziehungsmethode völlig untauglich ist, hat sich weitestgehend herumgesprochen.

Einbezogen werden in die Diskussion müssten auch die ungleiche Verteilung der ökonomischen Ressourcen, die Frauen häufig an gewalttätige Männer bindet, die zunehmende Sexualisierung der Gesellschaft durch Werbung, Pornographie und Prostitution sowie die tägliche Demütigung von Frauen in Betrieben und z. B. sozialen Netzwerken durch Herabwürdigung von Männern, die mit herabqualifizierenden Begriffen beginnt, mit wüsten Beschimpfungen weitergeht und mit offenen Drohungen endet.

Diskutiert werden müssen auch die Erniedrigungen, die Frauen in Kunst und Kultur zu ertragen haben, weil ansonsten die Wände der Galerien und Museen, die Bibliotheken und die Mediatheken sich leeren sowie die Songlisten der Radiostationen erheblich verkürzt wären. Diskutiert werden muss außerdem die Täter freundliche Rechtsprechung sowie die Unsicherheit, die Frauen zunehmend empfinden, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen.

Das Sexual Profiling, dem Frauen von morgens bis abends ausgesetzt sind, sobald sie ihre Wohnung verlassen - und häufig auch innerhalb. Egal, ob zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn, zu blond, nicht blond genug, zu groß, zu klein, zu klug, zu dumm, zu schön, nicht schön genug, … Frauen werden begutachtet und das Ergebnis wird ihnen unmittelbar mitgeteilt. In Worten und in Taten.

Während Racial Profiling bei Männern gesellschaftlich akzeptiert als Problem erachtet wird, werden Frauen angehalten, die permanente Begutachtung klaglos zu ertragen - oder sich gar drüber zu freuen. Schlicht alles, was das ungleiche Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft begründet, gehört auf den Prüfstand.

Und: JA! Männer werden ihre Privilegien verlieren. Und: NEIN! Die wenigsten werden davon subjektiv profitieren. Da diese Komplexität des Themas für ganze Universitäts-Studiengänge reichen würde, fokussiert sich dieser Text auf Kategorie "Partnerschaftsgewalt" sowie weibliche Opfer von Kapitalverbrechen.