Hamas-Anschlagspläne in Deutschland: Das Rätsel der rostigen Waffen

Bisher blieb es in Deutschland bei Terrorverherrlichung durch Hamas-Sympathisanten. Plant die Islamisten-Organisation hier nun auch Anschläge? Symbolbild: Shuttersrock.com

Vier Festnahmen gab es bereits im Dezember. Jetzt erhärtet Kartenmaterial den Verdacht. Aber wusste die Hamas selbst noch, wo ihre Waffen waren?

Lange Zeit galt die palästinensische Islamisten-Organisation Hamas nicht als Problem der Terrorismusbekämpfung in Deutschland. Sympathisanten der Hamas verherrlichten hierzulande deren Terrorattacken in Israel – was erst nach den Massakern vom 7. Oktober 2023 zu einem Betätigungsverbot für die Hamas in Deutschland führte. Anschläge in Deutschland oder anderen europäischen Ländern schien sie aber nicht zu planen.

Mysteriöser Waffenfund: Hamas-Schläfer als Langschläfer?

Zweierlei neue Erkenntnisse scheinen sich nun zu verdichten: Erstens könnte die Hamas hier doch Anschläge geplant haben, zweitens schon so lange, dass die Waffen in den Depots schon rosteten und die mutmaßlichen Terrorplaner selbst nicht mehr genau wussten, wo sie waren. Terroristische "Schläfer" als Langschläfer sozusagen – oder bereits eine neue Generation, die es nur vom Hörensagen wusste?

Gerichtsfest bewiesen ist das alles noch lange nicht. Ulrich Kroetzer, Investigativreporter der Welt am Sonntag, der dazu recherchierte – beziehungsweise behördliche Informationen "durchgestochen" bekam – sagte gegenüber seiner Welt-TV-Kollegin selbst: "Das mutet wahnsinnig mysteriös an."

Vier tatverdächtige Männer seien bereits im Dezember festgenommen worden. Sie sollen auf der Suche nach vor längerer Zeit angelegten Waffendepots gewesen sein. Das meine zumindest der Generalbundesanwalt zu wissen, schränkt Kroetzer ein.

Israelische Botschaft und Airbase Ramstein als Anschlagsziele?

Ein solches Depot sei von den Ermittlern in Bulgarien gefunden worden – mit rostigen, kaum noch brauchbaren Waffen. Es soll sich um einen vergrabenen Plastiksack mit angerosteten Pistolen, Magazinen und einem Schnellfeuergewehr gehandelt haben.

Eine Zeit lang habe sich die Spur aber nicht konkretisiert. Auf dem Handy eines gebürtigen Libanesen, der Teil der Gruppe gewesen sein soll, wurde aber nun offenbar digitales Kartenmaterial gefunden, das auf mögliche Anschlagsziele in Deutschland hinweist: die israelische Botschaft in Berlin und die US-Luftwaffenbasis in Ramstein.

Hamas-Symbole in Berliner Uni: Besetzung war wohl "zweigeteilt"

Unterdessen reißt in Berlin die Debatte über die Besetzung von Räumen der Humboldt-Universität durch propalästinensische Gruppen und den Dialogversuch der Uni-Präsidentin Julia von Blumenthal nicht ab: Die Professorin steht im Kreuzfeuer der Kritik, weil sie die am Mittwoch begonnene Besetzung zunächst geduldet hatte und mit einem Teil der Besetzer ins Gespräch gekommen war, bevor es schließlich am Donnerstagabend zur polizeilichen Räumung kam.

Im Anschluss wurden in den Räumen des sozialwissenschaftlichen Instituts zahlreiche Schmierereien festgestellt – darunter mehrfach ein Symbol, mit dem die Hamas ihre Feinde markiert. In einem Interview mit dem Spiegel hat sich Blumenthal inzwischen ausführlich dazu geäußert: Die Besetzung sei kein friedlicher Protest gewesen, sagte sie dem Magazin.

Die Räume des Instituts sehen schrecklich aus. Das Ausmaß der Sachbeschädigung und Schmierereien übertrifft, womit wir gerechnet hatten. Wir haben uns nun entschieden, unverzüglich Strafanzeige zu stellen, wegen Sachbeschädigung und auch wegen des Verwendens von Symbolen verbotener Organisationen. Das rote Dreieck der Hamas war an mehreren Stellen zu finden.

Prof. Julia von Blumenthal im Gespräch mit dem Spiegel

Die Uni-Präsidentin sagte allerdings auch, dass die Besetzung "zweigeteilt" gewesen sei: "Im vierten Stock hatte sich eine radikale Gruppe verschanzt. Wir haben nur mit den Besetzerinnen und Besetzern im Erdgeschoss gesprochen, mit den wir klare Regeln vereinbart hatten", sagte Blumenthal dem Magazin.

Israel-Gaza-Krieg: Tiefe Gräben auch in Deutschland

Ihr Ziel sei es gewesen, zu verhindern, dass angesichts des Israel-Gaza-Krieges auch die Gräben zwischen propalästinensischen und proisraelischen Studierenden tiefer werden. Für Gespräche hätte sie gerne mehr Zeit gehabt, es sei aber außer Frage gestanden, dass es eine Räumung geben werde. Nur über den Zeitpunkt habe mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) diskutiert.