Harte Bandagen im Tarifstreit mit der Bahn: GDL plant Sechs-Tage-Streik bis Ende Januar

Der DB-Konzern "bedauert" die Situation. Die GDL wirft ihm vor, nur ein Scheinangebot vorgelegt zu haben. Symbolbild: Travelarz / CC-BY-SA-3.0-PL

Lokführergewerkschaft wirft DB Scheinangebot vor. Verkehrsminister hat "null Verständnis". Warum Verhandlungen wieder scheiterten.

Bahn-Kunden müssen sich auf den bisher längsten Streik der Lokführergewerkschaft GDL im aktuellen Tarifstreit und darüber hinaus einstellen: Für ganze sechs Tage plant die GDL dieses Mal Ausstände, nachdem die Deutsche Bahn aus ihrer Sicht wieder nur ein "Scheinangebot" vorgelegt hat.

Streik beginnt im Güterverkehr

Im Güterverkehr sollen bereits ab dem morgigen Dienstag, 23. Januar um 18 Uhr die Räder stillstehen. Ab Mittwochmorgen um 2:00 Uhr werden nach GDL-Angaben sämtliche Unternehmen der DB inklusive der Infrastruktur und die City-Bahn Chemnitz bestreikt. Erst am Montag, 29. Januar um 18:00 Uhr sollen die Arbeitskampfmaßnahmen enden. Das gab die Gewerkschaft an diesem Montagmorgen bekannt.

Die Deutsche Bahn teilte mit, sie bedauere sehr, "dass wiederholt die Reisepläne von Millionen Reisenden betroffen sind". Es werde aber wie gewohnt einen Notfallfahrplan geben. Unter der Nummer 08000 99 66 33 werde eine kostenlose Sonderhotline eingerichtet.

"Im Schienengüterverkehr wird es zu erheblichen Einschränkungen für Industrie und Wirtschaft kommen", hieß es weiter.

Streit um Arbeitszeitmodelle zwischen GDL und Bahn

Die DB-Konzern hatte der GDL am Freitag ein weiteres "Wahlmodell zur Arbeitszeit" angeboten, während sie an ihrer Forderung nach einer 35-Stunden-Woche ohne Entgeltkürzung für Schichtarbeiter festhielt.

In Verhandlungen mit dem regionalen Eisenbahnverkehrsunternehmen Abellio hatte die GDL die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche am Freitag bereits durchgesetzt: Die Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden soll nach Angaben von Abellio in mehreren Stufen bis 2028 erfolgen.

DB-Personalvorstand Martin Seiler hatte dagegen erklärt, die Beschäftigten könnten eine Stunde weniger Arbeit bei vollem Lohn ab dem 1. Januar 2026 wählen. Wer sich gegen die Absenkung auf 37 Stunden entscheide, bekomme 2,7 Prozent mehr Lohn. In der Summe erhielten die Beschäftigten in diesem Fall ab dem 1. Januar 2026 fast 13 Prozent mehr Entgelt als aktuell.

Tarifstreit im Kontext der Inflation

Der aktuelle Tarifvertrag stammt allerdings aus dem Jahr 2021. Wenn der GDL "Maßlosigkeit" vorgeworfen wird, verweist sie auf die Inflationsrate, die nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2022 bei 7,9 Prozent und 2023 bei 5,9 Prozent lag. Für den reinen Inflationsausgleich wären demnach schon jetzt 13,8 Prozent mehr Entgelt fällig.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat dennoch "null Verständnis für diese Form der Tarifauseinandersetzung". Dies betonte der FDP-Politiker an diesem Montag im ZDF-Morgenmagazin. Der Tarifkonflikt nehme "zunehmend destruktive Züge an".