Hasta la vista, GVU!
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. ist insolvent
Dieser Tage gibt es auch gute Nachrichten: Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) ist pleite! Damit endigt die überflüssigste und kontraproduktivste Pressure-Group seit Menschengedenken.
Die GVU wurde zum Schutz der inzwischen ausgestorbenen Videokassette gegründet. Die legale Organisation verstand sich als privater Hilfssheriff der deutschen Filmindustrie und bediente sich anrüchiger Methoden, um Nutzer von Datenträgern etwa bei der Staatsanwaltschaft anzuschwärzen. So setzte die GVU offenbar Lockspitzel ein (GVU soll Raubkopierer gesponsert haben). Zur Durchsetzung der Gängelung von DVD-Käufern durch Regionalcodierung ließ die GVU Razzien bei deutschen DVD-Großhändlern und -Importeuren durchführen (Die Rückkehr des Volksempfängers mit anderen Mitteln).
Vor einem Jahrzehnt stahl die GVU redlichen Käufern und Mietern von DVDs wertvolle Lebenszeit, in dem sie dem Film lästige Propagandafilmchen aufzwang, in denen "Raubkopierer" mit Gefängnisstrafen gedroht wurde. Legendär wurde Raubkopierer Ingo. Die GVU verbreitete die Irrlehre, in wenigen Jahren würde es keine neuen Kinofilme mehr geben, da die Filesharer die Urheber entrechteten.
Ob diese lästige Propaganda auch nur einen einzigen Filesharer beeindruckt hat, ist unbekannt. Entgegen dieser Cassandra-Rufe geht es jedoch der produzierenden Filmwirtschaft besser als je zuvor, die Blockbuster werden immer teurer, die Kinos werden immer voller, Kauf-DVDs sind der Renner. Hätte die deutsche Filmwirtschaft ihr Geld nicht in die GVU investiert, sondern in den Aufbau einer Streaming-Plattform, müsste sie das Geschäft heute nicht Netflix, Amazon und Disney überlassen. Dumm gelaufen ...
Legendär peinlich geriet die von der GVU bzw. deren Kettenhund veranlasste Sperrung eines Vimeo-Videos des "digitalen Reporters", das unter einer Creative Commons-Lizenz stand ("Digitale Variante von Vandalismus"). Die GVU machte 2010 Bekanntschaft mit dem Hacker-Kollektiv Anonymous, welches die Seite gnädig vom Netz nahm. Die von der GVU geforderte Haftung von Host-Providern erledigte sich stattdessen weitgehend mit der Abschaffung der deutschen Störerhaftung.
Den Zenit der Schlichtheit erklomm die GVU 2012 durch Mitverantwortung an einem fadenscheinigen Leitfaden, in dem man Lehrern Desinformation für ihre Schüler unterjubeln wollte. Darin suggerierte man, das Angucken von Streams könne rechtliche Folgen haben. Die Piratenpartei hätte sich keine bessere Werbung wünschen können. Das Angebot des Autors, an die GVU eine Riesenflasche Champagner Moët Chandon zu schicken, wenn es zur ersten Verurteilung eines Streamguckers kommen sollte, hat sich dann wohl erledigt. Bleiben von der GVU wird ein geschönter Wikipedia-Eintrag (Den WikiScanner gibt es jetzt auch auf deutsch).
Verabschieden wir uns also stilrecht von den subversiven Kinofreunden mit einer Raubkopie: Hasta la vista, Baby!!
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