Historisches SETI-Signal ohne Kosmogramm

Seite 3: 6EQUJ5 - ein kryptischer Zahlencode

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Da sich das kosmische Funkfeuer auf dem Computer-Ausdruck nur in Gestalt eines Zeichencodes manifestierte, mussten die Forscher die vom IBM-Rechner produzierten Signalkurven übersetzen und richtig deuten. Schließlich beinhaltete die Zahlen- und Buchstabenfolge 6EQUJ5 wertvolle Informationen. Sie besagten, dass ein ungewöhnlich starkes Schmalbandsignal für einen kurzen Zeitraum Einzug gehalten hatte.

Dass bei den Forschern angesichts der Kombination von Buchstaben und Zahlen, die sie auf dem Ausdruck sahen, schnell die Alarmglocken schrillten, lag auf der Hand. Denn in dem Code-System, das Ehman und seine Kollegen damals verwendeten, repräsentierte jede Zahl und jeder Buchstabe eine bestimmte Signalstärke. Alle zwölf Sekunden wurden vom Rechner Zahlen oder Buchstaben kreiert und gedruckt.

Bild: Maxrossomachin / CC-BY-SA-3.0

So repräsentierten die Ziffern 1 bis 9 die jeweilige Signalstärke über dem Hintergrundrauschen. Während die Ziffer 1 für ein schwaches Signal stand, indizierte eine 9 dagegen einen stärkeren Energiepuls. Ab der Signalstärke 10 übernahmen Buchstaben die Regie. Ein "A" etwa zeigte an, dass die Signalstärke innerhalb der 21-Zentimeter-Wasserstofflinie um den Faktor zehn über dem Strahlungshintergrund lag. Im Klartext hieß dies, dass "A" den Wert von 10 Sigma, der nächste Buchstabe "B" im Alphabet den Wert von Sigma 11 hatte usw. Gemäß ihrer Folge im Alphabet steigerte sich die Signalintensität, die logischerweise mit dem Buchstaben "Z" bei 35 Sigma endete.

Während eine Leerstelle symbolisierte, dass das Signal auf den Wert Null gesunken und somit verschwunden war, besagte das "U" im Zeichencode des 'Wow!'-Signals hingegen, dass die Ohio-Astronomen einen Energiepuls registriert hatten, der über dem 30-fachen des Hintergrundrauschens lag.

Ohio-Signal und Schwächen

Als problematisch erachteten die Forscher bereits 1977 den absolut singulären Charakter des Radiosignals. Denn das Phänomen wiederholte sich nicht. Es tauchte plötzlich auf, um sodann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Vor allem pulsierte es nicht durchgehend über einen längeren Zeitraum. Fatalerweise zeichnete nur eine Antenne der Anlage die Radioemission auf, wobei bis heute nicht geklärt ist, welche davon seinerzeit den Treffer für sich verbuchte und welche leer ausging. Da der zweite Reflektor nichts registrierte, fehlten Ehman und seinen Kollegen wichtige Vergleichsdaten, um jedwede von irdischen Quellen generierte Störsignale zu beschreiben.

Bei alledem erfasste keine andere Schüssel außerhalb der 'Big Ear'-Sternwarte den Puls, was in SETI-Kreisen als wichtigste Hauptbedingung für die Verifizierung eines fremden intelligenten Kosmogramms gilt. Auch der drei Minuten später automatisch initiierte erneute Suchlauf der Anlage bestätigte kein wie auch immer geartetes außerirdisches intelligentes Funkfeuer. Zu guter Letzt beinhaltete der Zeichencode weder ein erkennbares systematisches Informationsmuster noch eine tiefergehende dechiffrierbare Botschaft. Die Sigma-Werte 6, 14, 26, 30, 19 und 5 des Ohio-Signals indizierten nur seine Intensität, gaben aber keine weiteren Geheimnisse preis.

Andere unabhängige Teams konnten das 'Wow!'-Signal nicht bestätigen. So auch ein Forscherteam um Robert Gray nicht, der 1995 der mit dem weitaus empfindlicheren Interferometer-Radioteleskop Very Large Array (VLA) in New Mexico das Signal auf derselben Position und Frequenz vergeblich suchte. Bild: NRAO/AUI/NSF

Vor allem aber kam das Radiosignal für eine außerirdische Flaschenpost schlichtweg zu kurz daher. Angesichts seiner knappen Sendedauer fragten sich schon die ersten Skeptiker, ob eine kontaktfreudige intelligente ferne Kultur wirklich dermaßen sparsam und naiv sein würde, Funkbotschaften über Tausende von Lichtjahren ins All zu senden, die sich gleichwohl nur wenige Sekunden lang im Äther bemerkbar machen.

Tatsächlich führten alle Erklärungsversuche der Ohio-Forscher, das Signal mit einem natürlichen oder künstlichen Ursprung direkt in Verbindung zu bringen, zu keinem konkreten Resultat. Mal wurden lokale Quellen und irdische Radiosender als Urheber ausgeschlossen, weil die Wasserstofffrequenz zu jenem geschützten Bereich des Spektrums zählt, in dem keine kommerziellen oder militärischen Radiosender arbeiten dürfen. Mal hatten die Forscher Militärsatelliten auf der Rechnung, die eigentlich seit 1959 nicht mehr in diesem Frequenzbereich operieren durften. Wenigstens konnten sie nach einer eingehenden Überprüfung aller Flugbahnen die bekannten Satelliten als Ausgangsquelle ausschließen. Zu guter Letzt fielen ebenfalls alle künstlichen orbitalen Objekte aus dem Raster, weil diese sich viel zu schnell bewegten. Auch TV-Signale, die in der Regel deutlich breitbandiger daherkommen, fielen aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen heraus.

Einige SETI-Forscher gingen sogar so weit, das Ereignis auf Gravitationslinseneffekte oder interstellare Oszillation (ein Effekt ähnlich dem atmosphärischen Funkeln der Sterne) zurückzuführen. Andere fabulierten über Planeten oder bekannte Asteroiden. Aber nichts dergleichen hatte zum fraglichen Zeitraum den Empfangsbereich des 'Big Ear' passiert. Die Berechnungen ergaben, dass alle bekannten künstlichen Objekte zum Zeitpunkt des Kontakts die Bahn des Signals nicht kreuzten.

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