Hummeln, Wespen und Co. - wilde Bestäuber in Gefahr

Seite 2: Hummeln sind unersetzlich

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Als Bestäuber von Wild- und Futterpflanzen sowie Obstbäumen sind sie nicht wegzudenken: 53 Hummelarten gibt es in Europa, 36 davon kommen allein in Deutschland vor, wobei diese regional unterschiedlich stark verbreitet sind. Bei uns besonders häufig anzutreffen sind Dunkle und Helle Erdhummel sowie Garten-, Wiesen-, Acker-, Baum- und Steinhummel.

Einige Arten fliegen auch in höheren Gebirgslagen zwischen 1600 und 2200 Meter Alpenkräuter an, zum Beispiel die Alpenhummel. Rund 20 Arten bestäuben Nutzpflanzen, darunter alle Obstarten. Gerade im Obstbau ergänzen sich Bienen und Hummeln darin optimal. Sind Beerensträucher, Hecken und Wiesenkräuter und -blumen in der Nähe, gibt es auch nach der Obsternte für Hummeln ein reiches Nahrungsangebot.

Während Honigbienen erst ab 10°C fliegen und ab 15°C Nektar sammeln, sind Hummeln bereits an kalten, nassen Frühlingstagen ab 0° C unterwegs. Sie bestäuben früh blühende Pflanzen wie die Purpurrote Taubnessel, Weidenkätzchen, Johannis- und Stachelbeeren. Später kommen Löwenzahn, Nachtkerze, Disteln und Malven hinzu. Viele Blütenpflanzen wie Klee, Lupinen, Wicken, Erbsen und Bohnen werden sogar ausschließlich von Hummeln bestäubt.

Foto: Susanne Aigner

Unterschieden werden kurz-, mittellange und langrüsselige Arten, wobei Letztere nur rund 50 Individueen, die kurzrüsseligen Arten wie die Dunkle Erdhummel bis zu 600 Hummeln in einem Staat vereinigen. Weil die Arbeiterinnen im Herbst absterben, legen Hummeln keine Wintervorräte an. Nur die von den Drohnen begattete Jungkönigin überlebt den Winter in ihrem Versteck. Im zeitigen Frühjahr begibt sie sich auf die Suche nach ersten Blüten und einem Nistplatz für das künftige Hummelvolk, wobei sie Holzhaufen, Steinspalten, Mauselöcher und Vogelnester und Hausmauern untersucht.

Für den Nestbau eignen sich wegen ihrer isolierenden Wirkung vor allem Nester von Säugetieren. Auch ein altes Vogelnest in Baumhöhlen oder ein Nest im Baum aus Moos erfüllt diesen Zweck. Zehrt sie zunächst noch von den Vorräten aus ihrem Honigmagen, benötigt sie bald Nektar spendende Blüten und Pollen, den sie zu einem Klumpen formt, mit Wachs überzieht und ihn mit Eiern belegt. In einem Behälter aus Wachs wird der Nektar gespeichert.

In einer kalten Nacht wird oft die ganze gesammelte Nektarmenge des Tages verheizt. Der nackte Hinterleib dient der Abgabe von Wärme. Indem sie ihre Muskeln kontrahieren und erzittern lässt, beheizt die Königin ihre Brut. So hält sie ihre Körpertemperatur auch bei Kälte bis auf 35°C warm.1

Sie selbst versorgt sich mit Energie aus dem Honigvorrat. Solange es genug Futter gibt, übersteht die Brut lange Kälte- und Regenzeiten. Die ersten geschlüpften Arbeiterinnen nehmen der Königin neben dem Sammeln von Nektar und Pollen auch die Arbeiten im Nest ab.

Die so genannten Kuckuckshummeln lassen ihre Arbeiterinnen von einem fremden Volk aufziehen, auch Brutparasitismus genannt. Da ihnen die Körbchenhaare an den Hinterbeinen fehlen, sind die stark gepanzerten Hummeln mit dem großen Kopf und kräftigen Stachel nicht in der Lage, Pollen zu sammeln. Die "Psithyrus-Königin" kann auch kein Wachs produzieren und ist deshalb nicht in der Lage ist, eigene Larven aufzuziehen.

Jede Kuckuckshummelart ist auf wenige oder eine einzige Wirtshummelart angewiesen. Dringt sie in das Nest des Wirtsvolkes ein, vertreibt oder tötet sie die echte Hummelkönigin, öffnet die Zellen und frisst deren Eier. Mit dem vorhandenen Wachs baut sie die Zellen, in die sie ihre Eier ablegt.