Hummeln, Wespen und Co. - wilde Bestäuber in Gefahr

Seite 4: Wespen stehen auf Süßspeisen und Blattläuse

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Wespen lieben zuckerhaltige Nahrung. Daher werden sie von allen süßen Speisen und Getränken magisch angezogen - und von uns als Plagegeister wahrgenommen. Beim Kuchenessen am Gartentisch lösen sie bei vielen Menschen Schreie des Entsetzens aus. Wildes Wedeln mit den Händen soll sie vertreiben, macht sie aber gerade aggressiv. Das Schlagen nach ihr steigert nur noch ihre Angriffslust. Am besten verhält man sich still, denn oft verschwindet sie dann von selbst.

Ratsam ist es auch, süße Speisen wie Wurst und Fleisch abzudecken. In Deutschland gibt es 16 soziale Wespenarten incl. 3 Kuckuckswespen. Unterschieden werden die Gemeine Wespe (11 Arten) und die Feldwespe (fünf Arten). Während die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) als stechfreudig gelten, ist die Feldwespe eher friedfertig.

Foto: Susanne Aigner

Erwachsene Wespen ernähren sich hauptsächlich von Pollen. Daher bestäuben sie Blüten - auch von Obstbäumen - genauso wie Hummeln und Bienen. In den Haaren von Hinterleib und Beinen bleibt der Blütenstaub hängen, bei der Nahrungssuche verliert sie ihn wieder. Einige Blumen - zum Beispiel alle Braunwurzgewächse - werden nur von Wespen bestäubt.

Auch Efeu und einige Ragwurzarten gehören dazu. In deren trichterförmige Blüten gleiten die Wespen problemlos hinein. Bis auf wenige Ausnahmen ernähren sich Wespen nicht vom Nektar der Blütenpflanzen, sondern von Larven, Blattläusen und kleine Insekten, die Blumen und Kräuter befallen. Nur Falten- und Schlupfwespen bestäuben Pflanzen während der Nektaraufnahme. Einige Wespenarten brauchen den Nektar allein zur Aufzucht der Brut.

Im Gegensatz zu Bienen und Hummeln beginnen Wespen erst im Spätsommer mit der Suche nach Nektar, den sie ausschließlich für die Brut benötigen. Die Königin beginnt im April blühende Weiden anzufliegen. Die Spermien vom letzten Herbst trägt sie in einer Tasche mit sich herum. Erst kurz vor der Eiablage befruchtet sie die Eier selber. Nach zwei bis drei Wochen der Nahrungsaufnahme sucht sie sich einen Platz für den Nestbau eines Nestes.

Nachdem die Eier abgelegt sind, entstehen zehn bis zwanzig Brutzellen, wobei jede Kammer einzeln verschlossen wird und einer Larve als Lebensraum dient. Die Larven, die sich nach drei Wochen verpuppen, werden zunächst mit zerkleinerten Insekten gefüttert. Erst im Juni schlüpfen die Arbeiterinnen, von August bis Oktober die Männchen und neue Königinnen. 20 Tage nach der Verpuppung schlüpfen die ersten unfruchtbaren Arbeiterinnen, die fortan alle Arbeiten übernehmen.

Um den Hunger der Larven zu stillen, fangen sie Fliegen, Mücken und andere Insekten. Nun schlüpfen auch fruchtbare Weibchen, die unbefruchtete Eier legen, aus denen später die Drohnen schlüpfen. Auch aus den Eiern der Königin schlüpfen später Männchen, von denen einige wenige auch fremde Königinnen befruchten. Bis August ist die Königin voll mit Brutpflege beschäftigt. Dann beendet sie die Eiablage und schwärmt nur noch zum eigenen Vergnügen aus.

Von frei herumliegendem Fleisch auf Gartentischen wird sie dann regelrecht angezogen. Stirbt die Königin im Spätherbst, wird die Brutpflege reduziert, die Wespen geben ihr Nest auf. Nach der Paarungszeit sterben Drohnen und Arbeiterinnen ab. Nur die befruchteten Weibchen suchen einen Ort zum Überwintern, doch wenige erleben das nächste Frühjahr.

Auch durch Kälte und Regen im Frühling ist schon manches Nest eingegangen. Neben den Staaten bildenden Arten, legen einige solitäre Wespenarten wie die Waldwespe ihre Eier bevorzugt in Holzlöcher, Pflanzenstängel oder in eigens für sie errichtete Nisthilfen.