Hunderte Millionen US-Dollar in der IS-Kriegskasse
Seite 2: "Sie investieren in alles von Immobilien bis zum Autoverkauf"
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Das ist zum einen die Feststellung, dass Mitglieder oder Unterstützer des IS, wie man das vom Organisierten Verbrechen kennt (und hier gibt es einige Parallelen, auffällig auch in den Lebensläufen von IS-Kämpfern), versuchen, größere Geldwerte in den unverdächtigen Wirtschaftskreislauf ("sie investieren in alles von Immobilien bis zum Autoverkauf") zu bringen.
Die Türkei erwähnen beide als Land, wo es die Netzwerke für den IS gibt, um in Geschäfte mit Tarnfirmen einzusteigen. Das ist anhand vieler Vorgeschichten nicht unwahrscheinlich. Beide Autoren sind sich weiter darüber einig, dass der IS Geld nicht nur mit Verbindungen in unverdächtige Unternehmen macht, sondern auch mit der Erpressung als bedeutende Geldeinnahme. Hier zeige sich eine Erfahrung, die schon von al-Qaida vorexerziert wurde, und vor allem der Vorteil, der aus der Datensammlung des IS erwachse, so Kenner.
Die Mafia-Liste
Der IS hat in seine Verwaltung wenigstens dann und dort, wo er nicht durch Kämpfe daran gehindert wurde, wie etwa bei den Offensiven seiner Gegner auf Rakka und Mosul, große Sorgfalt gelegt, wie dies etwa die letzten Jahre wiederholt bei Aymenn J Al-Tamimi nachzulesen und zu verfolgen war. Daraus ergab sich eine über längere Zeit angelegte ziemlich genaue Liste über die Bewohner des IS-Staatsgebietes mit Adressen und Tätigkeiten.
Die genaue Kenntnis über die Situation von Bewohnern etwa von Mosul oder Ramadi hat teilweise eine längere Vorgeschichte. Der IS hatte sich das damit verbundene Wissen schon bei der Übernahme der Stadt zunutze gemacht, da man die Adressen der "Funktionseliten", die Personen an den wichtigen Schalthebeln kannte und sie besuchen kam, um sie mit Angeboten, wie sie die Mafia filmreif gemacht hat, davon zu überzeugen, die Tätigkeit und größere Teile des Einkommens ganz in den Dienst der "einzig wahren islamischen Sache" zu stellen.
Zwischendrin hatte das Kalifat 7 bis 8 Millionen Bewohner, dem entsprechend könne man davon ausgehen, dass das gesammelte Datenmaterial beträchtlich sei und die Aufzeichnungen, sollten sie noch in IS-Händen sein, eine profitable Grundlage für Erpressungen ergeben.
"Wenn jemand im IS-Gebiet gelebt hat, dann wissen sie, wo die- oder derjenige lebt und sie wissen, wie viel Geld hereinkommt und womit die- oder derjenige das Geld verdient", sagte mir Shatz. "Sie können zu einem Geschäftsmann gehen und drohen "Du kannst stolz auf deinen Sohn sein. Es wäre doch schade, wenn ihm etwas passiert."
David Kenner
Genauere Informationen, die über Vermutungen und Szenarien hinausgehen, gibt es in Kenners Artikel nicht. Dass der IS Geld mit Erpressungen macht, wird allerdings in mehreren Quellen als Einnahmequelle erwähnt. Bei Kenner taucht noch - neben Entführungen - ein weiteres Einnahmefeld auf: der Bausektor. Laut seinen Recherchen kann der IS darauf spekulieren, dank seiner Kontakte beim viele Millionen schweren Wiederaufbau-Geschäft im Irak und in Syrien abzuschöpfen.