Hurra, der (Pseudo-) Aufschwung ist da!
Seite 4: Verstaatlichung der Defizitkonjunktur
- Hurra, der (Pseudo-) Aufschwung ist da!
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Klar ist aber auch, dass hier im globalen Maßstab eine „Verstaatlichung“ der vormals durch private Verschuldung betriebenen globalen Defizitkonjunktur stattgefunden hat. In den vergangenen Dekaden haben sich vor allem die US-amerikanischen – aber auch die spanischen, irischen, osteuropäischen und britischen - Konsumenten heillos verschuldet, durch diese ihre private Defizitbildung zusätzliche Nachfrage generiert und so die Konjunktur befeuert. Mit dem Zusammenbruch dieses schuldenbasierenden ökonomischen Perpetuum mobile übernehmen die Staaten etlicher Industrieländer vermittels der staatlichen Defizitbildung diese konjunkturelle Funktion. Die 4,7 % des Welteinkommens umfassenden Konjunkturpakete, von denen das IfW sprach, entsprechen auch einer staatlichen Verschuldung von 4,7 % des Welteinkommens.
Langfristig ist solch eine staatlich betriebene Defizitkonjunktur nicht durchzuhalten. Einer Analyse der Europäischen Zentralbank zufolge werden die Staatsschulden der Länder der Europäischen Union in 2010 im Schnitt auf 80 % des BIP steigen. „Die Budgetdefizite werden sich dieses Jahr mehr als verdoppeln - von 2,3 % der Wirtschaftsleistung auf 6 %“, zitierte die FTD aus dem Bericht. In den USA erwartet man inzwischen eine Verdopplung der staatlichen Verschuldung auf neun Billionen US-Dollar bis 2019, was in etwa Dreiviertel der Wirtschaftsleistung dieser größten Volkswirtschaft der Welt entspräche (Die Mutter aller Blasen). Auch Deutschland geht von einer Neuverschuldung in diesem Jahr von bis zu 80 Milliarden Euro aus. Legendär ist hingegen bereits die japanische Staatsverschuldung, die nahezu 200 % des dortigen BIP erreicht (Erst Hyperdeflation, dann Hyperinflation?).
Einzig China kann seine konjunkturellen Aufwendungen aus der Portokasse bezahlen, da das Reich der Mitte mit umgerechnet 2,2 Billionen US-Dollar über die weltweit größten Devisenreserven verfügt. Diesen ungeheuren Dollarberg, der zum großen Teil aus US-Staatsanleihen besteht, baute China vor allem dank seiner Handelsüberschüsse mit den sich immer weiter verschuldenden USA auf.