Internet Bodyguard

Eine britische Agentur bietet den Prominenten die Mehrung ihres Ruhms und Werts, aber auch den Schutz des Namens und des Eigentums im Web an

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsökonomie durchschlägt, zumindest aber Aufmerksamkeit zu einer knappen und begehrten Ressource wird, spielt die Produktion von Prominenz eine immer größere Rolle. Die in Prominenz akkumulierte Aufmerksamkeit sorgt nicht nur für Anerkennung und steigenden Wert, die auch in Geld umsetzbar sind, sondern man muss sich auch um ihre Pflege und Vermehrung kümmern. Ein britisches Unternehmen macht sich anheischig, diese Aufgabe für die Prominenten im Web zu erledigen.

Erst im Januar gegründet, hat My Reputation angeblich schon Dutzende von Prominenten vornehmlich aus der Musik- und Filmszene als Kunden für sich gewinnen können. Mit erst einmal 30 Angestellten will Claire Sambrook sich der im Web steckenden Nöten und Möglichkeiten für die Prominenten aller Art annehmen. "Wir bieten einen persönlichen Service, der auf Berühmtheiten zugeschnitten ist, auch wenn wir darüber hinaus unsere Dienste Geschäftsleuten anbieten", sagt Sambrook. Viele Prominente nehmen zwar wahr, dass ihr Ruhm sich auch in das Web hinein erstrecke, aber die Armen verstünden nicht immer, was das Internet eigentlich ist und wie es funktioniert.

Das aber weiß angeblich die Expertengruppe, die ihre Dienste für die Prominenten anbietet. Und die Bedrohungen sind groß, selbst für die herausragenden Prominenten, wenn es jeden Tag sieben Millionen neue Internetseiten gibt. Da braucht es schon die "besten Köpfe im Geschäft", um den armen Prominenten auf der Suche nach globaler Geltung einen "einzigartigen maßgeschneiderten Service mit den modernsten Technologien" zu gewährleisten.

Bedrohungen kommen natürlich auch daher, dass gewissermaßen Parasiten den Prominenten als Wirt ausbeuten, seinen guten Namen benutzen, um damit eigene Geschäfte zu machen, wenn sie sich nicht gleich das bei Prominenten so hoch angesetzte "geistige Eigentum" aneignen. Ein Schutz der Reputation schließt daher an erster Stelle den Schutz der Rechte ein, aber sorgt auch für den Erwerb eines Domainnamens, für die Verfolgung "nichtautorisierter Webaktivität" sowie für die Überwachung der Präsenz im globalen Netz. Ein Thema ist dabei natürlich, Hilfe gegen die Cybersquatter zu leisten, die, wie Sambrook sagt, den Namen und die Anerkennung der Prominenten missbrauchen.

Weil aber die Prominenten selbst, zumal wenn sie älteren Datums sind, eben noch nicht so viel Ahnung vom Internet, dafür aber in aller Regel Geld haben, beweist My Reputation erst einmal, warum ihr Dienst notwendig ist. So haben die Internetrecherchen der Aufmerksamkeitsexperten etwa ergeben, dass viele Namen von Prominenten missbraucht würden. Man habe mehr als 380.000 Websites gefunden, die von mehr als 270 Bands oder einzelnen Popstars profitieren. Mit dem Namen der gealterten Popgruppe Led Zeppelin versuche man Webflaneure etwa auf eine Website zu verlocken, die Waffen verkauft, mit Britney Spears sollen die Interessierten auf Porno-Seiten verschleppt werden. Manche würde der Missbrauch ihrer Namen nicht stören, viele aber würden, wenn sie von My Reputation davon Kenntnis erlangen, zumindest aufhorchen.

My Reputation rechnet daher auch vor, denn das ist, was die meisten Prominenten gut verstehen. Und das geht so. Wenn die Namen von 270 Musikern von 380.000 Websites verwendet werden, dann könne jeder Musiker erwarten, dass es - natürlich durchschnittlich - 1.400 Websites gibt, die ihn gnadenlos ausbeuten, seine Musik oder irgendwelche andere Fanwaren verkaufen und damit jährlich "mindestens 180.000 US-Dollar" einnehmen. Nach dieser Rechnung kann man schon einmal ein paar Tausend Dollar für My Reputation aufbringen, um sich diese Parasiten vom Hals zu schaffen. Ganz schlimm sei etwa Sting dran, der ehemalige Sänger von Police. 11.500 Websites gäbe es, die angeblich missbräuchlich Police ausbeuten, und zusätzlich noch einmal 3.797 Websites, die Stings Solomusik verkaufen. Ein Wunder, dass der Mann überhaupt noch etwas verdient.

Neben dem Schutz des Namens und des Eigentums gilt es aber auch den Ruhm des "guten Namens" zu mehren, also die Website bekannt zu machen, die richtige Metatags für die Suchmaschinen einzufügen oder, weil es so schön klingt, auf das "virale Marketing" zu setzen. Dann muss erfasst werden, welche Besucher auf die Websites der Prominenten kommen, von denen man möglichst viele Daten erhalten und auswerten muss, um den Ruhm durch Werbung weiter zu mehren. Und auch sonst kann man den Prominenten hinsichtlich der Webpräsenz beraten, die Website gestalten und betreuen, Werbekampagnen durchführen, E-Commerce-Lösungen entwickeln, Texte in mehrere Sprachen übersetzen. Ja, wer wissen will, wieviel ihm seine Anerkennung wert ist, könnte da schon einiges für My Reputation hinblättern. Aber, wie gesagt, bei jährlich durchschnittlich 180.000 Dollar potenziellem Verlust ...