Internet oder Arbeiten?

24 Prozent der Arbeitszeit mit dem Internet wird fremdgesurft

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In eigenem Interesse natürlich hat SurfWatch Software, ein Subunternehmen der Firma mit dem schönen Namen Spyglass Inc., einen Bericht veröffentlicht, der Arbeitgeber zum Kauf der Überwachungssoftware für die Angestellten bringen soll, die, ausgestattet mit einem Online-Zugang, sich einfach während ihrer Arbeitszeit im Netz vergnügen.

Überwachungssoftware, wie die von SurfWatch angebotene, ermöglicht die gezielte Ausfilterung bestimmter Inhalte und die Steuerung der Benutzung des Internet seitens Arbeitgebers, um "Bandbreite zu schonen, die Produktivität zu steigern und Rechtsverletzungen zu reduzieren." Um die Software an den Mann zu bringen, muß der Mißbrauch groß genug sein.

Repräsentativ sind die Ergebnisse keineswegs, denn der Bericht stützt sich lediglich auf die Ergebnisse eines kostenlosen Angebots mit dem Namen CheckNet. Unternehmen werden aufgefordert, die Logfiles einer Woche zu speichern, sie einzugeben und dann von dem Programm nach nicht arbeitsbezogenen Internetadressen auswerten zu lassen. Angeblich haben sich große und kleine Unternehmen, High-Tech-Firmen, Fabriken und Dienstleistungsfirmen aus den USA, aus Südamerika und Europa dieses Programms bedient. Wieviele es waren, erfahren wir leider nicht, wohl aber, daß die vergnügungssüchtigen und die wertvolle Arbeitszeit vergeudenden Angestellten in den Monaten Mai, Juni und Juli dieses Jahres über 24 Prozent ihrer Online-Zeit mit nicht arbeitsbezogenem Surfen verbracht haben. Im April seien es erst 18 Prozent gewesen. Eine Zunahme also, die bedenklich ist und zu Gegenmaßnahmen auffordert.

Der Zugang zum Internet kann ein starkes Arbeitsinstrument sein, aber wenn er inkorrekt benutzt wird, kann er eine gewaltige Ausbeutung der Unternehmensressourcen darstellen. Aufgrund der gegenwärtigen Ergebnisse von CheckNet kann ein Unternehmen, das jährlich 500000 Dollar in den Internetzugang investiert, nahezu 125000 Dollar sparen, indem es einfach Technologien zur Verwaltung von Internet-Inhalten einsetzt.

Theresa Marcroft, Marketingchefin von SurfWatch

Das ist doch überzeugend. Vielleicht waren sich die produktivitätsscheuen Angestellten aber der Überwachung bewußt geworden, denn gegenüber der Erhebung vom April wurden mehr Sites aufgerufen, die allgemeine Nachrichten (5,48 Prozent) anboten, als solche mit sexuellen Inhalten (3,61 Prozent). Sites mit allgemeinen Nachrichten und Unterhaltung wurden signifikant häufiger angesteuert - "was vielleicht eine entspanntere Büro-Atmosphäre im Sommer widerspiegelt." Das versteht der Leser nicht so ganz. Ist der sexuelle Druck im Sommer nicht so groß? Oder suchen die geplagten Angestellten im Sommer, weil der Arbeitsstress abnimmt, nicht nach sexueller Ablenkung? Sind sie gar im Sommer sexuell erfüllter, wenn sie im Büro sitzen, während sich andere am Strand oder sonstwo vergnügen?

Auch die Aufrufe von Sportangeboten nahmen mit der Fußballweltmeisterschaft, Wimbledon und den Golfwettkämpfen zu, während die Suche nach neuen Jobs offenbar geringer wurde, was SurfWatch wieder auf den Sommer zurückführt, in dem das Bedürfnis nach Arbeitsplatzwechsel nur gedämpft ist. Spiele scheinen keine große Rolle mehr zu spielen, aber Chats werden zu Ablenkungen, um Pausen aufzufüllen oder nicht ganz alleine vor dem Schreibtisch zu sitzen. Dazu neigen wohl eher die Frauen. Und weil die Angestellten einfach zuviel Geld haben, interessieren sie sich am Dritthäufigsten für entsprechende Informationen. Aber die Angestellten können mit dem Web, auch ohne daß sie ihren Arbeitsplatz verlassen, auch auf virtuelle Einkaufstouren gehen und ihre Freizeit dadurch schonen. Allerdings ist es ja nicht oft sehr leicht, genau zu definieren, was arbeitsbezogen ist und was nicht. Wer Bescheid wissen will, ob nun der Fleck auf dem Kleid von Lewinsky tatsächlich vom Präsidenten stammt, wird wohl nicht arbeiten. Früher hat man Zeitungen mitgebracht, jetzt ist es halt das Internet. Doch wer Zeitung liest oder Radio hört, entlarvt sich schnell, wer hingegen brav vor seinem Computer sitzt, könnte genauso gut arbeiten ...

Nicht nur wird 24 Prozent der Arbeitszeit im Internet auf nicht arbeitsbezogene Weise verbracht, sondern 24 Prozent dieser Verwendung der Bandbreite eines Unternehmens ist nicht arbeitsbezogen - das macht das Netzwerk für die Angestellten langsamer, die das Internet zur Arbeit benutzen, und verschwendet Investitionen in teure Ausstattung mit Computern und Kommunikationsdiensten.

SurfWatch

Und angesichts dieser Verschwendung und Risiken ist es doch schön, wenn es Firmen wie SurfWatch gibt, die Überwachungssoftware anbieten, um die Angestellten zur Arbeit zu bringen.