Internetwissen - mangelhaft

Kinder sind nach einer britischen Befragung über Grundwissen "Internetnieten", aber Erwachsene haben auch nicht sehr viel mehr Kenntnisse

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Schlechte Karten bekamen nach einer Befragung wegen ihres mangelnden Wissens über das Internet Kinder zwischen 10 und 15 Jahren ausgestellt. Zumindest die britischen Hoffnungsträger der Generation @ seien noch eine Art "Internetnieten", die noch nicht einmal die grundlegendsten Begriffe kennen, auch wenn sie schon im Web herumsurfen.

Immerhin steht nach der Befragung, die für Telewest durchgeführt wurde, bereits bei 85 Prozent der Kinder zwischen 10 und 15 Jahren Zuhause ein Computer, und bei 62 Prozent sind diese auch mit dem Internet verbunden. Wie oft die Kinder nun wirklich auf das Internet zugreifen, war offenbar nicht Gegenstand der Befragung, aber das mangelnde Wissen spricht doch dafür, dass das Internet noch nicht allzusehr interessant für diese Altersgruppe zu sein scheint. Allerdings könnte es ja auch sein, dass die Kinder zwar im Netz herumsurfen und durchaus zu dem kommen, was sie dort machen mögen, ohne deswegen auch schon erklären zu können, wie das alles passiert.

Jedenfalls konnten gerade einmal 29 Prozent der Kinder erklären, was ein Browser ist. Die Erwachsenen schneiden da schon mit 41 Prozent etwas besser ab. Noch weniger konnten richtig beschreiben, was eine Suchmaschine ist, doch hier zeigten sich die Erwachsenen mit 31 Prozent auch gerade viel besser. 55 Prozent wussten allerdings, was Herunterladen bedeutet, während dies nur 54 Prozent der Erwachsenen beschreiben konnten. Mit MP3 konnten erstaunlicherweise nur 11 Prozent der Kinder und 14 Prozent der Erwachsenen etwas anfangen, was nicht notwendigerweise heißen muss, dass sie dann auch keine MP3-Dateien herunterladen und abspielen können. Schließlich kann man auch ein Licht anmachen oder gar eine Lampe anschließen, ohne genau Bescheid zu wissen, was Volt oder Watt eigentlich ist und wie sich Elektrizität physikalisch erklären lässt.

Noch düsterer sah es mit JPEG (8 Prozent) oder gar mit HTML (6 Prozent) aus, obgleich die Erwachsenen hier ebenfalls nur ein paar Prozente darüber lagen. Philip Jansen von Telewest kann da nur im eigenen Interesse - schließlich will man mit einem Flatrate-Angebot "SurfUnlimited" landen -

folgern: "Unsere Befragung ist eine Alarmglocke für die britische Industrie, eine Warnung, dass die Kinder mehr Zugang zum Netz haben müssen, da es zunehmend ein lebenswichtiges Werkzeug in der Schule, Zuhause und in der Industrie wird." Aber, noch einmal, bedeutet der Mangel an theoretischem Wissen noch lange nicht, dass man sich des Internet nicht zu bedienen weiß. Bedenklich ist allerdings, dass Kinder und Erwachsene offenbar in aller Regel nur Oberflächen zu bedienen scheinen, also nicht wirklich eine Internetliteracy besitzen, die sich doch nur auf wenige zu beschränken scheint.

Angeblich benutzen 48 Prozent der Kinder das Internet zum Lernen und zum Herausfinden von Informationen. Das ist ja löblich, klingt aber doch etwas unwahrscheinlich. Zum Schreiben und Lesen von Emails loggen sich hingegen nur 26 Prozent ein. Bei den Erwachsenen dreht sich das Verhältnis um. Hier sagen 49 Prozent, dass Emails ihr Hauptinteresse am Internet ausmache, während für 40 Prozent die Suche nach Informationen vorherrsche. Da kann man sich natürlich auch fragen, was unter Informationen alles fallen könnte ...

Psychologe Peter Kendell hat für das mangelnde Wissen eine kluge Erklärung. Kinder lernen zwar schnell und gehen "flexibel, intuitiv und experimentell" vor, wenn sie Wissen erwerben, aber sie haben einfach zu wenig Zeit und nicht die Möglichkeit, regelmäßig ins Internet zu gehen, um praktisch und ohne Druck praktische Kenntnisse zu erhalten. Wenn Kinder froh sein müssen, in der Woche vielleicht einmal 10 Minuten online sein zu können, dann brauche man sich über ihr mangelndes Wissen nicht zu wundern. Daher sei ein billiger Zugang nötig, bei dem die Kosten keine große Rolle spielen. Womit wir wieder bei Telewest wären ...