Iridium-Satelliten zur Messung der Sonnenwinde

Auch wenn Iridium bislang eine Pleite war, lieferten die Satelliten der Wissenschaft immerhin interessante Daten

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Das Iridium-Satellitentelefonsystem hatte sich als eine der größten Hightech-Pleiten erwiesen. Letztes Jahr meldete Motorola den Konkurs an, dann sollten die Satelliten nach und nach aus der Umlaufbahn entfernt und im Meer entsorgt werden, jetzt will ein neues Unternehmen das System übernehmen. Geld gab es inzwischen vom Pentagon, weil man dort offenbar vor allem wegen der möglichen verschlüsselten Kommunikation angetan ist. Mit den 72 Millionen Dollar für eine unbegrenzte Nutzung durch das Verteidigungsministerium kann das System zumindest noch zwei Jahre lang betrieben werden.

Die Protonaurora der Erde

Für Iridium hatten sich zuwenige Kunden gefunden. Die Telefone waren zu schwer, der Dienst zu teuer. Von der Milliardeninvestition profitiert hatte allerdings die Wissenschaft. Für die Wissenschaftler des Applied Physics Laboratory der John Hopkins University dienten die 74 Satelliten als eine Messstation zur Erfassung der Sonnenwinde.

Von der Sonne rasen die Partikel der Teilchenströme mit einer Geschwindigkeit von bis zu 800 Kilometern pro Sekunde auf die Erde zu. Werden diese Sonnenwinde stark, wenn es zu gewaltigen Protuberanzen auf der Sonne kommt, dann können die hochenergetischen Teilchen zu Störungen bei Satelliten, elektronischen Systemen oder im Stromnetz führen. Die für das Leben tödlichen Strahlen werden von den Magnetfeldern der Erde weitgehend abgelenkt. An Nord- und Südpol können die an sich unsichtbaren Teilchenströme dann als buntes Nord- oder Südlicht gesehen werden.

Die Umlaufbahnen der Iridium-Satelliten überfliegen den Nord- und Südpol. wodurch man mit ihnen die dem Sonnenwind am stärksten ausgesetzten Bereiche der Erde beobachten kann. Die magnetischen Sensoren der Satelliten, die zu ihrer Ausrichtung dienen, können aber, wie Brian. J. Anderson vom Applied Physics Laboratory entdeckt hatte, auch zur Erfassung der minimalen Fluktuationen des irdischen Magnetfeldes verwendet werden, die durch die Sonnenwinde verursacht werden. Anhand dieser Daten lassen sich Richtung und Stärke der Sonnenwinde bestimmen. Auch schnelle Veränderungen können mit dem System aus vielen Satelliten entdeckt werden.

Verbindet man die von den Iridium-Satelliten gewonnenen Daten mit denen des Super Dual Auroral Radar Network (SuperDARN) am Süd- und am Nordpol, mit dem elektrischen Felder der Sonnenwinde gemessen werden, dann lässt sich erfassen, wieviel elektrische Energie auf die Erde einströmt. Oft sind diese Stromflüsse konzentriert an bestimmten Orten, überdies können sie sich schnell verändern. Innerhalb von zwei Stunden ist im März etwa die Stromstärke von 17 Milliarden Watt auf 50 Milliarden Watt angestiegen.