Jugendarbeitslosigkeit in Europa auf Rekordhöhe

Während in den Niederlanden die Jugendarbeitslosigkeit "nur" bei gut 7% liegt, sind es beim Spitzenreiter Spanien schon fast 41%

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In keiner Gruppe wütet die Arbeitslosigkeit so heftig wie unter Jugendlichen und jungen Menschen. Wurde im Februar in der Eurozone eine Arbeitslosenquote von 10% ermittelt, lag sie bei den unter 25-Jährigen schon genau doppelt so hoch. Beim Spitzenreiter Spanien ist sie sogar auf fast 41% angeschwollen, womit bald jeder zweite Jugendliche dort ohne Job ist. In der EU der 27 Mitgliedsstaaten wird Spanien dabei aber noch von Lettland übertroffen.

Schaut man sich die neuesten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat an, dann kann das völlige Versagen der EU bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit festgestellt werden. Schließlich hatte man sich in der EU einst zum Ziel gesetzt, bis 2010 die Jugendarbeitslosigkeit auf 10% zu senken. Saisonbereinigt ermittelte Eurostat nun allerdings für den Februar eine neue allgemeine Rekordarbeitslosigkeit in der Eurozone, die bei 10% liegt. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren war sie aber mit 20% nun schon doppelt so hoch als geplant. Noch deutlicher geht die Schere auseinander, schaut man sich statt der 16 Euroländer die 27 EU-Mitgliedsstaaten an. Wurde im Februar für die EU27 eine Arbeitslosenquote von 9,6% ermittelt, lag sie bei Jugendlichen mit 20,6% schon mehr als doppelt so hoch.

Einsam und abgeschlagen an der Spitze liegt bei der Arbeitslosigkeit in der Eurozone Spanien mit seiner tief abgestürzten Wirtschaft). Saisonbereinigt lag die offizielle Arbeitslosenquote im Februar nach Angaben von Eurostat bei 19%, obwohl die OECD schon für Dezember 19,5% ermittelte. Anders als in Deutschland gab es in Spanien aber keine Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt. Die neuen Zahlen für März zeigen an, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt und mit knapp 4,2 Millionen einen neuen Rekord erklommen hat.

Lag die Jugendarbeitslosigkeit im Februar in Deutschland laut Eurostat bei 10%, verzeichnete Spanien schon eine Quote von fast 41%. Damit waren mehr als doppelt so viele Jugendliche arbeitslos als im Bevölkerungsdurchschnitt. In Spanien wird deshalb von der "generación ni-ni" (Generation Weder-Noch) gesprochen, weil ein guter Teil der Jugendlichen weder einen Job hat, noch einer Ausbildung nachgeht. In Großbritannien nennt man diejenigen, die zwischen die Stühle fallen, NEETS (Nicht in Arbeit und nicht in Ausbildung). Zu dem Phänomen, dass hier eine "No-Future"-Generation heranwächst, die jetzt keine Chance bekommt und deswegen auch später darunter leiden dürfte, gibt es in Spanien sogar schon eine Reality-Show. Die "kippers", die "kids in parents' pockets" steigen ebenso an wie die "boomerang children", die wieder Zuhause einziehen (Macht es ihnen nicht zu gemütlich).

Die große Zahl arbeitsloser Jugendlicher in Spanien, aber nicht nur hier, rührt auch daher, dass junge Beschäftigte in einer Krise meist zuerst entlassen oder gar nicht angestellt werden. Einen Kündigungsschutz gibt es in Spanien praktisch nicht mehr und die Jugendlichen haben meist nur befristete Verträge, die in einer Auftragsflaute nicht verlängert werden. In Ländern wie Spanien ist hohe Zahl von befristeten Beschäftigungsverhältnissen vor allem dafür verantwortlich, dass die Jugendarbeitslosigkeit in der Wirtschaftskrise solche Höhen erklimmt.

Schon 2005 gab es in Spanien fünf Millionen befristete Arbeitsverhältnisse, also so viele Zeitverträge wie in Italien, Großbritannien, Belgien und Schweden zusammen. Bei den unter 30-Jährigen waren es über 50% aller Verträge. Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden im März in Spanien nur knapp 10% aller Arbeitsverträge unbefristet geschlossen, etwa ein Drittel davon waren Teilzeitverträge.

Übertroffen wird Spanien bei der Jugendarbeitslosigkeit in der EU27 nur von Lettland. Dort lag die Jugendarbeitslosigkeit schon im Dezember bei 41,3%. Neuere Zahlen liegen Eurostat noch nicht vor. In keinem anderen EU-Land ist die Rate so stark wie in Lettland gestiegen. Die Jugendarbeitslosigkeit explodierte zwischen dem zweiten Quartal 2008 und 2009 von 9,1 auf 20,9%. Von Februar 2009 bis Dezember 2009 stieg sie von 27,8 auf 41,3%. In Spanien war sie dagegen im Februar 2009 mit knapp 35% deutlich höher als in Lettland.

Insgesamt ist die Jugendarbeitslosigkeit in den baltischen Staaten nun sehr hoch. In Litauen waren es schon im Dezember 30,4% und in Estland 27,5%. Neuere Daten liegen auch in Griechenland nicht vor, das ebenfalls im Dezember bei 27,5% lag. In diesen Bereich fällt aber auch das nächste Problemland. In Italien lag die Jugendarbeitslosigkeit im Februar schon bei 28,2%. Ein Wert, der mehr als drei Mal so hoch ist, wie die durchschnittliche Arbeitslosenquote von 8,5%. Hier ist der Gegensatz zwischen Nord und Süd sehr ausgeprägt. In Süditalien herrschen schon fast spanische und lettische Verhältnisse, denn mehr als ein Drittel der Jugendlichen findet dort keinen Job.

Italien liegt bei der Jugendarbeitslosigkeit nur knapp hinter Irland (28,6%) und noch vor der Ungarn (27,6%). Die Quote in Italien ist allerdings im Februar weiter gestiegen, während sie in Irland und Ungarn im Monatsvergleich leicht gesunken ist. Schlechter als diese drei Länder innerhalb der Eurozone steht noch die Slowakei mit einer Quote von 32% da.

Erstaunlich ist, dass deutlich über dem EU-Durchschnitt auch die nordeuropäischen Länder Schweden und Finnland liegen. In Schweden hatte die Jugendarbeitslosigkeit im Januar mit 26,6% einen Höchststand erreicht, sank im Februar allerdings wieder um 1%. In Finnland ist sie dagegen im Februar auf einen neuen Rekord von 23,7% geklettert. Finnland zeigt, dass eine gute Ausbildung keine Jobgarantie bietet, wie gerne behauptet wird, schließlich wird Finnland als Pisa-Weltmeister gewertet. In Helsinki rechnet man sogar damit, dass sich die Lage im Sommer weiter verschlechtert, wenn neue Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt drängen.

Am besten in der EU schneiden dagegen die Niederlande ab. Mit einer Jugendarbeitslosenquote von saisonbereinigten 7,3% liegt das Land deutlich unter dem Durchschnitt in der EU und der Eurozone. Mit 4% lag aber die allgemeine Arbeitslosenquote ebenfalls sehr deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Auch Österreich und Deutschland liegen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 10% und 10,2% respektive weit unter dem EU-Durchschnitt. Noch