Kämpfer fürs Gute, Kämpfer für den Profit

Seite 3: 9. Disqualifikation (in Reputation und Beruf)

Auch zu diesem Punkt passt ein Zitat aus dem Beitrag des Leopoldina-Mitglieds Michael Esfeld2:

Die Möglichkeit, seine Meinung frei äußern zu können, ohne negative Konsequenzen für die eigene Arbeit befürchten zu müssen, ist in der Tat ein zentrales Element der Wissenschaftsfreiheit. Niemand weiß im Voraus, was sich letztlich als zutreffend herausstellen wird. Deshalb ist es wichtig, allen Hypothesen und Verdachtsfällen ergebnisoffen nachgehen zu können.

"Seit März 2020 hat der moralische Druck angefangen überhand zu nehmen", sagt Volkswirt Christian Kreiß, der von derselben Süddeutschen, für die er 2018 noch Gastbeiträge verfasste, später nur noch auf die Figur des "Maskengegners" reduziert wurde.

"Da wurde man sehr schnell niedergebügelt, und dann überlegt man es sich zweimal, ob man die Ernährung seiner Familie dafür aufs Spiel setzt."

In der Corona- und Klima-Debatte hat der Moralismus Auswüchse angenommen, die nicht nur Sandra Kostner mit religiösem Dogmatismus in Verbindung bringt (siehe auch Sunetra Guptas "Ketzerei" weiter oben). Auf solche Parallelen haben auch der Politologe Hans-Martin Schönherr Mann und der italienische Philosoph Giorgio Agamben hingewiesen.

Aus dieser Perspektive geraten wissenschaftliche Axiome immer mehr zu unbezweifelbaren letzten Wahrheiten innerhalb eines (im doppelten Wortsinn) hermetischen Glaubenssystems, das mit "der Wissenschaft" an sich gleichgesetzt wird.

Wer nicht Teil dieses Systems ist, wird nicht nur als "Wissenschaftsleugner" aus der Glaubensgemeinschaft verstoßen, sondern muss auch um seine weltliche Existenz fürchten.

Das zeigte im Dezember etwa das Beispiel des Pathologen Michael Mörz, der sich dem Verbot seines Arbeitgebers, dem Klinikum Dresden-Friedrichsstadt, widersetzen musste, um dem MDR ein Interview zu geben.

Von Corona-Frevlern wie Mörz, Lütge und Pürner ist es nicht weit bis zur (scheinbar anonymen) Rüge der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot durch die Universität Bonn und dem Rauswurf des Journalisten Patrick Baab aus den Hochschulen in Berlin und Kiel, der unter anderem mit der "journalistischen Scheinobjektivität, mit beiden Seiten zu sprechen [sic]" begründet wurde.