Kann die Kernkraft in Deutschland überleben?

Modell eines Ford Nucleon. Foto: User:EmptyTerms. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das wohl einzige Ziel der Energiewirtschaft besteht darin, möglichst ohne finanzielle Belastung auszusteigen

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Während die Mehrheiten in den deutschsprachigen Ländern mit der Kernkraft weitgehend abgeschlossen haben, gibt es in anderen Ländern durchaus Ideen, wie man der Kernkraft eine Zukunft offenhalten kann. So freut sich die Atomgemeinde auch hierzulande über die Fortschritte, die bei der Entwicklung von Minireaktoren in den USA gemacht werden.

Unter den derzeit führenden politischen Parteien in DACH dürfte es auf absehbare Zeit keine Möglichkeit geben, die Genehmigung für den Betrieb eines gewerblichen Kernkraftwerks zu erhalten. Seit 2002 werden für die Errichtung von Kernkraftwerken zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität keine Genehmigungen mehr erteilt. Und selbst für Kleinstreaktoren scheint man in Deutschland keine Chancen zu sehen.

"Deutschland beteiligt sich nicht an der Entwicklung von Small Modular Reactors (SMR). Nach unserer Kenntnis werden international zahlreiche, überwiegend noch in frühen Entwicklungsstadien befindliche Konzepte für SMR verfolgt. Grundsätzlich erfolgt die sicherheitstechnische Bewertung einer kerntechnischen Anlage im Rahmen der Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren.

Hierfür sind umfassende Kenntnisse zu anlagenbezogenen Auslegungsmerkmalen sowie von standortspezifischen Merkmalen notwendig, die nur der zuständigen atomrechtlichen Aufsichtsbehörde vorliegen. Das deutsche Atomgesetz verbietet nach § 7 Absatz 1 Satz 2 AtG die Erteilung von neuen Errichtungs- und Betriebsgenehmigungen für Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität. " So ein Sprecher des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Minireaktoren ohne deutsche Beteiligung

Minireaktoren kommen heute zwar in der Weltraumfahrt als langlebige Energiequelle zum Einsatz, auf der Erde stoßen sie bislang in erster Linie beim Militär auf Interesse. Innovative Ideen "wie man ein Auto mittels der Umwandlung von radioaktiver Zerfallsenergie antreiben könnte", dürften somit in Deutschland mit ziemlicher Sicherheit nicht realisiert werden, hat man doch in Mitteleuropa schon gravierende Probleme mit der Aufarbeitung eines havarierten Tesla.

Auch dem derzeit in den USA von der Oklo Inc. entwickelten Mikroreaktor mit einer Leistung von 1-2 MW, für den inzwischen zusammen mit dem Idaho National Laboratory erfolgreich Brennelemente-Prototypen hergestellt wurden und dessen Genehmigungsverfahren offensichtlich in Kürze ansteht, dürfte den Sprung nach Deutschland nicht gelingen. Somit kann man hierzulande die erste Anlage, die Anfang der 2020er Jahre in Betrieb gehen soll, nur aus der Ferne betrachten.

Während die Website von Oklo Inc. jetzt nicht gerade durch ein ausführliches Informationsangebot glänzen kann, findet man auf der Seite der 1974 gegründeten U.S. Nuclear Regulatory Commission (NRC) deutlich mehr Informationen über das Oklo-Projekt.

Nachdem die Kernkraft in Deutschland nicht mehr aus Steuergeldern staatlich gefördert wird, hat die Kernkraft-Begeisterung der heimischen Energiewirtschaft deutlich nachgelassen und der BDEW hat die Vertretung der Kernkraft an den Rechtsnachfolger des ehemaligen Kernkraft-Lobby-Verbandes Atomforum abgegeben. Die Begeisterung des Vereins Kerntechnik Deutschland e. V. (KernD) hält sich jedoch sehr in Grenzen.

Es scheint so, als ob einzig der in Dortmund beheimatete Verein Nuklearia e.V. in Deutschland noch die Fahne der Kernkraft hoch hält. So wundert es wenig, dass man für den 29. Dezember 2019 zu einer Klimademo am AKW Philippsburg aufgerufen hat. Zwei Tage danach, am 31. Dezember 2019 wird für das sich seit dem 18. April 1985 im kommerzieller Leistungsbetrieb befindliche Kraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2) die Berechtigung zum Leistungsbetrieb gemäß Atomgesetz (AtG) erlöschen.

Wie die Kernkraft in Deutschland erhalten werden soll, ist nicht absehbar

Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde das ursprünglich an der Grenze gelegene Endlager Gorleben nicht mehr realisierbar. Seither wurde jeder Versuch für ein neues Endlager abgeschmettert. Der Freistaat Bayern, welcher über Jahrzehnte von seinen Kernkraftwerken profitierte, will kein Endlager in seinen Grenzen zulassen, will jedoch auch keine Windkraftanlagen und keine Wasserkraftwerke und zudem keine Übertragungsfreileitungen aus den nord- und ostdeutschen Windfarmen. Man könnte schlicht auf den Gedanken kommen, dass die Politik im Freistaat die Fortführung der Kernkraft erzwingen will.