Klimapolitik: Ohne Gerechtigkeit geht es nicht
- Klimapolitik: Ohne Gerechtigkeit geht es nicht
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IPCC fasst in einem neuen Bericht den Kenntnisstand über Wege zur Vermeidung eines zu starken Klimawandels zusammen
Man könnte mit einer ermutigenden Nachricht beginnen: Die Treibhausgaskonzentration und deren Emissionen war im vergangenen Jahrzehnt zwar so hoch, wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte, aber im Vergleich zum vorhergehenden Jahrzehnt hat sich immerhin die Zunahme der Emissionen verlangsamt.
Das reicht allerdings noch lange nicht, um einen gefährlichen Klimawandel abzuwenden, wie es die Weltgemeinschaft bereits 1992 in der UN-Klimarahmenkonvention vereinbart hat. Spätestens 2025 müssen die globalen Emissionen ihren Höhepunkt erreicht haben, was derzeit zum Glück durchaus realistisch erscheint.
Danach fängt aber die Arbeit erst richtig an, denn bis 2030 müssen die globalen Treibhausgasemissionen bereits um 43 Prozent gesunken sein. Andernfalls wird das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, wie es 2015 in der Pariser Klimaübereinkunft verabredet wurde, nicht mehr einzuhalten sein.
So fasste Jim Skea, Energie-Ökonom am Imperial College in London, am Montagnachmittag bei der Vorstellung des neuesten Berichts des Weltklimarates IPCC die Ausgangslage zusammen. Skea ist Kovorsitzender der dritten Arbeitsgruppe des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), die sich mit den Fragen der Verhinderung des Klimawandels beschäftigt.
Auf dem Weg in eine 3,2-Grad-Welt
Deren Bericht wurde am späten Montagnachmittag, wie berichtet, der Öffentlichkeit vorgestellt. Vorausgegangen waren im vergangenen Jahr ein Bericht über die physikalischen Grundlagen des und vor einigen Wochen einer über die Gefahren des Klimawandels.
Von den notwendigen tiefen Einschnitten ist die Menschheit aber noch weit entfernt, so Skea weiter. Derzeit befinde sie sich auf einem Weg, der eher zu einer um 3,2 Grad Celsius wärmeren Welt führt, vorausgesetzt, die bisher im Rahmen der Pariser Klimaübereinkunft eingegangenen Selbstverpflichtungen werden tatsächlich umgesetzt.
Die Emissionen und damit die Verantwortlichkeiten sind dabei recht unterschiedlich verteilt, wie es im Bericht heißt. 2019 lebten 35 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen durchschnittlich mehr als neun Tonnen Treibhausgase pro Kopf und Jahr emittiert wurden, während 41 Prozent in Ländern lebte, in den die Pro-Kopf-Emissionen unter drei Tonnen lagen.
In Deutschland waren es 2019 nach den Daten des Umweltbundesamtes 9,6 Tonnen pro Kopf und Jahr. Gemeint sind jeweils CO₂-Äquivalente, d.h. die anderen Treibhausgase wie etwa Methan oder Lachgas werden entsprechend ihrer Klimawirksamkeit in CO₂ umgerechnet.
Schluss mit den Subventionen
Diesen erschreckenden Aussichten entsprechend hatte UN-Generalsekretär António Guterres bei der Vorstellung des IPCC-Berichts einen flammenden Appell an die Welt. Die Menschheit befinde sich auf der Überholspur in die Klimakatastrophe. Wir näherten uns geophysikalischen Wendepunkten (tipping points), bei deren Überschreitung ganze Kaskaden von sich selbst verstärkenden Wechselwirkungen angestoßen werden würden.
Die ersten dieser Punkte wie der Verlust der tropischen Korallenriffe oder die Destabilisierung großer Eismassen auf Grönland und Antarktika liegen bereits irgendwo knapp jenseits einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, hatte 2018 ein IPCC-Sonderbericht festgestellt.
Das Tempo der Energiewende müsse sich daher verdreifachen, zumal die neue Technik heute oftmals schon günstiger als konventionelle Kraftwerke sei. Die fortgesetzten Investitionen in fossile Infrastruktur mache die Dinge immer schlimmer, und die Subventionen für fossile Kraftstoffe müssen endlich beendet werden
Klimaaktivisten werden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt, aber die wirklich gefährlichen Radikalen sind jene Länder, die die Produktion von fossilen Brennstoffen weiter steigern.
UN-Generalsekretär António Guterres
Mache Regierungen würden des Sonntags schöne Reden halten, aber werktags ganz anders handeln, meinte der Generalsekretär und könnte damit die Berliner Ampel-Koalition im Blick gehabt haben.
Diese unterstützt nicht nur den Kauf von Pkw, sondern will bekanntlich Flüssiggasterminals bauen, die – sollten die Verpflichtung aus den Klimaverträgen ernst genommen werden – schon nach drei oder vier Jahren Betriebszeit wieder stillgelegt werden müssten. (Die Pressekonferenz mit den Stellungnahmen des UN-Generalsekretärs und einiger Autoren des Berichts wurde aufgezeichnet und ist hier auf Youtube zu sehen.)
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