Klimaschutz: Glasgow ist überall

Wie wir mit der Rettung des Klimas beginnen können: Solarstrom zu Hause fördern, vor allem aber Investitionen in Rüstung und Atombomben stoppen

Warum in die Ferne schweifen, zur UN-Klimakonferenz nach Glasgow, wenn das Gute liegt so nah? Statt ein neues Smartphone zu kaufen, können Sie in der Schweiz etwa Besitzer von einem Quadratmeter einer Solaranlage in Zürich werden. Ein Quadratmeter kostet umgerechnet knapp 240 Euro. Damit ist der Umwelt geholfen.

Milliarden für alternative Energien statt für Rüstung

Und wie wäre es, wenn private Anleger, Nationalbanken, andere Kreditinstitute, Versicherungen und Pensionskassen ab sofort nicht mehr Milliarden in internationale Rüstungskonzerne stecken würden? Wenn diese Milliarden stattdessen dem Bau von Solar-, Wind-, Erdwärme- und Geothermie-Anlagen zugutekämen und zur besseren Wärmedämmung von Häusern?

Laut Ican, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, investierten etwa schweizerische Geldhäuser 2019 ganze 8,983 Milliarden US-Dollar in Konzerne, die Atomwaffen herstellen.

Mit dieser horrenden Summe könnte man für 180.000 Wohnungen auf dem Dach und an den Fassaden Panels installieren für die Strom-, Warmwasser und Heizversorgung, dazu im Keller Warmwasserspeicher und Stromspeicherelemente montieren.

Gesetzliches Finanzierungsverbot von verbotenen Waffen

Die Organisation Ican, Friedensnobelpreisträger 2017, schreibt:

Dass Schweizer Banken Geld in die Weiterentwicklung von Massenvernichtungswaffen investieren, ist umso erstaunlicher, als dies eigentlich verboten ist. Seit der Revision des Kriegsmaterialgesetzes (KMG) vom 1. Januar 2013 gibt es ein gesetzliches Finanzierungsverbot von verbotenen Waffen. Darunter fallen auch Atomwaffen, welche in Art. 7 Abs. 1 lit. a KMG aufgeführt sind.

Bundesgesetz über das Kriegsmaterial

Am 6. Oktober 2017 wurde Ican der Friedensnobelpreis zugesprochen für "ihre Arbeit, Aufmerksamkeit auf die katastrophalen humanitären Konsequenzen von Atomwaffen zu lenken und für ihre bahnbrechenden Bemühungen, ein vertragliches Verbot solcher Waffen zu erreichen".

Das Bundeshaus in Bern scheint sich aber nicht verpflichtet zu fühlen, dass "direkte und indirekte Finanzierungsverbot für verbotene Waffen" durchzusetzen. Das gleiche Phänomen ist auch beim Export von Kriegsmaterial zu beobachten. Dort gibt es seit 1973 sehr strenge Verordnungen und Gesetze, die nicht eingehalten werden, Waffenexporte in Kriegs-, Spannungsgebiete und menschenrechtsverletzende Regime wären verboten.1

Beim Kriegsmaterialexport heißt es dann einfach, zur Aufrechterhaltung einer einheimischen Rüstungsproduktion für die Landesverteidigung seien trotzdem gewisse Exporte zulässig, die eigentlich verboten wären, unter anderem an kriegführende Nato-Staaten, an Regime im Nahen Osten, nach Pakistan, Indien usw.

Militär: Umweltkiller Nummer 1

Vermutlich wird an der UN-Klimakonferenz in Glasgow nicht über die größten Umweltverschmutzer verhandelt, die Armeen. Das Militär wurde seinerzeit als Klimakiller bewusst aus dem Kyoto-Protokoll und aus andern UN-Klimadokumenten, einschließlich der Charta von Paris, ausgeklammert, dies auf Druck der USA und der Nato-Staaten.

Krieg und Militär gehören zu den größten Verbrauchern von Energie und anderen Ressourcen und setzen erhebliche Umweltschadstoffe frei.

Golfkrieg 1991: Verbrannte Erde, karzinogene Uranmunition

Der deutsche Friedensaktivist Reiner Braun schreibt:

Während des Golfkriegs von 1991 zeigten die Öl-Brände in Kuwait und die Freisetzung von Öl im Persischen Golf die Folgen einer Politik der verbrannten Erde. Amerikanische Militärangehörige beklagten sich über das Golfkriegssyndrom, als Folge des Einsatzes von mehr als 1.000 Tonnen Uranmunition, eine radioaktive, besonders durchschlagsfähige effektive Munition, durch das US-Militär.

Reiner Braun

Auch auf dem Balkan setzte die Nato Uranmunition ein, was Soldaten und Zivilisten bis heute an Krebs erkranken lässt. Italienische Soldaten, die nach dem Krieg durch die Uranmunition erkrankten, erhielten Entschädigungen, nicht aber die Zivilbevölkerung in Ex-Jugoslawien, auch nicht die Menschen im Nahen Osten, die früher vergiftet wurden.

Heute existieren nach wie vor 15.000 Atomwaffen mit der vielfachen Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe: Ein Atomkrieg könnte die Atmosphäre so stark verdunkeln, dass das Leben auf der Erde nicht nur gefährdet ist - nuklearer Winter -, das Leben auf der Erde würde unweigerlich zerstört.

1981 Milliarden US-Dollar, so viel Geld investierten Länder weltweit im vergangenen Jahr in ihre Armeen.

Mit einem Bruchteil dieser Militärausgaben könnten Windräder, Sonnenkollektoren und Geothermie-Anlagen gebaut, Häuser wärmegedämmt werden, in den reichen und armen Ländern.

Mit Bruchteil der Militärausgaben Armut beseitigen

Heute hungern 811 Millionen Menschen auf dieser Erde. 41 Millionen stehen am Rande einer Hungersnot, die zum Tod durch Hunger oder Krankheit führen kann.

Mit einem Bruchteil der weltweiten Militärausgaben wäre es möglich, allen Menschen genügend Nahrung, sauberes Trinkwasser zu verschaffen, sie medizinisch zu betreuen und es allen Kindern ermöglichen, eine Schule zu besuchen.

Das Welternährungsprogramm stellt dazu fest:

Die Folgen einer Ernährung, die arm an Vitaminen, Mineralien und anderen Nährstoffen ist, beeinflussen die Gesundheit und die Lebensaussichten von Millionen weiterer Menschen und werfen einen Schatten auf die Zukunft von Gemeinschaften und ganzen Ländern.

Welternährungsprogramm

Das Welternährungsprogramm geht davon aus, dass – obwohl genug Nahrung produziert wird, um alle Menschen auf diesem Planeten zu ernähren – das Ziel einer Welt ohne Hunger, wie es in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und speziell im Ziel 2 festgelegt ist, unerreichbar bleibt.

Grund dafür sei ein toxischer Cocktail aus Konflikten, Klimawandel, Katastrophen und struktureller Armut sowie Ungleichheit: "Im vergangenen Jahr haben die sozioökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie die Situation weiter verschärft, indem Millionen schutzbedürftiger Menschen in eine größere Ernährungsunsicherheit gedrängt wurden."

Um Millionen der hungrigsten Menschen der Welt zu ernähren und Millionen weiteren Menschen zu helfen, mit den Auswirkungen von Konflikten, Klimawandel und tief verwurzelter Armut fertig zu werden, sind jedes Jahr Milliarden von Dollar erforderlich. Der Finanzierungsbedarf des Welternährungsprogramms für 2021 beläuft sich auf 15 Milliarden US-Dollar.

132-mal mehr für das Militär und die Rüstung als für Welternährung

Zum Vergleich: 1981 Milliarden US-Dollar investierten Länder weltweit 2020 in ihre Armeen. Das ist 132-mal mehr als die 15 Milliarden, die das Welternährungsprogramm in diesem Jahr benötigen würde.

Laut Ican gaben die neun Nuklearwaffenstaaten im vergangenen Jahr 72,6 Milliarden US-Dollar (rund 60 Milliarden Euro) für den Ausbau ihrer Arsenale aus. Das ist fünfmal mehr als die 15 Milliarden, die das Welternährungsprogramm in diesem Jahr benötigen würde.

Inflationsbereinigt haben die Ausgaben für die Nuklearrüstung der neun Atomwaffenstaaten 1,4 Milliarden US-Dollar mehr als 2019 betragen.