Können wir uns die Sonderförderung kleiner privater PV-Anlagen noch leisten?
- Können wir uns die Sonderförderung kleiner privater PV-Anlagen noch leisten?
- "PV-Freiflächenanlagen sind umweltschädlich"
- "Kleine Dachanlagen und die Erhöhung des Eigenverbrauchs durch Batteriespeicher sind doch gar nicht unwirtschaftlich, weil ich damit einen finanziellen Gewinn mache."
- "Ein möglichst hoher Eigenverbrauch ist doch gut für das Stromnetz"
- "Da Speicher ohnehin irgendwann für die Erreichung der Klimaneutralität benötigt werden, schadet es nicht, wenn man jetzt schon damit beginnt, sie auszubauen."
- "Ein stark dezentral und verbrauchsnaher Bau von PV- und Windanlagen spart Netzübertragungsverluste."
- "Der im Beitrag genannte Anteil von weniger als 20 Prozent erneuerbare Energien am Primärenergiebedarf klingt schlechter als er ist, da sich der Primärenergiebedarf durch die Effizienzsteigerung der Elektrifizierung verringert."
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Wie der Staat die Energiewende sinnvoller unterstützen kann. Ein Faktencheck zur Telepolis-Forendebatte über den Beitrag "Photovoltaik: Der Irrtum auf dem Dach"
Vor einigen Wochen wurde an dieser Stelle mein Beitrag "Photovoltaik: Der Irrtum auf dem Dach" veröffentlicht. Die drei Kernaussagen dieses Beitrages waren:
- Kleine PV-Dachanlagen sind aus Energiesystemsicht unökonomischer als PV-Großanlagen und Windparks, die dort gebaut werden, wo es viel Wind, Sonne und Platz gibt, aber nicht unbedingt dort, wo Verbraucher in unmittelbarer Nähe sind.
- Der Einsatz von Speichern zum Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch sowie eine Erhöhung des Stromautarkiegrades von Haushalten sind aktuell für das Energiesystem nicht notwendig und sollten deshalb staatlich nicht finanziell gefördert werden.
- Viele Dinge (wie der Einsatz von Speichern oder grünem Wasserstoff), die ab einem Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergiebedarf von etwa 70 Prozent (aktuell liegen wir bei 16 Prozent) beginnen, sinnvoll zu werden, sind vorher im Vergleich zum finanziellen Aufwand wenig wirksam.
Die Reaktionen auf diesen Beitrag kann man grob in vier Kategorien einteilen: Grundsätzliche Zustimmung, konstruktive Kritik, Verständnisprobleme und persönliche Diffamierung. Ich gehe davon aus, dass alle, die an der Diskussion beteiligt waren, darin einig sind, dass Deutschland seine Emissionen so schnell wie möglich reduzieren sollte. Es besteht aber offensichtlich Uneinigkeit darin, auf welche Weise dies am besten erreicht werden kann. Auf einige prinzipielle Verständnisfragen und Kritikpunkte zu meinem Beitrag möchte ich näher eingehen.
Zunächst einmal der Hinweis, dass ich selbst eine 4,5-kWp Dachanlage (ohne Batteriespeicher) besitze. Damit kann ich auch niemanden einen Vorwurf machen, der ebenfalls eine PV-Anlage gekauft hat oder kaufen will.
Die Frage ist für mich aber: Welche Rahmenbedingungen sollte der Staat schaffen, damit wir möglichst schnell möglichst viele Emissionen reduzieren? Inwieweit ist Ökostrom, der von kleinen, teuren dezentralen PV-Anlagen so viel sinnvoller, dass für ihn besonders günstige finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden sollten? Daher hier meine Antworten auf einige Fragen von Leserinnen und Lesern:
"Wir brauchen so viel PV für die Energiewende, dass dazu auch die kleinen PV-Dachanlagen notwendig sind."
Man muss sich im Klaren sein, dass wir zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland etwa eine Verzehnfachung der aktuellen Photovoltaik-Kapazität benötigen. Um diese gewaltige Menge zu vertretbaren Kosten zu erreichen, muss der Anteil an kostenoptimierten Großanlagen sehr hoch sein, ansonsten sprengen die Kosten jeden gesellschaftlich durchsetzbaren Rahmen.
Der bisherige PV-Ausbau wurde zu etwa 85 Prozent von PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als zehn kWp erreicht. PV-Kleinanlagen sind damit eine Ergänzung der Energiewende, sollten aber vom Beitrag her nicht überschätzt werden.
Die höheren Kosten kleiner PV-Dachanlagen in Kauf zu nehmen, ist also grundsätzlich nicht zwingend erforderlich. Die Einbindung von Privathaushalten in die Energiewende hat natürlich den Vorteil, dass Privatleute oftmals geringere Renditeerwartungen als Unternehmen haben.
Um die Energiewende voranzubringen, sind manche sogar bereit, negative Renditen in Kauf zu nehmen. Die Frage ist nur, ob der Staat die knappen finanziellen Ressourcen dazu verwenden sollte, diese eher teureren Kleinanlagen speziell zu fördern und gleichzeitig mit dem Verweis auf die hohen Energiewendekosten die Ausschreibungsmenge von PV- und Windanlagen so stark zu begrenzen und den dafür gewährten Einspeisetarif bei fünf bis sechs Cent je Kilowattstunde zu deckeln.
Die Aufgabe der Fachwelt, Medien und Politik ist es deshalb, diese löbliche private Investitionsbereitschaft in möglichst effiziente Bahnen zu lenken, um damit möglichst viel CO₂ zu reduzieren. Dies könnte neben einer angemessenen Einspeisevergütung beispielsweise auch eine staatlich abgesicherte finanzielle Beteiligungsmöglichkeit an Großanlagen oder die Förderung und Entbürokratisierung von Mieterstrommodellen und der Verpachtung von Dachflächen an Photovoltaik-Investoren sein.