Können wir uns die Sonderförderung kleiner privater PV-Anlagen noch leisten?
Seite 4: "Ein möglichst hoher Eigenverbrauch ist doch gut für das Stromnetz"
- Können wir uns die Sonderförderung kleiner privater PV-Anlagen noch leisten?
- "PV-Freiflächenanlagen sind umweltschädlich"
- "Kleine Dachanlagen und die Erhöhung des Eigenverbrauchs durch Batteriespeicher sind doch gar nicht unwirtschaftlich, weil ich damit einen finanziellen Gewinn mache."
- "Ein möglichst hoher Eigenverbrauch ist doch gut für das Stromnetz"
- "Da Speicher ohnehin irgendwann für die Erreichung der Klimaneutralität benötigt werden, schadet es nicht, wenn man jetzt schon damit beginnt, sie auszubauen."
- "Ein stark dezentral und verbrauchsnaher Bau von PV- und Windanlagen spart Netzübertragungsverluste."
- "Der im Beitrag genannte Anteil von weniger als 20 Prozent erneuerbare Energien am Primärenergiebedarf klingt schlechter als er ist, da sich der Primärenergiebedarf durch die Effizienzsteigerung der Elektrifizierung verringert."
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Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, dass es für den physikalischen Stromfluss und damit auch für die Netzbelastung völlig irrelevant ist, ob eine Photovoltaik-Anlage als Volleinspeiser oder als Eigenverbrauchsanlage angeschlossen ist.
Der Unterschied beider Anschlussarten ist einzig und allein die zählertechnische Abrechnung. Auch bei einem Anschluss als Volleinspeiser wird der von der Photovoltaik-Anlage erzeugte Strom in erster Linie die Haushaltsverbraucher versorgen und nur der überschüssige Strom in das öffentliche Netz abfließen.
Dass sich vor einigen Jahren der Anschluss als Eigenverbrauchsanlage durchgesetzt hat, lag nicht an einem plötzlich gestiegenen Umweltbewusstsein oder dem Bestreben, das Netz zu entlasten, sondern schlicht und einfach daran, dass damals die Höhe des Einspeisetarifes unter die des Haushaltsstrompreises gesunken war.
Damit ist es dann aber auch auf einmal finanziell vorteilhaft, den Eigenverbrauchsanteil seiner Photovoltaik-Anlage zu erhöhen, etwa durch Batteriespeicher. Dabei stellt sich die berechtigte Frage, ob denn dann zumindest diese Eigenverbrauchserhöhung netzdienlich ist oder gar CO₂-Emissionen verringert.
Es ist zwar grundsätzlich richtig, dass die Netzbelastung sinkt, wenn Erzeugung und Verbrauch möglichst ausgeglichen sind. Im Bereich der Privathaushalte ist eine pauschale Erhöhung des Eigenverbrauchsanteils in den allermeisten Fällen für das Netz völlig unnötig.
Das Netz ist für den Worst-Case-Belastungsfall innerhalb eines Jahres ausgelegt, und dieser liegt typischerweise nicht an einem sonnigen Mittag, sondern an einem dunklen Winterabend vor, wo das Potenzial einer Eigenverbrauchserhöhung sehr begrenzt ist.
Ein finanzieller Anreiz für tatsächliche Netzdienlichkeit könnte stattdessen zukünftig beispielsweise durch vom Netzbetreiber dynamisch festgelegte zeitabhängige Stromtarife erreicht werden.
Auch die großen Leitungen im Höchstspannungsbereich zwischen Nord- und Süddeutschland können durch eine Erhöhung des Photovoltaik-Eigenverbrauchs in keiner Weise reduziert werden, da sie in erster Linie für die Übertragung eines tage- oder sogar wochenlangen Überschusses an Windstrom von Nord nach Süd benötigt werden, welcher durch stundenweise Be- und Entladung von Heimspeichern nicht wesentlich reduziert werden kann.