Kohle und Erdöl müssten in der Erde bleiben

Seite 2: Die eigentliche Erwärmung

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An anderer Stelle wird deutlich, dass die Oberflächentemperatur keineswegs das Maß aller Dinge ist, wenn es um die Erwärmung des Planeten geht. Dass sie so oft zitiert wird, liegt eher daran, dass sie eine sehr leicht zu messende Größe ist und daher als eine der ersten flächendeckend erfasst werden konnte. Der Zustand der Ozeane ist da schon schwerer zu überwachen und entsprechend kürzer sind die Zeitreihen.

Dabei verschwinden über 90 Prozent der Energie, die im Klimasystem aufgrund der Zunahme der Treibhausgase gespeichert wird, in den Ozeanen. Die oberen 75 Meter der Weltmeere, so heißt es in der Zusammenfassung, haben sich zum Beispiel seit 1971 um 0,11 Grad Celsius pro Jahrzehnt erwärmt. Das ist fast der gleiche Trend wie in der Oberflächentemperatur. Allerdings muss man dabei bedenken, dass das Wasser eine erheblich größere Masse hat und entsprechend eine größere Wärmeenergie aufnimmt.

In größeren Wassertiefen ist die Entwicklung uneinheitlich und die Datendichte nicht immer ausreichend. So ist es nicht genau auszumachen, ob sich die Erwärmung in den Schichten zwischen Null und 700 Meter in den Jahren 2003 bis 2010 vielleicht im Verhältnis zu den vorhergehenden Zehn-Jahres-Zeitraum verlangsamt hat. In dieser Schicht werden immerhin über 60 Prozent des Energiezuwachses gespeichert, den das Klimasystem durch die veränderte Treibhausgaskonzentration erfährt. 30 Prozent werden in den Schichten darunter gespeichert, die unterschiedlich reagieren.

Zwischen 700 und 2000 Meter verläuft die Erwärmung seit Anfang der 1990er Jahre ungebrochen. In dieser Zeit wurde ein Netzwerk automatischer Tauchsonden installiert, die erstmalig einen dichten Datensatz über den Zustand der Ozeane lieferten. Zwischen 2000 und 3000 Metern Tiefe hat sich hingegen nicht viel getan, und darunter ist wieder eine Erwärmung festzustellen.

Der Meeresspiegel

Die Erwärmung der Wassersäule und die damit verbundene Ausdehnung des Wassers ist übrigens auch einer der Motoren für den Anstieg des Meeresspiegels. Bis in die frühen 1990er Jahre konnte dieser nur an den Küsten gemessen werden, und lange Zeitreihen liegen meist nur aus Nordamerika und Europa vor. Vor 20 Jahren waren jedoch die Satellitentechnik und das mathematische Rüstzeug zur Auswertung der Messungen soweit verfeinert, dass seit dem der Meeresspiegel flächendeckend gemessen werden kann. Nebenbei konnte so auch festgestellt werden, dass die Pegeldaten der Küstenstationen den globalen Meeresspiegel besser wiedergaben, als der eine oder andere Wissenschaftler bis dahin gedacht hatte.

Ähnlich wie in der Oberflächentemperatur zeigt der globale Meeresspiegel viel natürliche Variabilität, aber auch einen klaren Anstieg um 3,2 Millimeter pro Jahr zwischen 1993 und 2010 (siehe Abbildung). Zwischen 1901 und 2010 beträgt der Trend hingegen nur 1,7 Millimeter pro Jahr, was einen deutliche Zunahme des Meeresspiegelanstiegs bedeutet. Wie berichtet gilt es als ausgemacht, dass sich dieser Anstieg weiter erhöhen wird. Da der neue IPCC-Bericht anders als sein Vorgänger den beschleunigten Massenverlust der Eisschilde in einem wärmeren Klima berücksichtigt, liegt die höchste IPCC-Schätzung für den Meeresspiegelanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts bei einem Meter. Die Annahmen, die dem zugrunde liegen, sind allerdings noch immer sehr konservativ.

Jahreszeitliche Schwankungen sind aus den Daten herausgerechnet. Als Nullpunkt wurde der Mittelwert der Jahre 1993 bis 1999 festgelegt. Satelliten, deren Position sehr exakt bestimmt werden kann, messen per Radar ihre Höhe über dem Ozean. Jede vermessene Teilfläche wird alle zehn Tage überflogen. Die Daten werden regelmäßig überarbeitet und verfeinert, unter anderem indem sie mit Pegelmessungen abgeglichen werden. Bild: Nerem, R. S., D. Chambers, C. Choe, and G. T. Mitchum. "Estimating Mean Sea Level Change from the TOPEX and Jason Altimeter Missions." Marine Geodesy 33, no. 1 supp 1 (2010): 435.