MH17: Streit um russische Radarbilder

Seite 2: Niederländischer Justizminister: Radar funktioniert wie ein Leuchtturm

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Auf die Frage, warum auf den russischen Primärradardaten keine Rakete zu sehen ist, antwortet der Justizminister, dass ein Radar ähnlich wie ein Leuchtturm funktioniere und mit seinem Strahl den gesamten Bereich von 360 Grad abscannt. Es könne sein, dass je nach Geschwindigkeit, Größe, Standort und Flugrichtung eine BUK-Rakete vom Radar nicht erfasst wird: "Die Tatsache, dass nichts auf den Radardaten zu sehen ist, bedeutet nicht, dass nichts da war." Von einer Mindestflugzeit habe man keine Kenntnisse. Auf die Frage, ob es bekannt sei, dass das Radar alle 10 Sekunden eine volle Umdrehung machen, verweist der Justizminister wieder auf sein wenig präzises Leuchtturm-Bild. Das hat schon fast die Dimension der "Beweise" von Rumsfeld für die im Irak nach dem Einmarsch nicht gefundenen Massenvernichtungswaffen: Rumsfeld und der Gottesbeweis , Und es gibt sie doch).

Die Amerikaner hätten im Übrigen auf ein Ersuchen nach Radardaten "angemessen geantwortet". Man hat auch keine Zweifel, dass die vom ukrainischen Geheimdienst abgehörten Telefongespräche allesamt authentisch seien. Interessant ist auch, dass die Vereinbarung über das JIT geheim ist, weswegen man nicht sagen dürfe, ob ein Land die Möglichkeit besitzt, die Veröffentlichung von bestimmten Informationen zu verhindern oder diese einem Gericht vorzuenthalten. Das zeugt von geringer Transparenz und provoziert geradezu Misstrauen.

Von Russland veröffentlichtes Radarbild.

Russische Medien griffen natürlich das Thema der Radardaten als gefundenes Fressen auf. Oleg Storchevoy, der Direktor von Rosaviatsia, die Luftfahrtbehörde Russlands, erklärte, es könne nicht sein, dass das russische Radarsystem die Rakete nicht bemerkt hätte. Es könne viel kleinere Objekte als eine BUK-Rakete ausmachen und ihm würde, weil der Abtaststrahl alle 10 Sekunden das 360-Grad-Feld umrundet, kein Objekt, das sich dem Flugzeug annähert, entgehen. Eine Rakete, die so abgeschossen würde, wie die niederländische Staatsanwaltschaft behauptet, würde um die 35 Sekunden unterwegs sein. Das Radarsystem müsste die Rakete, so Storchevoy, zwei- bis dreimal erfassen.

Das russische Radarsystem habe MH17 zuletzt um 13:20:01,87 detektiert, weniger als 1,5 Sekunden vor dem Abschuss, wie aus der Black Box hervorgehe: "Es gab keine 'Ticks' in der Nähe der MH17-Flugbahn, weder 1,5 Sekunden bevor der Katastrophe noch früher. Während 3-4 Umdrehungen wurde nichts registriert." Das würde bedeuten, dass nichts von der östlichen Seite sich dem Flugzeug genähert hat, "wie die offizielle Untersuchung versucht, es darzustellen".

Falls tatsächlich aus dem Osten keine Rakete abgeschossen worden sein sollte, bliebe die Frage, wie und von wo aus die MH17 abgeschossen wurde. Die Argumentation des JIT und des niederländischen Justizministerium erzeugt Misstrauen, weil sie wenig überzeugend ist. Das könnte nur ausgeschaltet werden, wenn gezeigt werden könnte, dass die russischen Radardaten gefälscht sind oder dass die Flugzeit unter 10 Sekunden gelegen hat.