"Maidan-Helden" wittern Verrat
Seite 2: Sorge um "internationales Pro-Ukraine-Bündnis"
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- Ukrainischer Nationalismus: Nichts gehört - nichts gesehen
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In einer Fernsehansprache verurteilte Poroschenko die Angriffe der Demonstranten vor dem Parlament als "antiukrainische Aktion" für welche "alle Organisatoren und politischen Kräfte, ohne Ausnahme" zur "harten Verantwortung" gezogen werden. Der Präsident verurteilte auch die Abgeordneten der ultra-nationalistischen Opposition, die im Parlament die Tribüne blockiert und Tumulte inszeniert hatte, als "verantwortungslos und zynisch".
Wenn die Werchowna Rada nicht für die Verfassungsänderung gestimmt hätte, dann, so Poroschenko, wäre "die internationale proukrainische Koalition in Gefahr gewesen", dann wäre "die Frage der Verlängerung der Sanktionen, welche dem Aggressor (gemeint ist Russland, U.H.) sehr weh tun, von der Tagesordnung verschwunden". Es hätte die Gefahr bestanden, dass die Ukraine "dem Aggressor ganz alleine gegenübersteht".
Poroschenko drückte sein Bedauern aus, dass ein Teil der Abgeordneten aus der (Regierungs-) Koalition, "anstatt ihre brodelnde Energie gegen den äußeren Feind zu wenden", den Präsidenten "und unsere engsten Verbündeten, die USA, Deutschland, Frankreich und die EU angreifen". Er sage nicht, dass es sich bei diesen Abgeordneten um "Agenten Moskaus" handele, aber sie nähmen eine für das Land "gefährliche" Position ein. Einige Abgeordnete hätten nur den 25. Oktober im Sinn. An diesem Tag sollen in der Ukraine Kommunalwahlen stattfinden. Damit spielte Poroschenko auf die Profilierungssucht der Ultra-Nationalisten und Rechtsradikalen an, welche die Regierung als noch härtere Patrioten und Russland-Feinde übertrumpfen wollen.
Die "Adler von Awakow" gegen die "Swoboda-Helden"
Die Proteste der Demonstranten am Montag zeigen, dass der im Winter 2014/15 begonnene Aufstand des Maidan noch nicht zu Ende ist. Sie zeigen auch, dass die Militanz der nationalistischen Demonstranten durch den Krieg in der Ost-Ukraine noch zugenommen hat Ukraine: Militante Nationalisten proben den Aufstand.
Da ist zum Beispiel das Swoboda-Mitglied Igor Gumenjuk. Dieser Aktivist kam zur Demonstration vor dem Parlament mit zwei Granaten direkt von der Front in der Ost-Ukraine, wo er im Freiwilligen-Bataillon "Sitsch" dient. Gumenjuk, der Urlaub genommen hatte, wurde verhaftet, nachdem er eine Granate in die Reihen der Polizei geschleudert und einen Nationalgardisten getötet hatte. Eine zweite Granate trug er bei seiner Verhaftung noch bei sich.
Wie Innenminister Arsen Awakow mitteilte, wurden am Montag 30 Demonstranten verhaftet. Awakow schimpfte, "Tjagnibok (Führer der Partei Swoboda) hat keine Protestierenden vor die Werchowna Rada gebracht, er brachte Banditen, welche unsere Soldaten (gemeint waren die Soldaten des Innenministeriums und die Nationalgardisten vor dem Parlament) töteten und verletzten." Tjagnibok rechtfertigte sich auf Facebook. "Das Gedränge begann, nachdem die "Adler von Awakow" (gemeint sind die Nationalgardisten, U.H.) zum Angriff übergingen, und auf den Porträt-Fotos der Swoboda-Helden, die an der Front fielen, herumtrampelten."
Das Lager der Nationalisten ist gespalten
Eineinhalb Jahre nach dem gewaltsamen Sturz des gewählten Präsidenten Viktor Janukowitsch durch die Maidan-Demonstranten in Kiew, steckt der neue Präsident, Petro Poroschenko, in einer ernsten Klemme. Die radikalen Nationalisten und Rechtsradikalen, die im Februar 2014 eine führende Rolle beim Sturz der Moskau-freundlichen Regierung spielten, stellen sich dem Poroschenko nun mit Gewalt in den Weg.
Sie haben sich im Kampf gegen die Separatisten in der Ost-Ukraine "gestählt" und sehen sich als das Gewissen der Nation gegenüber einer "anti-nationalen" Regierung, die angeblich nach der Pfeife von Moskau, Brüssel und Washington tanzt. Bisher sieht es nicht so aus, als ob Poroschenko diese Geister, deren politische Vorbilder, während des Zweiten Weltkrieges an der Seite der Hitler-Wehrmacht gegen die Sowjetunion kämpften, jemals wieder los wird.